Telenovelas und Seifenopern

Es gibt Tage, da ist man einfach am Anschlag. Bitte keinen Stress mehr. Man sehnt sich nach der berühmten einsamen Insel. Oder nach Rosamunde Pilcher. Ach, jetzt tun Sie nicht so. Niemand gibt gerne öffentlich zu, dass er sich hin und wieder im Verborgenen eine dieser süsslichen Roman-Verfilmungen im TV reinzieht. Die bekannte Schauspielerin Renate Schröter (Bild unten) hat in vielen Rosamunde-Pilcher-Filmen mitgewirkt. Am vergangenen Montag ist sie gestorben. Als ich das Bild der Verstorbenen gestern in der Regenbogenpresse sah, da erinnerte ich mich an einige dieser gefühlvollen Roman-Frauen, denen sie ihr Gesicht zur Verfilmung geliehen hatte. Sie hat nicht nur den Figuren aus den Pilcher-Romanen ihr Gesicht geliehen, sondern auch jenen aus „Der Landarzt“, „Der Bergdoktor“ oder „Tatort“. Es ist keinesfalls  einfach, Drehbücher zu schreiben, die moderne Menschen noch zu Tränen rühren. Man ist ja medial so verwöhnt! Für alle Soap-Kritiker und Soap-Miesmacher sei der Hinweis gestattet, dass Soaps und Telenovelas besser sind als ihr Ruf. Analysiert man nämlich den Aufbau einer derartigen Soap, ich denke jetzt an Endlos-Serien, dann lässt sich schnell einmal der recht kunstvolle Aufbau erahnen. Charakteristisch für Soaps ist, dass mehrere Handlungen (in der Regel drei bis fünf) parallel, bzw. immer wieder abwechselnd, gezeigt werden. Diese „Handlungsstränge“ oder auch „Storylines“ werden in einer Folge jedoch nicht abgeschlossen, sondern in späteren Folgen zwecks Spannungserhöhung fortgesetzt. Es werden pro Folge mehrere dieser Handlungsstränge nacheinander gezeigt, so dass sich ein Geflecht aus nicht abgeschlossenen Handlungen ergibt. Entscheidend dabei ist, dass am Ende jeder Folge mindestens ein offener, sich an einer spannenden Stelle befindlicher Handlungsfaden übrig bleibt, der die Zuschauer dazu bewegt, die Fortsetzung am nächsten Tag einzuschalten. Alles klar? Dann versuchen Sie jetzt, liebe Soap-Kritiker, selber ein Mini-Drehbuch für eine Soap zu schreiben. Sie werden schnell mal feststellen, ganz so einfach ist das nicht. Eben. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal Ihre Mitbewohnerin oder Ihren Mitbewohner dabei überraschen, wie er / sie sich einen „Rosamunde-Pilcher-Film“ reinzieht.