Lukas Imseng & Globi: Ein Bäckermeister als Co-Autor

Lukas, der Bäcker und Hotelier, hat sich die berühmteste Comics-Figur als Gehilfen auserkoren.
(Fotos: Kurt Schnidrig)

Der Saas-Feer Bäckermeister Lukas Imseng und sein Gehilfe Globi stellten ihr neues Backbuch für Kinder ab 6 Jahren in der Buchhandlung ZAP vor. Seit Kindesbeinen an ist Lukas ein begeisterter Leser und hat nun in Zusammenarbeit mit dem Globi-Verlag nun schon sein drittes Buch als Co-Autor herausgebracht: Globis Winterbackbuch. Dem Backbuch lassen sich Rezepte entnehmen für Leckeres von Weihnachten bis zur Fasnachtszeit. Wie lassen sich Speisen mit Weihnachtsgewürzen derart verfeinern, dass sie eine festliche Stimmung verbreiten? Wie kann man weisse Schokolade selber herstellen? Dies sind nur einige Beispiele für überraschende Koch- und Backanleitungen, die Lukas und sein Gehilfe Globi auf amüsante Art auf besonderen Themenseiten vermitteln.

Mütter mit ihren Kindern warten geduldig auf Globi und seinen Meister Lukas, der Globi-Zeichnungen zum Ausmalen verteilt.

Das Geheimnis des Erfolgs. Dass die Globi-Geschichten ausgemalt werden können, und sich die Verse dem Leser dauerhaft einprägen, ist nur die eine Seite des Erfolgs der Globi-Bücher. Viel wichtiger ist, dass Globi ein liebenswerter Lausbube ist, der über eine gehörige Portion Humor verfügt. Zusammen mit Globi können die Kinder nicht nur Abenteuer erleben und gute Taten vollbringen. Mit lustigen Streichen sprengt er oft lustvoll die Grenzen des gesellschaftlichen Korsetts. Die Globi-Figur hat sich seit ihrem ersten Erscheinen in „Globis Weltreise“ im Jahr 1935 immer wieder selber neu erfunden. Weil sich Globi an den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder jeder Epoche orientiert, hat die Globi-Idee zeitlos überlebt.

In seinen ersten Lebensjahren ging Globi oftmals als leibhaftige Figur unters Volk, so wie aktuell als Gehilfe von Bäckermeister Lukas.

Eine märchenhafte Karriere. Globi ist das Produkt einer Marketingidee. Die Comics-Figur wurde kreiert anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Schweizer Warenhauses Globus. Es war im Jahr 1932, als der damalige Globus-Werbechef J.K.Schiele die Idee zur Kreation der Globi-Figur hatte. Der Zeichner Lips verlieh Globi die unverwechselbare Gestalt: Grosser gelber Schnabel, schwarzrot karierte Hose, eine Baskenmütze auf dem Kopf. Heinrich Läser, Verkaufsleiter bei Globus Basel, verlieh ihm den Namen und Alfred Bruggman erfand die einprägsamen Verse dazu. Damals, als es noch kaum Unterhaltung für Kinder gab, war der Werbefeldzug des Warenhauses Globus von Erfolg gekrönt. Die Masche zog und das Warenhaus Globus wurde überrannt von begeisterten Kindern.

Die ersten Globi-Bücher in den 1940er Jahren waren schwarzweiss, die Kinder durften die Bilder bunt ausmalen. Lukas liess die Kinder an der Buchpräsentation ebenfalls Globi-Bilder ausmalen.

Ein erfolgreicher Prototyp. Im Jahr 1938 erschien mit „Globi junior“ der zweite Band, der gleich zu einem Prototypen avancierte. Bis heute hat der Globi-Verlag die formalen Kriterien gleich belassen: jede Doppelseite eine Bildergeschichte in 6 Episoden, zu jedem Bild ein vierzeiliger Vers in Trochäen. Die ersten zwei Zeilen weisen acht, die zwei letzten bloss noch sieben Silben auf. Die Globi-Figur tritt in den Büchern in verschiedener Gestalt auf: als Draufgänger, als Lausbube oder auch als cleverer Schlingel. Er durfte in den Anfängen das tun, was autoritär erzogenen Kindern bei Strafe verboten war: Globi behält immer das letzte Wort, er setzt sich gegenüber autoritären Erwachsenen ungeniert mit seiner kindlich-naiven Art durch.

Heute seien Sachinformationen gefragt, die in Globi-Abenteuer verpackt sind, glauben die Macher der Globi-Bücher. Zum Beispiel: Wie stellt man Gutes aus Teig her?

Sachinformation, verpackt in Globi-Geschichten. Globi bei der Post, bei der Bahn, beim Fernsehen, beim roten Kreuz… solche intimen Einblicke hinter die Kulissen sind bei Jung und Alt beliebt. Immer noch gehen jährlich rund 200’000 dieser klassischen Globi-Bücher über den Ladentisch. So trifft Lukas mit „Globis Winterbackbuch“ voll ins Schwarze. Das Wichtigste ist, dass zu jedem Sachthema auch eine lustige Geschichte erzählt werden kann.

Globi macht mobil… früher als Schläger mit den Fäusten, heute als Ideengeber für kreatives Arbeiten.

Globi macht mobil. Der Applaus der Lehrer-Gilde zu den Globi-Büchern blieb lange Zeit aus. Die Globi-Figur war früher nicht eben ein Vorbild für die Jugend: Globi prügelte sich oft, er rauchte Zigarren und trank Wein. Auch Globis zupackende Art kam gar nicht immer gut an, er löste Konflikte gern auch mal mit den Fäusten. Auch rassistische Töne waren unüberhörbar, dann etwa, wenn Globi durch den Urwald spaziert, an der einen Hand ein „Negerkind“, an der anderen ein Äffchen. Was damals zur Zeit des Kolonialismus den Zeitgenossen als lustig erschien, erntet heutzutage harsche Kritik. Die Menschenrechtsorganisation Erklärung von Bern warf den Globi-Büchern auch schon Rassismus vor. In den 90er Jahren überarbeitete der Globi-Verlag, der heute zu Orell-Füssli gehört, diese alten Bücher. Was geblieben ist, das ist die Liebe der Kinder zu Globi dem Alleskönner, der auch in den heikelsten Lebenslagen noch einen Ausweg weiss. So gesehen, sind Globi-Bücher auch heute noch echte Mutmacher-Literatur.

Lukas hat auch viel Bedenkenswertes in sein Globi-Buch hineinverpackt…

Überraschende Rezepte, und… Natürlich besteht ein Winterbackbuch hauptsächlich aus Rezepten. Wie lässt sich Panettone backen, ohne dass man eine Backform kaufen muss? Muss ein Grittibänz immer süss schmecken, oder darf er auch mal salzig sein? Wie stellt man selber weisse Schokolade her? Zugegeben, das sind nun mal nicht gerade weltbewegende Fragen. Die Rezepte von Lukas sind aber von einem Comics-Zeichner gekonnt in Globi-Geschichten eingebettet worden. Und mehr noch: Lukas hat auch viel Bedenkenswertes zum heutigen Konsumverhalten in sein Globi-Buch hineinverpackt. „Wir haben keinen Bezug mehr zu den Lebensmitteln“, weiss der Bäckermeister aus Erfahrung. Auch aktuelle Themen wie Nachhaltigkeit sind ihm wichtig. „Man sollte nicht täglich so viel Nahrung wegwerfen, so wenig wie möglich einkaufen“, rät Lukas seinen kleinen und grossen Lesern.

Text und Fotos: Kurt Schnidrig