Sternstunden im Grand Hotel Zermatterhof

Kultur Zermatt hatte eingeladen und mobilisiert, was in der Szene Rang und Namen hat. (Bild: Kurt Schnidrig)

„Weihnacht durchs ganze Jahr“. Die weihnachtlichen Tage sind vorbei. Wie wäre es, wenn wir die friedliche und zauberhafte Weihnachtsstimmung während des ganzen Jahres erhalten könnten? Das Künstlerpaar Ernesto und Yolanda Perren-Terzi zeigte, wie dies möglich werden könnte. Ernesto Perren mit Texten und Yolanda Perren mit Illustrationen. Ernesto Perren, der „Schwankende zwischen Hüben und Drüben“, der Lyriker und Essayist, der Poet und Schriftsteller, feiert seinen 80. Geburtstag. Er schöpfte aus einem beeindruckenden Fundus von Erfahrungen, Erlebnissen und philosophischen Erkenntnissen. Das Publikum spendete Szenen-Applaus, wenn er in träfen und besinnlichen Strophen das Weihnachtslicht entfachte, das uns durchs ganze Jahr hindurch begleiten soll. Yolanda Perren-Terzi motiviert mit ihren gemalten Kunstwerken zu tiefgründigen Gedichten und Erzählungen. Das Künstler-Ehepaar folgt den weihnachtlichen Spuren, blickt nostalgisch zurück, erwacht voller Kraft aus der Winternacht, übergibt das müd gewordene Jahr dem Sankt Silvester und tritt befreit und lustvoll schliesslich durchs Janustor ein ins Neue Jahr. Der Literatur CLUB73 ehrte Ernesto Perren als Zermatt-Autor, Bergbuchautor, Poet und Schriftsteller mit einer Urkunde und ernannte ihn zum Ehrenmitglied.

Joanne Gattlen, die Fantasy-Autorin, nahm das Motto des Abends auf und liess das Publikum erleben, wie sich eine weihnachtlich gestimmte Szene in einem Fantasy-Roman gestaltet – in englischer Sprache! Ein Aufenthalt in den USA hatte sie zum Schreiben von Fantasy-Romanen inspiriert. Sie betreute damals in einer amerikanischen Gastfamilie zwei Mädchen. Die Mädchen erzählten ihrer „Nanny“ Joanne immer wieder von ihren Begegnungen mit Feen. Die beiden Girls hatten gar einen Feengarten angelegt. Den Nachbarskindern überbrachten sie immer wieder neue Feen-Storys. Zu erfinden brauchten sie die Storys eigentlich gar nicht, denn sie konnten ja beobachten, was die Feen in ihrem Feengarten an Zauberhaftem vollbrachten. So ist es eigentlich nur logisch, dass Fantasy-Autorin Joanne Gattlen ihren Roman nun ins Englische übersetzt hat. In den USA boomt das Fantasy-Genre. Joanne Gattlens Fantasy-Roman soll demnächst in der clubeigenen Edition, in der „Literatur CLUB73 international edition“, erscheinen. Eine Vernissage in Boston, USA, wird zugleich die Serie „English Books“ der „Literatur CLUB73 international edition“ eröffnen. Die Edition war im Jahr 2017 als Verlagstochter des Rottenverlags aus der Taufe gehoben worden. Eine Statuten-Änderung im Herbst 2021 erlaubt nun den Aufbau eines internationalen Klein-Verlags auf Vereinsbasis. Bereits sind vier Bücher in dieser Edition erschienen. Lektorats-Gespräche für weitere Werke werden erfolgreich geführt.

