Sommerlektüre: Hotelgeschichten und Wassergeschichten

Ein Hotel ist immer auch Fluchtort und Bühne für spannende Begegnungen und Geschichten. (Bild: Kurt Schnidrig)

Der Sommer mit seinen langen Tagen und kurzen Nächten lädt zum Reisen. Wer in einem Hotel absteigt, auf den warten spannende Begegnungen und Erlebnisse. „Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“, heisst es im Volksmund. Hotelgeschichten eignen sich bestens als leichte und anregende Sommerlektüre. Zumindest glauben das 17 Schweizer Autorinnen und Autoren, die sich zusammengetan haben, um ihre Hotelgeschichten zu Papier zu bringen. „Bellevue. Neue Hotelgeschichten zum Kopfreisen“ – so heisst der Erzählband, der im Verlag „Sage und Schreibe“ erschienen ist, Das Hotel ist in diesen Geschichten ein Fluchtort in hektischer Zeit und eine Bühne für all jene, die gerne Geschichten erzählen.

Hotelgeschichten lassen sich aus verschiedener Perspektive erzählen. Zum Beispiel aus der Perspektive eines Zimmermädchens. Nennen wir es Hanni. Hanni erzählt von seinen Lehr- und Wanderjahren im Hotel. Eine andere Geschichte spielt in einem Schlosshotel. Erzählt ist die Story aus der Sicht von Gespenstern, die dort des Nachts keineswegs nur ihr Unwesen treiben. Die Untoten verhalten sich derart vorbildlich, dass sie im Schlosshotel sogar einen Arbeitsvertrag erhalten. In einer anderen Geschichte erfahren wir, dass auch ein De-Luxe-Hotel noch lange kein Garant ist für ein Happy End. Obschon die Geschichte sich in einem Hotel namens „Amorosa“ abspielt, vermag nicht einmal „die Liebliche“ – so die freie Übersetzung des Hotelnamens – den Liebenden die Erfüllung all ihrer Träume zu verschaffen. Überraschende Hotelgeschichten ereignen sich jedoch nicht bloss in den luxuriösen Grand Hotels, sondern auch in den kleinen Dorfbeizen. Zum Beispiel wird uns da ein voyeuristisches Einblick gestattet in ein Liebesnest mit erotischem Frühstück. Als Gegenstück dazu erwartet uns in einer weiteren Geschichte ein frommer Einblick in eine Herberge am Jakobsweg.

Ein Café mit Blick aufs Meer ist das höchste der Gefühle, es bietet Erzählstoff für „Wassergeschichten“. (Bild: Kurt Schnidrig)

Hotels mit Blick aufs Meer sind sommers über ein Schlager. Natürlich liefert auch schon das Wasser ohne Hotel einen reichen Fundus an Sommergeschichten. Hauptsache Ferien am Wasser! Der Erzählband „Neue Wassergeschichten aus nah und fern“ mit mehr als vierzig Kurzgeschichten ist ebenfalls im Verlag „Sage und Schreibe“ erschienen. Tatsächlich eignet sich das Wasser in allen seinen Erscheinungsformen bestens als Inspirationsquelle für gute Geschichten. Wassergeschichten handeln vom Meer, sie spielen sich an Seen und Flüssen ab, manchmal auch an einem kleinen Teich. Sogar zu Hause in der Badewanne lassen sich Geschichten erleben. In der vorliegenden Anthologie handelt die Badewannen-Geschichte allerdings wenig erfreulich von Beziehungs-Problemen. Ob diese sich wohl lösen lassen, wenn zwei zusammen in die Wanne mit entspannendem Badewasser-Zusatz steigen? Eine weitere Geschichte handelt von den Erlebnissen eines kleinen Wassertropfens. Unglaublich, was so ein armer Tropf alles erleiden muss, bis er schliesslich in der Sommer-Sonne verdunstet!

Wer es lieber etwas grosszügiger mag, der besteigt ein riesiges Kreuzfahrt-Schiff im Mekong-Delta. Oder lassen Sie sich einladen als Begleitperson an die Seite einer jungen Frau, erleben Sie mit ihr eine Schiffsreise auf dem Nil und lernen Sie zusammen mit Ihrer reizenden Begleiterin die arabische Welt mit ihren so ganz anderen Sitten und Bräuchen kennen. Die Wassergeschichten bieten eine buchstäblich erfrischende Lektüre in diesen heissen Tagen.

Hören Sie den Podcast aus der Sendung „Literaturwelle“ zum Thema „Hotel- und Wassergeschichten“.
(Quelle: rro / Kurt Schnidrig / Yannick Zenhäusern)

Text, Bilder und Radiosendung: Kurt Schnidrig