Magische Mittsommernacht

Am 21. Juni ist Mittsommer, die kürzeste Nacht steht bevor. (Bild: Kurt Schnidrig)

Die Mittsommernacht gilt als magisch und zauberhaft. Früher glaubte man, dass in der kürzesten Nacht des Jahres Elfen tanzen und Trolle hinter den Bäumen stehen. Im hohen Norden sammelt man noch heute den Morgentau der kürzesten Nacht in einer Flasche, denn man glaubt fest daran, dass er kranke Tiere und Menschen heilen könne.

Das Mittsommerfest gilt in den nördlichen Ländern als das zweitgrösste Fest nach Weihnachten. In den skandinavischen Ländern wird es in den Nächten rund um den 21. Juni kaum dunkel. Die Nordländer bezeichnen die kurzen Nächte deshalb als „Weisse Nächte“. Während dieser Nächte ist das Brauchtum besonders lebendig. Und natürlich bietet die Magie der Mittsommernacht auch reichlich Gesprächsstoff, der sich in zauberhaften Geschichten niederschlägt.

Unverheiratete Mädchen pflücken in der Mittsommernacht sieben Sorten wilder Blumen von sieben verschiedenen Wiesen, die sie dann unter ihr Kopfkissen legen. Dann sollen sie von dem Mann träumen, den sie heiraten wollen. Sie müssen aber beim Pflücken unbedingt ganz still sein und sie dürfen niemandem erzählen, vom wem sie geträumt haben, sonst geht der Traum nicht in Erfüllung.

In der Mittsommernacht pflücken unverheiratete Mädchen sieben Sorten wilder Blumen…
(Symbolbild: Kurt Schnidrig)

Blumen pflücken und von der Liebe träumen. Die schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren schildert in ihren Jugendbüchern ausführlich den Brauch des Blumenpflückens in der Mittsommernacht. Junge Mädchen sollen in der kürzesten Nacht folgende sieben Blumen sammeln: Klee, Margeriten, Glockenblumen, Veilchen, Wollgras, Vergissmeinnicht und Wiesen-Lieschgras. Aber – wenn es denn sein muss – tun es auch alle anderen Blumenarten. Legt man sie anschliessend unters Kopfkissen, lässt sich vortrefflich vom zukünftigen Liebhaber träumen.

Ein Sommernachtstraum (englisch: A Midsummer Night’s Dream) ist der Titel einer Komödie von William Shakespeare. Shakespeare hat dieses Stück im antiken Athen und in einem angrenzenden Wald angesiedelt. Erzählt wird von der Hochzeit eines Herrscherpaares. Die erzählte Zeit umfasst drei Tage und drei Nächte an Mittsommer. Erstmals wurde der „Sommernachtstraum“ um 1598 uraufgeführt und erschien dann um 1600 im Druck. Das Shakespeare-Stück ist heute ein Klassiker bei Schul- und Laientheaterinszenierungen.

Mittsommermord in der Mittsommernacht – der Gegensatz fasziniert die Krimi-Autoren.
(Symbolbild: Kurt Schnidrig)

Lärmen und Trinken. Die Nordländer sind überzeugt, dass exzessiver Genuss alkoholischer Getränke in der Mittsommernacht die bösen Geister vertreibt. Das Lärmen und Trinken soll Glück bringen und für eine gute Ernte sorgen. An Mittsommer isst man die ersten Jungkartoffeln. Sie werden zusammen mit Hering, Sauerrahm und Käse serviert. Während des Essens kippt man mehrere Gläser voll Schnaps in sich hinein, und zwar trinkt man die Gläser am besten auf Ex aus.

Mittsommermord. Ein Festgelage in der Mittsommernacht bildet den Rahmen für den berühmten Krimi „Mittsommermord“ des schwedischen Schriftstellers Henning Mankell. Sein Kommissar Kurt Wallander ist Kult, der „Mittsommermord“ ist sein achter Fall: In einer Mittsommernacht feiern und festen drei Jugendliche in einem Naturschutzgebiet. Sie haben sich verkleidet. Was ein harmloses Rollenspiel in der mythenumrankten Mittsommernacht hätte werden sollen, artet in ein Mordkomplott aus. Wanderer erschaudern, als sie am Morgen nach der Mittsommernacht auf die drei leblosen Körper der Jugendlichen stossen. Sie sind noch mit Miedern, Hemdkrausen und Perücken herausgeputzt. Sie wurden Opfer eines Verbrechens. Zur gleichen Zeit wird Kommissar Wallanders Kollege mit zerschossenem Gesicht in seiner Wohnung aufgefunden. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Fällen? Kurt Wallander stürzt sich mit dem Mut der Verzweiflung in die Ermittlungen.

Vorsicht ist geboten. Die Mittsommernacht birgt mannigfache Gefahren. Man sollte in der kürzesten Nacht des Jahres nicht in einem See baden. Dort lauert nämlich der Wassergeist Neck, der spielt auf seiner Geige und lockt die Feiernden ins Wasser bis sie ertrinken…

Tatsache ist, dass es während der Mittsommernacht zu besonders vielen Unfällen kommt. Schuld daran ist allerdings wohl nicht der Wassergeist Neck, sondern der übermässige Konsum von Alkohol. Also vielleicht doch lieber den Rat der unverheirateten Mädchen befolgen: In der Mittsommernacht sieben verschiedene Blumen sammeln, sie unter das Kopfkissen legen und von der Liebe träumen…

Text und Fotos: Kurt Schnidrig