Aus Karin Hopfes „Drachenjournal“

Am Mittwoch, 24. November, liest und erzählt Karin Hopfe in der Grängierstuba in Grengiols aus ihrem „Drachenjournal“. (Foto: Kurt Schnidrig)

Dorfgeschichten, Stadtgeschichten und Märchen haben sich im „Drachenjournal“ von Dr. Karin Hopfe angesammelt. „Dorfgeschichten mit phantastischen Elementen und Stadtgeschichten, die quer und schräg daherkommen“, lacht sie. Dazu passend wird Ephraim Salzmann auf seinem „unkonventionellen“ Hackbrett für die musikalische Umrahmung sorgen. „Geschichten aus dem Drachenjournal“? Was zum Drache sich wohl in diesem geheimnisvollen Drachenjournal angesammelt haben mag? Karin Hopfe wird es uns verraten, am Mittwoch. 24. November, um 19.30 Uhr, in der Grängierstuba in Grengiols.

„Ich bin Drache“, sagt Karin Hopfe. Sie bezieht sich mit dieser Aussage auf ihr Tierkreiszeichen im chinesischen Horoskop. Das Jahr 2012 war das „Jahr des Drachen“. Präzis in diesem Jahr hat Karin Hopfe auf ihrem Laptop einen Ordner eingerichtet und ihn mit „Drachenjournal“ benannt. Das chinesische Horoskop ist zyklisch, das heisst, es wiederholt sich alle 60 Jahre. Auch Karin Hopfes Geburtskonstellation ist damit nach 60 Jahren wieder aufgetaucht. Da hat sie den Beschluss gefasst, fortan nun jeden Tag etwas in ihr Drachenjournal hineinzuschreiben. Dabei hat sie auch ihrer eigenen Phantasie zuweilen ausgiebig Ausgang gewährt. Da konnte es also schon mal geschehen, dass sie an einem schneereichen Wintertag den fallenden Schneeflocken eine rote Farbe verpasste. Was rote Schneeflocken so alles anrichten können, davon wohl könnte so eine „schräge“ und „quere“ Geschichte aus Karin Hopfes Drachenjournal handeln. Nun ist es allerdings nicht jeder Geschichte vergönnt, sich im Drachenjournal einfach so in voller Pracht und Blüte zu präsentieren. „Einige Geschichten müssen in einem Unterordner ausharren, sie werden vielleicht auch auf immer und ewig dort ihr Dasein fristen“, verrät mir Karin Hopfe. Und veröffentlichen? Vielleicht sogar zwischen Buchdeckeln? „Kommt für mich nicht in Frage“, wehrt die Autorin ab, „ich bin Realistin, ich habe keine Lust, mir einen Verlag zu suchen.“ Im Radio vorlesen oder erzählen, das allerdings würde sie liebend gerne, gesteht sie. Da käme auch ihr phantastisches Spiel mit Worten zum Tragen, ein Spiel, das die Autorin besonders auch in ihren „Mikros“ pflegt.

„Da warf sie ihm die Schlange um den Hals. Die war weder gross noch klein, hatte eine Zeichnung auf dem Rücken, die ins Grünliche changierte, und schlängelte sich vom Hals zum Gesicht hinauf, über die Wange – die rechte übrigens – bis auf Augenhöhe. Dort machte sie Halt und blickte ihn starr an. Adam fiel in Ohnmacht.“

Mikro „Paradies“ von Karin Hopfe

Was symbolisiert eine Drachin oder ein Drache? Karin Hopfes freimütiges Geständnis, eine Drachin zu sein, hat mich neugierig gemacht. In China steht der Drache vor allem für Glück, Güte und Intelligenz. Wer im Jahr des Drachen geboren wurde, zum Beispiel 1988, 2000 oder 2012, gilt als besonders glücklich. In China war das Jahr des Drachen immer wieder für einen reichen Kindersegen verantwortlich. Laut Gesetz durften die Chinesinnen lange Zeit nur ein Kind zu Welt bringen, und so gab es alle zwölf Jahre – im Jahr des Drachen – einen wahren Babyboom. Chinesische Warenhäuser boten deshalb in den Drachenjahren den glücklichen Eltern dann Strampler, Spielzeug und Decken mit Drachenmotiven für ihre besonders glücklichen Kinder feil. Es kommt hinzu, dass der Drache in der chinesischen Kultur einen wesentlichen Bestandteil darstellt. Schon im berühmten jahrtausendealten Weissagungsbuch dem „I Jing“ nimmt der Drache eine bedeutungsvolle Stellung ein. Das Auftauchen des Drachen wird in China oft auch mit dem Auftauchen einer wichtigen Person in Verbindung gebracht.

Dr. Karin Hopfe wohnt seit 2003 im Oberwallis. Sie stammt aus Norddeutschland. In Frankfurt am Main hat sie in Romanistik promoviert, danach war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten von Frankfurt und Potsdam. Vor allem auf wissenschaftlichem Gebiet hat sie in Deutschland publiziert. Bei uns im Oberwallis hat sie bereits mit spannenden literarischen Arbeiten aufgewartet. Darunter befindet sich auch ein Theaterstück, eine Farce mit dem Titel „Romeo und Julia auf dem Baume“. Damit gastierte sie gleichzeitig als Autorin und als Regisseurin in der Festung Naters. Im Rahmen der „HockmattArt“ hat sie zudem einen Kultur-Event im gleichnamigen Weiler bei Grengiols aus der Taufe gehoben. Literarisch hat es ihr besonders die lateinamerikanische Literatur angetan. In der Mediathek Wallis in Brig referierte sie über diesen bei uns wenig bekannten südamerikanischen Kulturkreis.

Text und Foto: Kurt Schnidrig