Weltliteratur im Oberwallis

„Nicht von dieser Welt“. So heisst der Weltbestseller von James Baldwin. Soeben ist er als Neuerscheinung herausgekommen. James Baldwin ist einer der bedeutendsten afroamerikanischen Schriftsteller. Während der Jahre 1951-1953 hat er in Leukerbad gelebt. Dort schrieb er im Chalet seines damaligen Partners, dem Maler Lucien Happersberger. Erst kürzlich hat die Künstlerin Sasha Huber ein Porträt von James Baldwin direkt auf die Fensterläden des Chalets in Leukerbad gemalt (Bild).

James Baldwins literarische Werke sind ein Plädoyer gegen den Rassismus. Er engagiert sich für die Rechte der Afroamerikaner, insbesondere auch für deren Kirche. Den Roman hat James Baldwin zwar schon 1953 geschrieben. Damals war er noch keine dreissig Jahre alt. Heute steht das Werk auf der Liste der hundert besten Romane des 20. Jahrhunderts.

James Baldwin fordert Gleichberechtigung für alle Menschen dieser Welt, egal welcher Hautfarbe sie auch sind. Im autobiographisch gefärbten Roman geht es um eine tragische Familiengeschichte. Die Geschichte zeigt, wie lange und beschwerlich der Weg in die Kirche für eine afroamerikanische Familie damals war, und was es damals alles brauchte, bis seine eigene Familie in die Kirche aufgenommen werden konnte. Das Leben in der strenggläubigen Familie gestaltete sich als äusserst schwierig.

Im New York der Fünfziger Jahre war das Leben einer afroamerikanischen Familie ein Wagnis mit unsicherem Ausgang. Bei der literarischen Verarbeitung dieses Lebens zeigte sich das schriftstellerische Talent von James Baldwin in allen seinen Facetten. Er versteht es, den letzten Winkel der menschlichen Seele auszuleuchten. Beim Lesen lässt sich der Schmerz erahnen, der den Autor zum Schreiben zwang. Der Protagonist im Roman wächst auf als uneheliches Kind und ohne leiblichen Vater. Seine Mutter kommt mit dem dreijährigen Jimmy aus dem Süden nach New York und heiratet einen Geistlichen.

Den Hintergrund gibt New York während der „Great Depression“ ab. Baldwins Familie hatte kaum Geld. Die Mutter verdiente sich das Allernötigste als Putzfrau in den Häusern der Weissen. Der kleine James bekam kaum eine Chance auf ein anständiges Leben. Bis heute hat der Roman von James Baldwin den Stoff geliefert für Kinofilme.

Moderne Kinofilme wie „Moonlight“ basieren auf dem Roman-Erstling von James Baldwin. Im Jahr 2017 brachte der Film dem Regisseur Barry Jenkins einen Oscar ein. Dies mag ein Beweis dafür sein, dass James Baldwins Plädoyer gegen Rassismus und für Gleichberechtigung bis heute nichts an Brisanz eingebüsst hat.

Text: Kurt Schnidrig. Foto New York: Kurt Schnidrig. Foto James Baldwin: Quelle Sasha Huber/rro.