Lesen und Schreiben für die Katz?

Kinder lesen Katzen vor und überwinden so ihre Leseschwäche. (Bild: Kurt Schnidrig)

Ein verrücktes Lese-Projekt! Kinder lesen Katzen vor. Wozu? Katzen sind geduldige Zuhörer*innen. Katzen motivieren Kinder dazu, ihnen laut und deutlich vorzulesen. Im Projekt „Kinder lesen Katzen vor“ helfen Katzen unseren kleinsten ABC-Schützen dabei, ihre Lesefähigkeit zu verbessern.

Ein Vorzeige-Projekt liefert das Tierheim Zürich. Da motivieren die Tierheim-Katzen als geduldige Zuhörer*innen auf vier Pfoten die Kinder dazu, ihre Lesekompetenz und ihre Lesefreude langfristig zu verbessern. Die Kinder kommen freiwillig und sehr gerne ins Tierheim. Sie lesen den Katzen in besonderen Katzen-Zimmern selbständig und angstfrei vor. Die Kinder lesen schnell, langsam, laut oder leise, ganz so, wie sie es für gut halten.

Kein erhobener Zeigefinger schreckt die Kleinen, wenn sie mal lesend über ein Wort stolpern. Die kleinen Leserinnen und Leser werden von niemandem korrigiert, und sie werden auch von keiner Lehrperson bewertet. Allerdings gibt es klare Regeln für den Umgang mit den zuhörenden Katzen. Auf diese Weise gewinnen die Kinder an Selbstverstrauen und an Selbstsicherheit. Das Vorlesen vor Katzen festigt das Erkennen von Wörtern und fördert den Lesefluss.

In speziellen Katzen-Zimmern warten die Stubentiger auf die Kinder, die zu ihnen kommen um vorzulesen. Die Katzen-Zimmer stellen eine motivierende Lernumgebung für Kinder dar, die sich im Lesen verbessern und perfektionieren möchten. Das Projekt „Kinder lesen Katzen vor“ richtet sich an Primarschülerinnen und -schüler von der 2. bis zur 6. Klasse. Bevor es aber ans Vorlesen geht, nehmen die Kinder zuerst noch an einem Workshop beim Tierschutz teil. Dort lernen sie, auf die Bedürfnisse und auf das Verhalten der verbeinigen Freunde einzugehen und korrekt mit den Katzen umzugehen.

„Katzen sind geduldige Zuhörer. Sie lauschen gern der menschlichen Stimme und interessieren sich nicht für Fehler. Zudem wirkt ihre Anwesenheit beruhigend. Daher eignen sie sich perfekt als Lernpartner für Kinder mit Leseschwierigkeiten.“

Zürcher Tierschutz

Haben Katzen eine philosophische Ader? Tatsächlich waren Katzen seit jeher die bevorzugten und liebsten Tiere der Philosophen. Soeben erschienen ist dazu ein Buch des bekannten englischen Philosophen John Gray. Sein Buch trägt den Titel „Katzen und der Sinn des Lebens“. Der populäre Denker John Gray ist ein grosser Katzen-Fan. Alles, was er an Katzen studiert und von ihnen gelernt hat, das hat er in diesem aktuellen Buch zusammengetragen. Was also können wir von unseren Hauskatzen lernen? Zum Beispiel, dass wir nicht in einer ungewissen Zukunft leben sollten, sondern im Hier und Jetzt! Wie sagte schon der Lateiner? Carpe diem! Pflücke den Tag! Haben wohl schon die alten Römer ihr „savoir vivre“ den Katzen abgeschaut? Geniesse den Augenblick!

„Katzen leben für das Gefühl des Lebens, nicht für etwas, das sie erreichen oder nicht erreichen können.“

John Gray in „Katzen und der Sinn des Lebens“

Ein wunderbares Lebensgefühl bleibt, wenn wir den Mut aufbringen, alle Ideologien, Häresien und Religionen zur Seite zu schieben, schreibt John Gray. Wer sich nämlich allzu stark an ein übergeordnetes Ziel bindet, verliert seine Lebensfreude, ist der Philosoph überzeugt. Und seine Katzen stimmen ihm zu, mit einem überzeugten „Mi – ja! – au!“

Text, Bild und Radiosendungen: Kurt Schnidrig