Wovon träumen die Bienen?

„Bienen und Menschen brauchen eigentlich nicht viel mehr als die Gewissheit, dass es immer wieder Frühling wird.“ (Symbolbild: Kurt Schnidrig)

„Die Träume der Bienen“ ist mehr als ein gelungen umgesetzter Sachbuchroman. Nebst der innigen Liebe und Sorge für die Natur und die Umwelt, verströmt die Geschichte auch viel Romantik und Menschlichkeit. Die Charaktere zeigen, wie leicht es doch eigentlich ist, freundlich und vorurteilsfrei sowohl den Mitmenschen als auch der Natur zu begegnen. Das Buch wirkt inspirierend und schenkt einen neuen Blickwinkel auf unsere Umwelt. Die Berliner Autorin Patricia Koelle schwärmt eigentlich fürs Meer. Bisher sind von ihr eine Nordsee-Trilogie und eine Ostsee-Trilogie erschienen. Nun aber wendet sie sich den Gärten zu und den Bienen. (Patricia Koelle: Die Träume der Bienen. Fischer TB, 528 Seiten).

„Wovon träumen die Bienen?“ – „Von Freiheit, Duft und Ruhe, von den ganz einfachen Dingen.“

Aus: „Die Träume der Bienen“ von Patricia Koelle

Die Protagonistin heisst Sila. Sie wächst inmitten von Gärten und einer intakten Landschaft auf. Das Schicksal zwingt jedoch Sila und ihre Familie, in die Grossstadt Berlin umzuziehen. Eigentlich hat sie da ja alles, was es zum Leben braucht. Sila hat Arbeit, die ihr gefällt, und sie hat Freunde, die ihr Leben bereichern. Trotzdem ist da jedoch eine Unruhe in ihr, eine Verunsicherung. Irgendetwas fehlt in ihrem Leben. Es ist dies die Sehnsucht nach der alten Heimat, verbunden mit dem Wunsch, dass alles wieder so sein möge wie es früher mal war, früher, in der Welt ihrer Kindheit.

„Die Fotos von früher trieben durch ihre Gedanken wie glänzende Seifenblasen. Seitdem sie die ersten davon gesehen hatte, hatte sie eine seltsame Sehnsucht verspürt.“

Aus: „Die Träume der Bienen“ von Patricia Koelle

Die Liebe zur Natur neu entdecken, die kostbaren Wunder aus der Kindheit aus dem Nebel der Vergangenheit wieder auferstehen lassen – darum geht es in dieser Geschichte. Die Protagonistin Sila trifft auf die Umwelt-Aktivistin Lexi, eine Lehrerin, die viel Zeit in in ihrem prächtigen Garten verbringt. Sie steckt voller Tatendrang und möchte ihren Aktivismus mit ihren Schüler*innen teilen. Mit ihnen zusammen kann die Lehrerin ihre Ideen und Visionen ausleben. Wie aber lassen sich alle ihre Träume in die Wirklichkeit umsetzen?

„Es war ein gutes Leben und mehr als das, was ich erleben durfte, habe ich mir nie gewünscht.“

Aus: „Die Träume der Bienen“ von Patrica Koelle.

Im Wohlfühlroman der besonderen Art beschreibt die Autorin lebendig und zauberschön eine vielerorts bereits verschwundene Landschaft. Beim Lesen steigt uns der Duft der Bienenpflanzen in die Nase und das Brummen und Summen der Insekten erfüllt den Raum. Patricia Koelle pflegt einen unvergleichlich positiv stimmenden Schreibstil, sympathisch und herzensnah, und ganz ohne die rosarote Brille. Eine Reise in ihre alte Heimat ist gleichzeitig auch eine Reise zurück in die eigene Kindheit. Erinnerungen kehren wieder. Es sind dies Erinnerungen an die Bienen und an die Pflanzen, die sie als Kind begleitet haben.

Die Frage allerdings, ob eine nostalgische Rückkehr in die früheren Tage der Kindheit die Endstation aller Sehnsüchte ist, müssen wohl wir Leser*innen auch aus der eigenen Lebensperspektive heraus beantworten. Eine inspirierende Freundschaft und ein gemeinsamer Aufbruch zu neuen Zielen und zu neuen Taten könnte zumindest eine vielversprechende Alternative zur Flucht vor der Realität sein.

Hören Sie den Podcast zum Buch „Die Träume der Bienen“. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig / Christina Werlen)

Text, Foto und Radiosendungen: Kurt Schnidrig