Auch Tiere brauchen Liebe

Als ungeliebtes Kind habe sie die Liebe zu Tieren entdeckt, sagt Susy Utzinger. Ihrem Engagement verdanken Tausende von Tieren in unserem Land ein würdiges Dasein. Seit 25 Jahren setzt sie sich nicht nur für Hunde, Katzen und Pferde in unserem Land ein, sondern auch für Strassenhunde in Rumänien, Ungarn und Afrika. Für Kapuzineraffen und Wickelbären in Peru. Für Esel und Kamele in Ägypten. Zehntausende von Tieren hat sie gerettet. Darüber hat sie ein Buch geschrieben. Es heisst „Heimatlos“, und liest sich wie das Tagebuch einer Tierschützerin. Ich durfte Susy Utzinger vergangene Woche in Bern erleben (Bild).

Heimatlos fühlte sich Susy Utzinger auch selber, heimatlos sind nicht nur die Tiere, für die sie sich einsetzt. Selber habe sie eine schwierige Kindheit erlebt, in ihrer Familie sei sie sich unerwünscht vorgekommen. Ihre Rettung in diesem lieblosen Zuhause seien die Vierbeiner gewesen, gesteht sie. Die Haustiere spendeten ihr Trost und Geborgenheit. So konnte sie schon als Kind viel Mitgefühl entwickeln für Tiere, und insbesondere auch für leidende Tiere. Um den leidenden Tieren nachhaltig helfen zu können, liess sich Susy Utzinger zur Tierpsychologin ausbilden. Mit ihrer Organisation unterstützt sie heute 300 Tierheime.

Die „Susy Utzinger Stiftung für Tierschutz“ hat ihren Sitz in Kohlbrunn. Die Stiftung verfügt über ein Schulungszentrum, ein Sekretariat und ein riesiges Warenlager. Von hier werden Einsätze in aller Welt organisiert. Es gibt da viel Arbeit hinter den Kulissen zu erledigen. Vorab die Auseinandersetzungen mit Menschen, die Tiere misshandeln. Wo fängt Tierschutz an? Susy Utzinger setzt sich durchaus auch kritisch mit dem Tierschutz auseinander. Besonders die Unterscheidung zwischen seriöser und unseriöser Tierschutzarbeit sei heute schwierig, gibt sie zu Protokoll.

In ihrem Buch erzählt Susy Utzinger Tiergeschichten, die unter die Haut gehen. Sie erzählt auch von Menschen, die Dutzende von Tieren gewissermassen als Menschen-Ersatz in ihrer Wohnung horten. Auch Horror-Geschichten über Welpen-Farmen in Ungarn oder über Tötungsstationen wecken die Anteilnahme des Lesers. Susy Utzinger schreibt jedoch trotz allem: „Wut und Entsetzen sind keine lähmenden Kräfte für mich, sondern ein Treibstoff, um weiterzumachen“.

Die Tierschutzpionierin hat einen unglaublichen Tatendrang. Meist ist sie in Sportkleidung, hat die blonden Haare hochgesteckt und peilt ungeduldig die nächsten Ziele an. Es stehen Auslandeinsätze an, Tierheimoptimierungen in der Schweiz, die Inbetriebnahme eines Tierheim-Hospitals in Rumänien, Fachtagungen und Vorträge. In Bern sagt sie zu uns unverblümt, man müsse halt „das Füdli lupfe und vor Ort gehen“. Das tut sie beispielsweise auch während der Ferienmonate, wenn aus Ländern wie Peru immer wieder Reptilien wie Schildkröten eingeschmuggelt werden.

Viele von uns tragen wieder Pelz. Häufig sind es nur kleine Pelzteile. Gerade in diesem Winter tragen viele kleine Pelzteile an Kapuzen und Wintermänteln. Das sei für sie als Tierschützerin ein „Hardcore-Problem“, sagt Susy Utzinger. Denn auch für kleine Pelzteile an unserer Winterkleidung müssen Tiere unter grossen Qualen sterben. Leider seien inzwischen echte Pelze sogar kostengünstiger als Kunstpelze, sagt die Buch-Autorin.

Hat Susy Utzinger auch einen persönlichen Gewinn aus ihrer Arbeit? „Ich habe über den Tierschutz Vertrauen in die Menschen gewonnen“, sagt sie. In ihrem Buch „Heimatlos“ ist auch der Satz zu lesen: Tierschützerin ist der schönste Job der Welt. Auch wenn er manchmal hart ist“.

Text und Foto: Kurt Schnidrig