Heute vor 50 Jahren

Frauen schreiben über Demokratie, Macht und Gleichberechtigung. (Cover: Limmat Verlag)

Heute Sonntag vor 50 Jahren, am 7. Februar 1971, haben die Schweizer Männer ihren Frauen das Stimm- und Wahlrecht auf eidgenössischer Ebene zugestanden. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern, die das Stimmrecht für beide Geschlechter längst schon eingeführt hatten, leben in unserem Land immer noch Frauen, die dieses Ereignis im Jahr 1971 noch selber erlebt hatten oder die gar selbst an vorderster Front dafür gekämpft hatten. Im Sammelband „50 Jahre Frauenstimmrecht – 25 Frauen über Demokratie und Gleichberechtigung“, herausgegeben von Isabel Rohner und Irène Schäppi, werden ganz unterschiedliche Frauen porträtiert.

Analysen, Porträts und Interviews. Die porträtierten Frauen im Sammelband „50 Jahre Frauenstimmrecht“ sind im Alter von 18 bis 87 Jahren. Darunter finden sich auch Pionierinnen für das Frauen-Stimmrecht. So etwa die erste Bundesrätin und die erste Bundesrichterin. Aber auch eine Unternehmerin, eine Regisseurin, eine Diplomatin, eine Clownin, eine Musikerin, eine junge Parlamentarierin und eine Klima-Aktivistin kommen zu Wort. Die Porträts in diesem Buch fallen recht unterschiedlich aus. Da werden Frauen historisch gewürdigt, andere liefern eine kritische Bestandesaufnahme von frauenrechtlichen Anliegen, es findet sich aber auch ein Song darunter, der eigens für das Jubiläum komponiert worden ist.

Kurzweilige Berichte und Erzählungen liefern die Autorinnen. Was für heutige Leser*innen unglaublich tönen mag: Die Männer hatten sich lange und mit grosser Mehrheit gegen das Frauen-Stimmrecht gestellt. Sie klammerten sich jahrelang erfolgreich an die Macht des Patriarchats. Auch nachdem im Jahr 1971 das nationale Stimm- und Wahlrecht in einer Volksabstimmung endlich angenommen worden war, stellten sich die Appenzeller immer noch quer. Sie verweigerten den Appenzellerinnen das Stimm- und Wahlrecht weitere 20 Jahre lang. Am liebsten hätten die Appenzeller Männer auch noch länger mit Handerheben und mit einem Säbel bewaffnet an der Landsgemeinde abgestimmt. Das Bundesgericht in Lausanne hatte schliesslich die Appenzeller verpflichten müssen, ihren Frauen das Stimm- und Wahlrecht zu gewähren.

Bundesrätin Viola Amherd macht sich im Buch ebenfalls stark für die Sache der Frau. Als Verteidigungsministerin möchte sie ein Vorbild sein für mehr Frauen in der Armee. Ein Bericht zuhanden des Gesamtbundesrates sei bereits geplant, verrät die Bundesrätin. Im Bericht wirft sie auch die Frage auf, wie sich noch mehr Frauen für die Armee rekrutieren liessen. Sinngemäss hatte sich Bundesrätin Amherd im Abstimmungskampf für einen Ersatz der Flugzeuge des Typus F/A-18 eingesetzt. Unterstützung hatte sie sich von Fanny Chollet geholt, der ersten Kampfjet-Pilotin der Schweizer Armee. Auch in ihrer Funktion als Sportministerin setzt sich Bundesrätin Amherd verschiedentlich für die Förderung von Frauen ein. Auch im Bereich des Sports möchte sie einen Schwerpunkt setzen auf Mädchen- und Frauenförderung. Dazu liesse sich die Aufbruchstimmung nach Aufhebung der Pandemie bestens nutzen, gibt sich die Bundesrätin überzeugt.

Hören Sie den Podcast aus der Sendung Literaturwelle zum Sammelband „50 Jahre Frauenstimmrecht“. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig / Karin Imhof)

Text und Radiosendung: Kurt Schnidrig