Ein Martin-Suter-Film kommt in unsere Kinos

„Alles über Martin Suter – ausser die Wahrheit“ – der Schweizer Bestseller-Autor präsentiert seinen Roman-Kosmos in einem Film (Copyright Foto: Kurt Schnidrig)

Der Schriftsteller Martin Suter war auch schon bei uns im Deutschwallis zu Gast. Mit dem Bestsellerautor habe ich mich unterhalten über seinen wohl besten und bekanntesten Roman „Die dunkle Seite des Mondes“. Hören Sie das Gespräch untenstehend, angehängt an diesen Blog-Beitrag. Nun kommt ein Martin-Suter-Film in unsere Kinos, der am Filmfestival in Locarno als Filmpremiere und als krönenden Abschluss das Publikum begeistert hatte.

Regisseur André Schäfers Film „Alles über Martin Suter – ausser die Wahrheit“ ist sehr unterhaltsam und auch überraschend. Im Film wird Martin Suter zelebriert als der „Meister der Geschichten“. Bereits während der ersten Einstellungen tritt er vor die Kameras und gibt die beiden Sätze zum Besten, die zum Titel des Films geworden sind: „Alles über Martin Suter. Ausser die Wahrheit.“ Diese Aussage sollte man allerdings nicht allzu wörtlich nehmen. Martin Suter beschwichtigt nämlich kurz darauf: „Die Fantasie stimmt ja meistens mehr als die Realität.“ Wie Fantasie und Realität im Film zusammen verschmelzen, das lässt sich vor allem in jenen Szenen beobachten, in denen Martin Suter zusammen mit dem Musiker Stephan Eicher auftritt. Die Poesie von Martin Suter in Kombination mit der Musik von Stephan Eicher erzeugt live und auch in der Interaktion zwischen den Beiden eine ganz und gar eigene Wahrheit.

Muss man die Romane gelesen haben, um den Film verstehen zu können? Nein, nicht unbedingt. Der Film lebt in erster Linie von der fantastischen Idee, zusammen mit einem Geschichten-Erfinder durch seine eigenen Geschichten zu flanieren. Alles Wissenswerte, das zum Verständnis des Films vonnöten ist, wird dem aufmerksamen Betrachter nachgeliefert. Auf seinen Spaziergängen taucht Martin Suter vor laufender Kamera ein in Szenen aus den Romanen „Die Zeit, die Zeit“, aus dem Drogen-Krimi „Die dunkle Seite des Mondes“ oder aus dem Business-Roman „Lila, Lila“. Die Figuren aus den Suter-Romanen erzählen versteckt und hintergründig wie der 74-jährige Martin Suter schreibt und wie in jeder von seinen Geschichten ein Geheimnis steckt.

„Wenn es eine Botschaft gibt, dann ist es diese: Nehmt euch nicht so wichtig! Als Autor bin ich angetan von der Vorstellung, dass ein überzivilisierter Zeitgenosse plötzlich im Naherholungsgebiet verschwindet und zu einem Waldmenschen wird.“

Martin Suter im Gespräch mit Kurt Schnidrig über seinen Roman „Die dunkle Seite des Mondes“.

Der Film ist teilweise auch als „Homestory“ konstruiert. Immer wieder ist Martin Suter in Begleitung seiner Familie zu sehen. Als Zuschauer lässt sich beobachten, wie Martin Suter zusammen mit Frau und Kind für sein Traumhaus in der marrokanischen Stadt Marrakesch diverses Mobiliar und Einrichtungs-Gegenstände zusammensucht. Als Leserin oder als Leser dürfen wir auch dabei sein, wenn Martin Suter bekannte Persönlichkeiten empfängt, den Fussball-Profi Bastian Schweinsteiger zum Beispiel.

Auch dunkle Themen kommen im Film zur Sprache. Der frühe Tod seines Adoptivsohns Toni zum Beispiel. Im zarten Kindesalter hatte sich Toni an einem Gegenstand verschluckt und ist daran gestorben. Im Film nun schauen wir Martin Suter und seiner Frau über die Schulter. Wir erleben mit, wie die Beiden berührende Videos ihres verstorbenen Kindes betrachten und zu verarbeiten versuchen, was damals passiert ist.

Auf den Punkt gebracht: Der Film ist clever aufgebaut und er ist rappelvoll mit vielen kreativen Ideen angereichert.

Hören Sie das Gespräch mit Martin Suter über seinen Erfolgs-Roman „Die dunkle Seite des Mondes“ in voller Länge. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig)
Hören Sie einen Ausschnitt aus der Live-Radiosendung über den Martin-Suter-Film (Quelle: rro / Kurt Schnidrig / Monja Burgener).
Hören Sie einen Ausschnitt aus der Live-Radiosendung mit Martin Suter im Gespräch mit Kurt Schnidrig. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig / Monja Burgener)

Text, Bild, Interview und Radiosendung: Kurt Schnidrig