Zum Schulbeginn: „Kleine Lesehelden“ – alles ist schon mal da gewesen und kommt wieder!

Alles schon mal dagewesen – auch der Ausserirdische ET ist wieder angesagt. (Bild: Kurt Schnidrig)

Wie sind Sie zum Lesen gekommen? Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Buch oder an die erste Geschichte, die Sie selber gelesen haben? Vielleicht war es „Der Räuber Hotzenplotz“? Oder „Die kleine Hexe“? Oder „Der kleine Siebenschläfer“? Oder „ET – der Ausserirdische“? Vielleicht sind Sie gar mit ET’s ausserirdischen Abenteuern zum Lesen gekommen? Auch Filme können als Türöffner fungieren, so wie 1982 Steven Spielbergs „ET“. Was auch schon unsere Grossmütter und Grossväter gelesen haben, das ist jetzt wieder top und modern.

Im Kinderbuch-Verlag Thienemann und im Klett-Schulbuchverlag erscheinen die Kinderbuch-Klassiker auf den Schulanfang 2022 hin in alter Frische. Der „Räuber Hotzenplotz“ von Otfried Preussler feiert dabei sein 60-jähriges Jubiläum. Die alten Geschichten werden neu aufgelegt und erscheinen in einer noch leichter lesbaren Ausgabe. Auf das kommende Schuljahr hin gibt es zudem zu den Erstlese-Klassikern „Räuber Hotzenplotz“, „Kleine Hexe“ und „Kleiner Siebenschläfer“ zusätzlich auch noch Unterrichts-Materialien.

„Kleine Lesehelden“ – so ist die Serie der altbekannten Klassiker für unsere Lese-Anfänger betitelt. Mit den „Kleinen Lesehelden“ soll das Lesen-Lernen noch viel mehr Spass bereiten. Die neu aufgelegten Klassiker sind von den Kinderbuch-Verlagen nun noch besser auf die Bedürfnisse der Lese-Anfänger ausgerichtet worden. Bekannte Helden wie der Räuber Hotzenplotz oder wie die Kleine Hexe sollen zum Lesen motivieren. Es sind dies Geschichten und Bücher, die auch schon die Grosseltern und Eltern unserer ABC-Schützen mit vor Spannung roten Ohren gelesen haben. Mit Fug und Recht liessen sich diese Lesestoffe demnach als generationenübergreifend bezeichnen.

Was aber sagen unsere modernen Kids zu derart Uralt-Lesestoffen? Die Frage ist berechtigt. Leben wir doch in einer Welt mit ausuferndem Unterhaltungs-Schnickschnack. Lesen Sie Ihren Kids mal aus dem „Räuber Hotzenplotz“ vor! Sie werden sich über das Echo aus Kindermund wundern! Oder spielen Sie Ihren von all dem Unterhaltungs-Schnickschnack verwöhnten Kindern mal den Spielfilm „ET“ von Steven Spielberg vor! Sie werden überrascht sein, wie sehr auch heutige Kinder sich von den alten Konserven berühren und begeistern lassen!

Grosse Literatur sind die Uralt-Konserven zwar nicht. Warum sie auch heute noch begeistern? Schwierige Frage. Erzählen Sie mal Ihren Kindern den „Räuber Hotzenplotz“: Der Hotzenplotz ist ein mieser Kerl, auf walliserdeutsch: äs cheibu Blagg! Der Kerl hat nämlich Grossmutters Kaffeemühle gestohlen. Der Kasperl und sein Freund, der Seppel, wollen nun den Räuber unbedingt einfangen. Sie haben auch schon eine Idee, wie sie das Blagg in eine Falle locken könnten. Mit einer Kiste voller Gold nämlich. Aber leider geht der Plan von Kasperl und seinem Freund Seppel gründlich in die Binsen. Ja und mehr noch: Beide geraten in die Hände des Räubers Hotzenplotz! Und nicht nur das. Auch der böse Zauberer Petrosilius streckt seine Fänge aus nach dem Kasperl und dem Seppel. Da müssen sich die Beiden aber gründlich was Neues einfallen lassen! So viel zum Inhalt. Wie gesagt, grosse Literatur ist das nicht. Aber die brauchts vielleicht auch gar nicht, um mit Spass sich ins Abenteuer „Erstlesen“ zu stürzen.

„Der kleine Siebenschläfer“ ist wohl das lustigste Erstlesebuch, das überdies auch bestens zum Schulanfang passt. Sie kennen doch bestimmt den Inhalt? Der kleine Siebenschläfer ist ganz aufgeregt, denn heute ist sein erster Schultag! Zum Glück ist er mit seiner besten Freundin, der Haselmaus, unterwegs. Zusammen begeben sie sich mit prall gefüllten Blätter-Tüten in die Wald-Schule. Da wartet die Lehrerin schon auf die Beiden. Sie machen Bekanntschaft mit anderen Tierkindern. Und bald schon finden sie heraus, was jedes von ihnen am besten kann. Und was kann der kleine Siebenschläfer am besten? Richtig! Einschlafen. Besonders nach einem so aufregenden ersten Schultag.

Moderne Bücher für Erstleser stehen selbstverständlich ebenfalls haufenweise im Angebot. Zuoberst auf der Wunschliste vieler Lehrpersonen stehen Erstlese-Bücher über aktuelle Themen, welche uns alle beschäftigen. Aus dem SJW-Verlag etwa das Buch „Wasser – lebenswichtig und bedrohlich“. Oder auch Krimis für Erstleser sind heiss begehrt. „Die aussergewöhnlichen Fälle der Florentine Blix – Tatort der Kuscheltiere“ beispielsweise. Ein vielgelesenes Buch trägt den schlichten Titel „Aua!“. Darin erfahren unsere Erstlese-Kids viel Wissenswertes über den Körper, über Verletzungen und allgemein über eine gesunde Lebensführung. Ganz besonders ans Herz legen möchte Ihnen das schmale Büchlein mit dem Titel „Good News“, erschienen beim Verlag Komplett Media. Wie wir lernen, uns gegen die Flut schlechter Nachrichten zu wehren. Ein Buch, das zeigt, warum die Welt besser ist, als man denkt.

Persönlich erinnere ich mich noch sehr gut an mein erstes Schulbuch. In der ersten Primarklasse hatte uns der Lehrer zum Wochenausklang, also am Samstagmittag, jeweils aus einem Kinderbuch vorgelesen. Die „Geschichten des Lausbubs Trotzli“ von Autor Josef Konrad Scheuber haben mich in ihren Bann gezogen. Daneben waren damals ganze Klassensätze der sogenannten „SJW-Heftchen“ im Umlauf. Diese spannenden Lesehefte des Schweizerischen Jugendschriftenwerks SJW vermittelten uns tolle Lesestoffe und waren sehr preiswert. „Bella, das Reitschulpferdchen“, ein kaum 20-seitiges SJW-Heft, hatte mich damals zu Tränen gerührt. Angesprochen auf ihre Erstlelese-Highlights, muss meine Frau nicht lange überlegen: „Federica de Cesco! Der rote Seidenschal!“ Während des Handarbeits-Unterrichts habe jeweils eine Schülerin zuvorderst auf dem Lehrerpult sitzen dürfen und sich als Vorleserin aus „Der rote Seidenschal“ betätigt. Eine tolle Lese-Erfahrung! Und Sie, liebe Leserin, lieber Leser? Erinnern Sie sich an Ihre ersten Leseabenteuer?

Die Sendung „Literaturwälla“ auf rro hat sich am Feiertag Mariä Himmelfahrt, am 15. August, mit dieser spannenden Thematik befasst.

Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig