Mut zum Schreiben!

Sie macht Mut zum Schreiben: Die Lyrikerin Jolanda Brigger-Ruppen. Sie wohnt in Grächen und ist eine pensionierte Tourismusfachfrau. Sie durfte bereits den Kulturförderpreis der Raiffeisenbank Mischabel Matterhorn entgegennehmen und auch einen Anerkennungspreis der Vereinigung der Walliser Autorinnen und Autoren deutscher Sprache WAdS. Die Vereinigung WAdS hat soeben einen Sammelband mit Oberwalliser Gegenwartsliteratur herausgegeben. Darin ist Jolanda Brigger-Ruppen gleich mit drei Gedichten vertreten. Ich durfte mich mit ihr unterhalten.

Jolanda Brigger-Ruppen schreibt kritische und ironische Gedichte. Eines ihrer Gedichte heisst „Voller Einsatz für das Wallis“ und ist im Sammelband „Talwind II“ erschienen. Das Gedicht strotzt vor Ironie und vor gesunder Kritik am ach so verhätschelten Wallis:

Heissa, voller Einsatz für das Wallis! / Roggenbrotchips entdecken, / sich berühren lassen und dem Brunner Toni / eine Ringkuh verkaufen, die man melken kann, / und zjuchheissa, den Saasermutten nachlaufen / bis zum Gratzug hinauf, / und wie ins Herz gemeisselt den Wolf verfolgen! / Dann mal Quecksilber suchen oder eine Königin / mit Schafen beglücken. Holla! Ihr da, die ihr nicht / den FC Sitten anfeuern wollt, geht, geht wenigstens / lismu und häklu wie das Bisiwetter! /  Juchhe! Voller Einsatz für das Wallis! / Hä? Das Entscheidende / ist doch: einen über den Durst / mit Bier vom Braumeister, / der immer mit meiner Schwester …

Juchhe! Das ist mal ein wunderbar selbstkritisches Walliser-Gedicht! Ob sie eine dichterische Ader habe für derart kritische und ironische Gedichte, wollte ich von Jolanda Brigger-Ruppen wissen. Die Antwort: Ja! Tatsächlich entspringe das Schreiben derartiger Gedichte ihrer Lieblingsader. Sie dichte sehr gerne und kritisch über aktuelle Themen wie Klimawandel oder Heimatschutz, gestand sie.

Immer wieder versucht Jolanda Brigger-Ruppen, Neues und Experimentelles in ihre Dichtkunst einzubringen. Dabei ist sie bereits eine arrivierte und routinierte Lyrikerin. Bereits vor elf Jahren war sie im Sammelband „Talwind I“ vertreten. Damals konstruierte sie noch visuelle Gedichte, die auch optisch höchst interessante Formen aufwiesen. Die Liebe der Dichterin zur experimentellen Poesie ist bis heute geblieben. Früher, da hatte sie noch Gedichte so herkömmlich mit Reim und Vers geschrieben, klassische Gedichte auch, wie zum Beispiel Sonette. Seit dreissig Jahren bereits schreibt sie Gedichte, und immer wieder und immer noch probiert sie Neues aus.

Die erfahrene Lyrikerin macht uns allen Mut. Nicht wenige schreiben heute zwar zu Hause im stillen Kämmerlein. Meistens bleiben die schönen Texte dann aber in irgendeiner Schublade eingeschlossen. Die Autorinnen und Autoren trauen sich mit ihren Werken nicht an die Öffentlichkeit. Für all diese heimlichen Poeten hat Jolanda Brigger-Ruppen einige Ratschläge parat: Man müsse immer nach einem Sprungbrett Ausschau halten, rät sie. Sie habe viel im Internet nach guten Adressen gesucht, an die sie ihre Texte habe schicken können. Auch an Literatur-Wettbewerben habe sie regelmässig teilgenommen.

Auch wenn es für den grossen „Gump“ mitten hinein in den grossen Literaturbetrieb noch nicht gereicht habe, wie sie mit einem Augenzwinkern gesteht, findet Jolanda Brigger-Ruppen vor allem folgendes wichtig: Dranbleiben, weitermachen und niemals aufgeben!

Text und Foto: Kurt Schnidrig