Schreibende Menschen 2021: Der Cyclonaut

Überraschende Begegnungen am Multimediafestival Berg Buch Brig, angekündigt von Andreas Weissen. (Bild: Kurt Schnidrig)

Begegnungen mit schreibenden Menschen, die im vergangenen Jahr abseits des grossen Mainstreams für Furore gesorgt hatten, sollen in diesen letzten Tagen der Altjahreswoche 2021 im Fokus stehen. Dazu gehört der „Cyclonaut“ und „radfahrende Philosoph“ Claude Marthaler. Seit er von seiner 7-jährigen Weltreise zurückgekehrt ist, tingelt er mit Vorträgen durch die Lande und hat auch schon zwei Bücher darüber geschrieben. Claude Marthaler ist gebürtiger Schweizer und war auf Radweltreise. Seine Weltumradlung führte ihn zuerst durch Europa und Asien, dann durch Nord- und Südamerika bis nach Afrika. Er legte auf dieser Reise rund 122000 Kilometer auf dem Rad zurück, das er liebevoll „Yak“ nennt. Sein Rad mitsamt Ausrüstung wiegt bis zu 80 Kilogramm.

Von seiner Heimatstadt Genf aus durchradelte Claude Marthaler vorerst ganz Europa, danach auch Asien, Russland, Azerbeidschan, Georgien, Armenien, Turkmenistan, Uzbekistan, Tadschikistan, Kirgisistan, Kazachstan, China, Tibet, Sri Lanka, Indien, Bagladesch, Nepal, Süd-Korea und Japan, wo er einige Monate in Tokio arbeitete. Von Tokio aus flog er auf die andere Seite des Pazifiks und setzte die Reise auf seinem Rad weiter fort in Nordamerika, in Alaska, Kanada und in den USA. Später setzte er über auf den afrikanischen Kontinent, nach Südafrika, Lesotho, Zimbabwe, Kenia, Kamerun, Senegal und Marokko, um nur einige der vielen afrikanischen Länder zu nennen, die er mit seinem Fahrarrad „Yak“ ansteuerte. Seine ausgiebige Weltreise beendete er wieder in Genf, nachdem er über Spanien und Frankreich zurück in die Schweiz geradelt war.

Zwei Bücher schrieb Claude Marthaler: „Soweit das Rad uns trägt“ und „Durchgedreht. Sieben Jahre im Sattel“. Claude Marthaler ist nicht nur eine Ausnahme-Athlet. Als „radfahrender Philosoph“ erkundet er die Welt als „Cyclonaut“. Es ist dies ein ganz anderes Reise-Erlebnis. Abseits des Mainstreams, abseits der vielbesuchten Touristen-Orte. Ein Cyclonaut bereist die Welt nicht nur, er erlebt sie gewissermassen wie ein Entdecker. Ein Cyclonaut „erfährt“ die Welt, er sammelt buchstäblich „Erfahrungen“, die sein Leben prägen und verändern. Bei der Durchquerung von Afrika und Asien hatte ihn seine Partnerin Nathalie Pellegrini begleitet. Zusammen kämpften sie sich durch die Sandwüsten der Sahara über Libyen, Ägypten und dem Sudan. Sie überquerten das Rote Meer bis zum Jemen. Gemeinsam radelten sie durch den indischen Subkontinent und überwanden die Himalaya-Kette. Doch dann gingen sie auseinander. Die Trennung von Nathalie habe ihn arg mitgenommen, gesteht Claude Marthaler. Dazu kamen Krankheiten, verursacht wohl durch die extremen Klimaunterschiede.

Optimismus und eine Frohnatur trotz der Widerwärtigkeiten, die es immer wieder zu meistern gilt, prägen das Leben von Claude Marthaler. Lebendig und mitreissend beschreibt er unsere Welt und die Menschen, die auf ihr leben. Das Leben ist wunderschön. Das Leben ist atemberaubend. Claude Marthalers Bücher verbreiten jene Lebensfreude, die uns allen auch in schwierigen Zeiten „trotz allem“ niemals abhanden kommen sollte.

Text und Fotos: Kurt Schnidrig