Am Ursprung des Lebens

Woher kommen wir? Wie ist das Leben auf die Erde gekommen? Bis jetzt glaubte man, dass die Sonne oder Blitzeinschläge in eine Ursuppe zur Entstehung von Leben führten. Das stimmt nicht, sagt jetzt William Martin, Biologieprofessor an der Uni Düsseldorf. Seine bioenergetischen Analysen kommen zum Schluss, dass der Ursprung des Lebens in sogenannten Tiefsee-Hydrothermalquellen zu suchen ist. Solche Quellen in der Tiefsee wurden erst kürzlich entdeckt. Chemische Energieträger, die dem Erdinnern entströmten, traten durch diese Tiefsee-Hydrothermalquellen an die Oberfläche. Die spektakulären Ergebnisse von Professor William Martin wurden erstmals von Nick Lane  in Buchform publiziert. Das Buch trägt den Titel „Der Funke des Lebens“.

Was eigentlich macht Leben aus? Wie konnte es aus anorganischer Materie hervorgehen? Das sind zwei der existenziell wichtigsten Fragen, die wir uns stellen können.

Dabei kann die Biologie die Frage danach, was Leben ausmacht, bereits seit Darwin einigermassen verlässlich beantworten: Leben ist die Fähigkeit von Organismen zur Vermehrung. Es findet ein ständiger Reproduktionsprozess statt. Die Selektion innerhalb von Populationen steuert dann alles Weitere.

Schwieriger zu beantworten ist die physikalisch-chemische Frage nach dem Ursprung der ersten lebenden Organismen. Diese Frage ist so schwer zu beantworten, weil die Zeiträume, die rekonstruiert werden müssen, riesig sind: Vor 4,6 Milliarden Jahren entstand der Planet Erde. Eine stabile, abgekühlte Kruste, auf der sich Gewässer bilden konnten, entstand vor 3,9 Milliarden Jahren.

Was genau nun biologische Zellen entstehen liess und warum das Leben so ist, wie wir es kennen, erklärt uns der Wissenschaftsautor Nick Lane in seinem Buch „Der Funke des Lebens“. Er beschreibt, wie es gelang, den Ahnen aller lebenden Zellen zu rekonstruieren. Die Forscher nannten diesen Ahnen LUCA. Gemäss den Forschern um William Martin bewohnte LUCA eine Umgebung, wie man sie von Tiefseeschloten her kennt. Dieser Vorfahre von Bakterien brauchte kein Licht.

Diese Resultate sind schlicht sensationell. Bill Gates jedenfalls soll so begeistert gewesen sein, dass er Autor Nick Lane zu einem Gespräch nach New York eingeladen hat und ihn nun finanziell unterstützt.

Bleibt – gerade heute an Pfingsten – die Sicht der Theologen anzufügen. Nach christlichem Glauben hat Gott sein Universum und auch den Menschen aus dem Nichts erschaffen. Das gelte auch für die Evolution, moniert die Religionswissenschaft. Evolution habe zwar stattgefunden, aber unter der gezielten Planung Gottes. Nur deshalb sei die Welt kein Zufall und kein Chaos, sondern ein Ordnungsgefüge. Wissenschaft und Religion erklären seit Jahrhunderten die Entstehung von Leben gegensätzlich. Rationale Erklärung und christlicher Glaube treffen aufeinander.

Literaturangabe: Nick Lane: Der Funke des Lebens. Energie und Evolution. Theiss, Darmstadt 2017. 382 Seiten.

Zum Bild: Am Ursprung des Lebens in der Tiefsee. Blick auf den Ozean vom Flugzeug aus. Foto: Schnidrig.