Weltfrauentag: Grossartige Literatinnen

Grossartige Literatinnen gibt es am 8. März, am Weltfrauentag, zu feiern. Im Bild: Radka Denemarkova (Foto: Kurt Schnidrig)

Der Frauentag wurde während des Ersten Weltkriegs ins Leben gerufen. Damals begannen Frauen verstärkt um Gleichberechtigung und um Wahlrecht zu kämpfen. Im Jahr 1910 setzte sich Clara Zetkin auf der „Sozialistischen Frauenkonferenz“ für einen Frauentag in Deutschland ein, der dann am 19. März 1911 erstmals ausgerufen werden konnte. Die Schweiz gehörte damals zu den „Geburtshelfern“ des Frauentags, zusammen mit Dänemark und mit Österreich-Ungarn. Zwar musste der Weltfrauentag zwischen 1933 und 1945 aufgrund seines sozialistischen Ursprungs abgeschafft werden, er rückte dann aber in den 60er Jahren wieder vermehrt ins Bewusstsein der Nationen. Im Jahr 1977 beschloss die UN-Generalversammlung den 8. März als internationalen Frauentag anzuerkennen. Mit vollem Namen nennt sich der Frauentag auch „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“.

Auf Missstände aufmerksam machen. Weltweit diente der Weltfrauentag zu allen Zeiten in erster Linie dazu, auf Ungerechtigkeiten und Unstimmigkeiten aus dem Bereich des Frauseins aufmerksam zu machen. Dazu gehörte in den vergangenen Jahren zum Beispiel die in einigen Ländern erzwungene Kinderheirat oder die weibliche Genitalverstümmelung. Am Weltfrauentag kamen auch immer die bedrückenden Themen dieser Welt zur Sprache, wie etwa die hohe Rate der weiblichen HIV-Infizierten in Afrika. Nicht so ganz einsichtig ist jedoch, weshalb gerade Frauenrechtlerinnen für die Abschaffung des Frauentags plädieren. Sie tun dies mit der wohl etwas einseitigen Begründung, solange die Gesellschaft diesen Tag brauche, gebe es keine Gleichberechtigung.

Bewundernswerte Frauen. Wohl jede und jeder mag am Weltfrauentag an die eine oder andere Frau denken, der die uneingeschränkte Bewunderung gilt, weil sie sich für mehr Gerechtigkeit und gegen herrschende Missstände stark macht. Darunter sind bestimmt auch viele schreibende Frauen. Persönlich hat mich die Spycher Literaturpreisträgerin des Jahres 2019 tief beeindruckt, weil sie sich als wortmächtige Frau insbesondere gegen Gewalt, die Frauen angetan wird, stark macht. Radka Denemarkova ist im Revolutions-Jahr 1968 geboren, sie ist Shriftstellerin, Dramatikerin, Drehbuchautorin, Essayistin und Übersetzerin deutscher Literatur. Lange vor der #Me Too-Bewegung hat sich die tschechische Autorin mit sexistischer Gewalt auseinandergesetzt.

Kämpferin des Wortes. Radka Denemarkova outet sich in ihrem Roman „Ein Beitrag zur Geschichte der Freude“ als eine Kämpferin und Rächerin. Ihr Roman reicht weit über das hinaus, was gemeinhin als feministischer Roman in die Literaturgeschichte eingegangen ist. Die Protagonistinnen in ihrem Roman mutieren zu rachesüchtigen Todesengeln, als „Schwalben“ bekämpfen sie die Gewalt, die ihnen angetan worden ist, mit Gegengewalt. Damit versuchen die drei Frauen, sie heissen Erika, Diana und Birgit, Gerechtigkeit herzustellen. Man sieht sie auch immer wieder als „Schwalben“ durch die Weltgeschichte flattern, denn im Roman geht es um sexuelle Gewalt, die sich über Jahrhunderte hinweg in das kollektive Gedächtnis von Frauen eingeschrieben hat.

Fragen zum Weltfrauentag. Ausgehend von Radka Denemarkovas Roman liessen sich für den Weltfrauentag verschiedene hoch aktuelle Fragestellungen ableiten. Wie lässt sich in der Gegenwart ankämpfen gegen Perversionen wie Gewalt und Ausbeutung? Darf man Gewalt mit Gegengewalt bekämpfen? Kann (soll) man sich als Racheengel aufspielen, wenn man selber Ungerechtigkeit und Gewalt erlitten hat? In Denemarkovas Roman mutieren drei Frauen zu rachesüchtigen Todesengeln, als „Schwalben“ können sie sich dabei auf ein cleveres und durchdachtes System stützen. Ist aber die Rache nicht auch ein falsches Signal, das oftmals noch zusätzlich zu einer Eskalation von Gewalt beiträgt? So literarisch kunstvoll die Schwalben-Metapher in „Ein Beitrag zur Geschichte der Freude“ auch ist, sie kann den Blick auf die Missstände dieser Welt vernebeln. Ist es eine Charakteristik weiblichen Schreibens, dass es das kämpferische Moment geschickt verpackt? Im vorliegenden Fall ist es der Kampf für eine bessere gesellschaftliche Stellung der Frau.

Text und Foto: Kurt Schnidrig