Work-Life-Balance

Du möchtest mal mit jemandem einen Kaffee trinken gehen? – Keine Zeit! Du möchtest mal jemanden zu einem schönen Abend einladen? – Keine Zeit! Einfach mal ein wenig tratschen und sich austauschen? – Vergiss es, keine Zeit! Viele von uns führen ein Leben unter Hochspannung. Ganz gleich, was auch immer man tut, es muss mit grosser Intensität getan werden. Wir „intensivistischen Menschen“ stünden ständig in der Pflicht, die Intensität unseres Tuns noch mehr zu intensivieren, philosophiert Tristan Garcia in seinem Sachbuch über das intensive Leben. Der Anspruch der Intensität treibe den modernen Menschen mit Burnout und Erkrankungen an seine Grenzen, gibt sich der Philosoph Garcia überzeugt.

Warum haben wir so oft den Eindruck, dass uns die Zeit fehlt? Wir müssen ständig erreichbar sein und wir verzetteln unsere Kräfte an unzähligen Stolpersteinen, die das moderne Leben uns in den Weg legt. Viele haben ganz einfach verlernt, die richtigen Prioritäten in ihrem Leben zu setzen. Was not tut, das sind neue Arbeitszeitmodelle. Die Frage nach einer funktionierenden Work-Life-Balance stellt sich bei vielen Zeitgenossen. Für die Buch-Autoren Corinna Budras und Pascal Fischer ist ein gutes Zeitmanagement der gute Weg, der zu einer ausgeglichenen Work-Life-Balance führt.

Wie lässt sich eine gute Balance herstellen zur Arbeit? Den Menschen der Romantik ist dies erstmals gelungen. Sie haben der Intensität der Arbeit eine ebenso hohe Intensität der Empfindungen gegenübergestellt. Erlebnisse in der Natur können für den Menschen der Romantik diese Balance schaffen, ein Spaziergang in einer Vollmond-Nacht zum Beispiel oder ein Aufenthalt fernab von Lärm und Alltagstrott.

Auch intensive Musik kann die Work-Life-Balance ankurbeln, allen voran sind es die Rockmusiker, die mit ihren Gitarren über die Bühnen touren und mit ihren Rhythmen zum Alltagsleben einen Kontrapunkt setzen.

Für Kopfarbeiter und Schreibtischtäter allerdings empfiehlt sich ein physischer, körperbetonter Ausgleich. Laufen zum Beispiel. Unser Gehirn ist für ein Leben als Jäger und Sammler optimiert. Heute leben wir jedoch in einer total anderen Welt. Dies führe zu systematischen Denkfehlern, hält Rolf Dobelli in seinem Bestseller „Die Kunst des klaren Denkens“ fest.

Sich laufend (!) immer wieder verbessern und neu erfinden – dies ist wohl eines der wirksamsten Rezepte für Gestresste und Ausgebrannte.

Literatur: Tristan Garcia: Das intensive Leben. Eine moderne Obsession. Suhrkamp Verlag, 216 Seiten. Und: Corinna Budras, Pascal Fischer: Wer hat an der Uhr gedreht? Verlag C.H.Beck, 199 Seiten.

Zum Bild: Sich laufend neu erfinden – ein wirksames Rezept für Kopfarbeiter. Foto: Schnidrig.