Ratschläge zum Schulanfang

Nicht die Klassenbesten haben langfristig Erfolg. Die Schulnoten sind nicht entscheidend. Gut lesen und schreiben können ist das Wichtigste. Und es kommt zudem auf das richtige Verhalten der Schüler an. Dies ergab eine aussagekräftige Studie der Universität Tübingen, für die Daten von 350’000 Schülern ausgewertet wurden. Der heutige Druck, in der Schule in allen Fächern zu brillieren, kann zudem zu ungesundem Perfektionismus führen, ergänzt eine weitere Studie aus der Psychologie. (Quellenangaben am Ende dieses Blog-Eintrags).

Was sagen die Schulnoten aus? Der langfristige berufliche Erfolg ist häufig nicht dem Klassenprimus vorbehalten. Nicht die Note zählt. Vor allem kommt es auf das richtige Verhalten an: Schülerinnen und Schüler, die Verantwortungsbewusstsein ihren Mitschülern gegenüber zeigen, und die es schaffen, die Motivation und das Interesse an der Schule zu behalten, und die zudem gut lesen und schreiben können, tun genug für ihren langfristigen beruflichen Erfolg im späteren Leben. Dieses erstaunliche Ergebnis zeigte sich 11 und 50 Jahre nach dem Highschool-Abschluss der Probanden. Dieser Befund ergab sich unabhängig vom  Intelligenzquotienten, vom sozioökonomischen Status der Eltern sowie von anderen  Persönlichkeitsmerkmalen.

Weiche Faktoren werden zunehmend wichtiger. Die Ergebnisse der neusten Studien unterstreichen die Wichtigkeit der sogenannten „emotionalen Intelligenz“. Besonders für den Unternehmenserfolg scheint der EQ (die emotionale Intelligenz) viel bedeutsamer zu sein als der reine IQ. Entscheidend für den EQ sind die „weichen Faktoren“. Immer mehr Manager und Führungskräfte gehen von der Erkenntnis aus, dass weiche Faktoren einen grossen Einfluss haben auf die Performance des gesamten Unternehmens, und dass weiche Faktoren sich sogar auf den Gewinn auswirken. Als weiche Faktoren werden all jene Aspekte bezeichnet, die nicht monetär sind. Dazu gehören beispielsweise die Motivation, das Engagement, die Kommunikation, die Mitarbeiterzufriedenheit und die Unternehmenskultur.

Perfektionismus macht krank. Der heutige Druck, auf hohem Niveau etwas zu leisten, wird häufig bereits in den Schulen grundgelegt. Die perfektionistischen Gedanken setzen sich nach der Schulzeit fort: Man möchte am Arbeitsplatz perfekt sein, man möchte den perfekten Partner haben, man möchte das perfekte Leben führen. Diese Haltung mündet nur allzu oft in einem ungesunden Perfektionismus. Wer höchste Ansprüche an sich stellt und in ständiger Sorge lebt, Fehler zu begehen, der riskiert ein Burnout. Perfektionisten neigen zudem zu Depressionen. „Selbstmitgefühl“ kann in dieser Situation heilsam sein. Es gilt, dem inneren Kritiker mit Mitgefühl zu begegnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie aus der Psychologie, die auf Daten von 540 Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren beruht.

Ratschläge zum Schulanfang. Lassen sich für unsere Kinder und Jugendlichen aus diesen aktuellen Studien auch Ratschläge zum Schulanfang ableiten? Es sind wohl vor allem diese: Schüler sollten trotz leistungsfordernder Gedanken in schwierigen Momenten achtsam und liebevoll zu sich selber sein. Studierende sollten eigene Misserfolge als Teil der menschlichen Entwicklung sehen. Selbstmitgefühl und Achtsamkeit sind ein gesunder Weg, um dem Perfektionismus und den überrissenen Ansprüchen zu genügen. Das Wichtigste ist aber: Nett zu sich selber sein!

Text und Foto (Symbolbild): Kurt Schnidrig.

Quellenangaben. Marion Spengler u.a.: How you behave in school predicts life success above and beyond Family background, broad traits, and cognitive ability. Journal of Personality and Social Psychology, 2018. Und: M. Ferrari u.a.: Self-compassion moderates the perfectionism and depression link in both adolescence and adulthood. PLOS ONE, 2018.