In der SRF-Krimiserie „Advent, Advent“ spielte sie während der vergangenen Sonntage eine tablettensüchtige Polizistin mit einer zünftigen Weihnachts-Aversion. SRF zeigte an jedem Adventssonntag einen neuen Fall der vierteiligen weihnachtlichen Krimiparodie von Natascha Beller mit Lara Stoll in der Hauptrolle. Tatsächlich hat die Slam-Poetin, Filmemacherin, Schauspielerin und Autorin ihre lieben Probleme mit dem Weihnachtsfest und dessen Begleiterscheinungen. Früher sei sie an Heiligabend immer in einer Bar herumgehangen, erzählt sie, und die Eltern hätten sie sternhagelvoll abholen müssen. Nun spielte sie ausgerechnet in „Advent, Advent“ die Hauptrolle. In einer Krimi-Serie, in der auch schlimme Morde geschehen, in der etwa ein Mann seine Frau in den Häcksler steckt. Doch Lara Stoll kann auch anders. Wir trafen sie am Literaturfestival „Buch Basel“, wo sie ihre vielfältige Textsammlung vorstellte.

Ihr neustes Buch heisst „Hallo“. In 60 Texten lenkt sie die Aufmerksamkeit auf die kleinen Sorgen des Alltags. Dabei nimmt die Slam-Poetin kein Blatt vor den Mund. Ihre Texte werden erst lebendig durch den spontanen und schrägen Vortrag. Sie trägt die Texte ungestüm und sprachmächtig vor, aber auch liebevoll und humorig. Das hat ihr höchste Ehren beschert. Lara Stoll ist Poetry-Slam-Europameisterin. Seit der Vergabe des Salzburger Stiers gilt sie offiziell als die witzigste Frau der Schweiz.

Lara Stoll ist 1987 in Schaffhausen geboren, aufgewachsen ist sie im Thurgau. Nun hat sie einen Wohnsitz in Zürich bezogen. Wer sich mit Lara Stoll unterhält, wer ihr zuhört, der hat sich immer wieder der Frage zu stellen: Was nun ist Realität? Was ist Fiktion? Dann etwa, wenn Lara Stoll über ihren liebsten Zeitvertreib spricht. Der bestehe darin, Rotwein zu trinken und jedes zweite Jahr im Dezember zu stricken, sagt sie. Dass sie in Kreuzlingen das Lehrerseminar absolviert und ein Bachelorstudium in Film und Regie abgeschlossen hat, geht ob derartigen Aussagen komplett unter. Dies wohl auch deshalb, weil sich ihre Querschläge besser verkaufen lassen. Vor fünf Jahren geriet sie in die Schlagzeilen, weil sie bei einem Crowdfunding als Belohnung unter anderem Joints versprochen hatte.

„Lara Stoll gilt als Punkerin der Schweizer Poetry-Slam-Szene. (Sie) bleibt sich selbst immer und überall treu und setzt dem Publikum schonungslos vor, was ihre schräge Fantasie ihr zuträgt.“

Statement der Jury des Salzburger Stiers zur Kabarettpreisträgerin 2021

Ein neues Filmprojekt heckt Lara Stoll zurzeit aus. Es soll dies ein alternativer „Tatort“ werden mit Kabarettist Patrick Frey in der Hauptrolle. Das Filmprojekt nimmt bereits Gestalt an, die Produktion ist angelaufen. Doch ihrem angestammten „Job“ als Slam-Poetin will sie weiterhin treu bleiben. Denn schliesslich ist sie mehrfache Meisterin, nicht nur in der Schweiz, sie treibt sich auf allen möglichen Bühnen in ganz Europa herum. Da wütet, poltert und schwelgt sie in allen Tönen über das Leben und dessen Schwierigkeiten.

Als Slam-Poetin kann man Lara Stoll auch für Partys und Feste engagieren. Sie sei immer recht pünktlich, sagt sie mit einem Engelsgesicht, und die meisten seien mit ihr zufrieden. Sie ist für vieles zu haben, mit einer einzigen Ausnahme allerdings. „Keine Hochzeiten. Ernsthaft.“

Text und Fotos: Kurt Schnidrig