Sieglinde Kuonen-Kronig schreibt bereits am dritten Band ihrer Roman-Trilogie. Bereits in ihrem Roman-Erstling hatte sie auf moderne Art und Weise versucht, neue Frauenbilder zu vermitteln. „Gelbe Tulpen vor dem Haus – Abschied und Aufbruch in einem Walliser Dorf“ – so hatte sie den ersten Band betitelt. Nun ist soeben der Fortsetzungs-Band erschienen mit dem Titel „Die Tulpen haben aufgehört zu blühen – Fernweh und Abschied in einem Walliser Dorf“. Nicole und Sophie, so heissen die beiden Protagonistinnen. Obschon die beiden Frauen in gegensätzlichen Welten leben und ihre Lebensplanung völlig unterschiedlich ist, verbindet Nicole und Sophie eine enge Freundschaft. Nicole ist in einem kleinen Dorf im Oberwallis aufgewachsen, sie arbeitet als Journalistin in Zürich. Sophie stammt ursprünglich aus Sitten, sie lebt aber seit der Geburt ihrer Kinder im Oberwallis. Es scheint, als hätten die beiden Freundinnen ihr Glück gefunden. Dann aber nimmt Nicole neue berufliche Herausforderungen wahr und Sophie hat sich mit Eheproblemen auseinanderzusetzen. Ereignisse treten ein, welche die beiden Frauen zu mutigen Entscheidungen zwingen. Gelingt es Nicole und Sophie, trotz aller Widerwärtigkeiten, ihre Freundschaft zu bewahren? Lassen sich ihre Träume verwirklichen? Davon erzählt die Autorin in ihren Büchern.

Vik Perren, er nennt sich so in Abgrenzung zum Vater gleichen Namens, ist ein Tausendsassa. Ernesto Perren hat ihn in einer Publikation gar mit dem Ehrentitel „der letzte echte Zermatter“ versehen. Wie sein Vater und Grossvater setzt sich Vik mächtig ein für den Skisport im Matterhorn-Dorf. Doch in Viks Händen läuft fast alles zusammen, was mit Brauchtum, Schrifttum, Rettungs- und Jagdwesen zu tun hat. Vik Perren ist gelernter Koch, Skipisten- und Rettungsfachmann, Rettungschef am Rothorn, Lawinenhundeführer, Hilfswildhüter, er ist im Trachtenverein und Fähnrich der Gemeinde, er ist auch Fachmann für Bräuche, für alte Stadel, für Geräte, für Dokumente, für Sagen und Erzählungen, die er zusammen mit Klaus Julen erzählt. Und er hat sich selbst, autodidaktisch, das Handorgelspiel beigebracht und auch gleich eine Schwyzerörgeli-Kapelle gegründet. Bestimmt ist diese Aufzählung noch unvollständig.

Noemi Schnydrig, Marketingfachfrau im Literaturbetrieb, sorgte für einen reibungslosen Ablaufs des Events. Ihr oblag die Umsetzung der „Massnahmen“, so dass die Sicherheit der Teilnehmer gewährleistet war. Als Marketingfachfrau übernimmt sie die Planung von Veranstaltungen und pflegt die Kontakte zu den Verlagen, zur Autorenschaft, zu Bibliotheken und zu Kulturschaffenden. Dass in Pandemie-Zeiten auch literarische Veranstaltungen wichtig sind, hat die Marketingfachfrau bereits bei anderer Gelegenheit formuliert: „Ich finde, dass das Medium Buch ein Gut des täglichen Bedarfs ist. Gerade auch in Krisenzeiten braucht es Bücher. Die Menschen brauchen Ablenkung oder sehnen sich danach, in andere Welten einzutauchen. Ich bin der Meinung, dass das Lesen glücklich macht. Bücher sollten für jede und jeden immer zugänglich sein.“ (Noemi Schnydrig im rro Blog Literatur vom 10.03.2021).

„Sich selbst zum Geschenk gemacht“. Ernesto Perren meldete sich zu Wort und hielt auch schriftlich fest, was er noch unbedingt loswerden wollte. Der literarische Anlass sei vom Literaturclub souverän gestaltet und moderiert gewesen. Man habe die Autor*innen bestens vorgestellt und in Gesprächen zu Worte kommen lassen. Ernesto Perren über die Essaybände von Organisator und Moderator Kurt Schnidrig: „Das Essay-Schreiben lässt sich eigentlich nicht erlernen, weil es nicht nur ein „savoir vivre“, sondern auch ein „savoir écrire“ voraussetzt.“

Text und Foto: Kurt Schnidrig