Blanca Imboden: „Kopfkino“

Blanca Imboden mit Bürgerort Ausserberg legt mit „Kopfkino“ sehr persönliche Geschichten vor. (Foto: Kurt Schnidrig)

Eben noch tourte sie mit ihrem erfolgreichen Altersheimroman „heimelig“ durchs Land. Nun legt sie bereits ihr neues Buch vor. Es ist dies ein sehr persönliches Buch. Eine Sammlung von „Geschichten, die mein Leben schrieb“. Es handelt sich um kleine Geschichten, die aber einen tiefen Einblick in die Gedanken- und Lebenswelt von Blanca Imboden ermöglichen. Die Geschichten sind lebensecht, sie sind herausgegriffen aus einem vielseitigen Leben. Die Handlung in den Geschichten ist oftmals nebensächlich. Häufig liegt ein Schreibanlass vor in Form eines Alltagserlebnisses, eines Gedankenblitzes oder einer Beobachtung, die alsdann einen Film vor dem inneren Auge der Autorin abspulen lässt. „Kopfkino“ heisst denn auch der Titel ihres neusten Buchs.

„Auf einer Bühne eröffnete neulich ein Moderator sein Gespräch mit mir wie Roger Schawinski mit der Frage: Wer sind Sie? Ich war platt und einen Moment lang sprachlos, was bei mir selten vorkommt.“

Blanca Imboden: „Wer bin ich?“ In: Kopfkino. Verlag wörterseh 2020, S. 164.

Ihr Bürgerort ist Ausserberg. Ihr Vater ist in Ausserberg geboren und aufgewachsen. Blanca Imboden selber jedoch ist in Ibach im Kanton Schwyz geboren. Als Sekretärin, Sängerin und auch als Seilbähnlerin hatte sie mannigfach Lebenserfahrung gesammelt, bevor sie mit dem Schreiben von Büchern begann. Mit ihren volksnahen und populären Geschichten in Buchform hat sie gleich mehrmals die Schweizer Bücher-Hitparaden gestürmt. Mit ihren erfolgreichsten Büchern wie „Wandern ist doof“ und „Drei Frauen im Schnee“ hielt sie sich gar dreissig Wochen lang in den Schweizer Bestenlisten. Mit ihrem Altersheim-Roman „heimelig“ lieferte sie auch brennend-aktuellen Diskussionsstoff für so manche Talk-Runde. Nun also legt sie ein zutiefst persönliches Buch vor. „Kopfkino. Geschichten, die mein Leben schreib“ ist eine Sammlung von witzigen, tiefsinnigen, manchmal auch aufmüpfigen oder sogar rebellischen Geschichten. Trotz ihres Erfolgs ist Blanca Imboden mit beiden Füssen auf dem Boden geblieben.

„Ich weiss, dass ich keine Literatur schreibe. Meine letzten acht Bücher waren Schweizer Bestseller. Diese wiederum sagen nichts über Qualität aus, denn auch Dieter Bohlen hat fantastische Verkaufszahlen.“

Blanca Imboden: „Vom Schreiben und Lesen“. In: Kopfkino, S. 20,21.

Blanca Imboden schreibt am liebsten und am besten über Dinge, die sie zurzeit beschäftigen. So gesehen, funktioniert die vorliegende Sammlung von Geschichten wie ein Tagebuch. Und so schreibt Blanca Imboden über Alltägliches, das manche von uns vielleicht gar nicht (mehr) wahrnehmen: Sie schreibt über die kleinen Dinge des Lebens ebenso wie über die grossen philosophische Themen, welche die Menschheit seit Anbeginn beschäftigen. In „Kopfkino“ steht Belangloses über Diäten und Reisen ebenso wie Tiefschürfendes über die Liebe, das Glück und den Tod. Immer aber ist es der Alltag, der für die Autorin vielerlei Inspirationen bereithält. Und der Alltag ist es auch, der immer neue Filmspulen für ihr Kopfkino bereitstellt.

„Vielleicht habe ich eine versteckte Begabung: Ich kann viel schreiben, ohne etwas zu sagen. Ich könnte mich vielleicht von Politikern engagieren lassen?“

Blanca Imboden: „Mein Ackergaul streikt“. In: Kopfkino, S. 33.

Blanca Imboden wirkt in „Kopfkino“ gnadenlos ehrlich und selbstkritisch. Sie steht zu ihren Fehlern, getreu dem Spruch, den sie als „die richtige Einstellung“ bezeichnet. Den Spruch habe sie irgendwo im Internet gelesen. Er lautet: „Ich habe schon so viel aus meinen Fehlern gelernt – ich glaube, ich mache noch ein paar.“ Zuweilen allerdings fragt man sich als Leser: Ist das jetzt ernst gemeint oder bloss ironisch?

„Viel lernen kann man auch aus der Werbung. Was braucht eine Frau, um gut durch den Tag zu kommen? Sie wissen die Antwort nicht? Eben: Weil Sie zu wenig fernsehen. Die richtige Antwort lautet: Etwas Glück und einen langhaftenden Lippenstift. Wir Frauen sind ja wirklich froh, dass uns das jemand sagt.“

Blanca Imboden: „Mein Coming-out: Ich bin eine Fernseherin“. In: Kopfkino, S. 181.

Ein einziges Wort genügt oftmals bereits, um druckfertige Texte aufs Papier purzeln zu lassen. Die aktuellste Geschichte hat Blanca Imboden während des diesjährigen Corona-Lockdowns verfasst. Es war dies die Zeit, als die „Risikopersonen“ gefälligst zu Hause zu bleiben hatten. Blanca Imboden spricht von „Staatlich verordneter Zweisamkeit“. Sowas hört sich doch schon bedeutend angenehmer an und einer staatlich verordneten Zweisamkeit lässt sich auch eine positive Seite abgewinnen: Plötzlich waren alle Termine in der Agenda gestrichen, es blieb viel Zeit für Zweisamkeit, besonders auch für die Liebe, für die Ruhe, für Sonne und für Vogelgezwitscher. Selbstredend war aber natürlich auch der „Lockdown“ ein Quell für haarsträubende Geschichten. Plötzlich hatte sich jeder zum Virus-Experten erklärt, auch Sänger, Starköche und Komiker mutierten zu Virologen.

„Ich habs ja ein bisschen wie Pippi Langstrumpf: Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt.“

Blanca Imboden: „Spannende Studien studieren…“ In: Kopfkino, S. 170.

Sich die Welt zurechtlegen, dass es passt. Dass es passt für sich, aber auch für ihre Leserschaft. Dies wohl ist eine der vielen Qualitäten einer Bestseller-Autorin. Blanca Imboden schreibt: „Wenn ich im Internet recherchiere und spannende Studien studiere, dann habe ich einen inneren Filter, der mich Resultate, die nicht in mein Weltbild passen, einfach ignorieren lässt.“

Hören Sie den Podcast aus der Sendung Literaturwelle zum Buch „Kopfkino“. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig / Daniel Theler)

Text, Foto und Radiosendung: Kurt Schnidrig