„Wenn die Gazelle tanzt“ – Gedichte von François Meichtry

François Meichtry veröffentlicht seine Gedichte im Buch „Wenn die Gazelle tanzt“ (Bild: zvg)

François Meichtry aus Guttet-Feschel war Lehrer am Kollegium Spiritus Sanctus in Brig. Nun lebt er in Basel und hat im vergangenen Herbst einen Gedichtband herausgegeben. Es ist dies bereits sein zweites Buch. In seinem Erstling („Das Drachennest“) hatte er Kindsheitserinnerungen aus den Leuker Sonnenbergen zu Papier gebracht. In „Wenn die Gazelle tanzt“ stehen nicht mehr subjektive Erlebnisse im Zentrum, der Autor fokussiert vielmehr auf kollektive Erfahrungen, die uns alle betreffen.

Die Liebe zur Natur ist eines der Haupthemen in Meichtrys Gedichtband. Dabei überstrahlt die Liebe zur Sonne und zum Mond alles. Unentbehrlich erscheint ihm die Sonne als lebensspendendes Element. Die vielfältige Wirkung der Sonne ist ihm ein Segen. Sie sei seine Geliebte, die ihn mit ihren Strahlen erwärme, gesteht er in einem seiner Naturgedichte.

Wenn der Himmel friedlich brennt / Im Wettstreit abendlicher Farben: / Blau, weiss, rot, rosa und schwarz. / Der einsame Radler taucht ein / In diese farbenfrohe Stimmung. / Bloss auf Adlers Schwingen wäre er noch glücklicher. / So könnte er sich ganz mit der Natur vereinen. / Von der Natur kommen wir, / Zur Natur zurückkehren wir, / Sagt man.

Gedicht „Himmelfeuer“ von François Meichtry

Die Verwandlungen des Menschen schreibt der Autor dem Mond zu. Der Mond ist es, der mit seinen Mondphasen unser Leben während des Tages und auch während der Nacht bestimmt.

Meditative Naturbetrachtungen in Gedichtform widmet der Autor Naturphänomenen wie etwa dem Regenbogen oder einer farbenfrohen Abendstimmung. Oder auch dem geheimnisvollen Flüstern des Flusses oder dem Geräusch, wenn ein Blatt sich vom Baum löst und herabfällt.

„Wenn die Gazelle tanzt“ – der Titel von François Meichtrys Gedichtband fokussiert auf den Tanz in allen seinen Variationen. Für den Autor kann ein Tanz für Vieles stehen. Auch ein Bergsteiger, der sich mit tänzelndem Schritt durch unwegsames Gelände bewegt, tanzt. Der Tanz ist aber auch etwas Sinnliches, Lebensbejahendes, Erotisches. Tanz ist gleichbedeutend mit Lebensfreude. Auch die Liebe ist für den Autor gleichsam ein Tanz. Sie, die Liebe, ist ein zentrales Thema in Meichtrys Gedichten. Die Spannweite der Liebe reicht vom erotischen Zufallserlebnis bis hin zur zärtlichen Beziehung.

Dein strahlendes Lächeln, / Lass es schweben / Auf deinen roten Lippen / Mit winterlichen Zähnen. // Du bist mein Kolibri. / Farbenschwanger, klar. / Verewigen möcht ich / Dein unvergessliches Lächeln / Auf diesem Bild. / Wohl wissend, / Dass dein sonniges Gesicht / In seiner Natürlichkeit / Mein Werk / Nur in den Schatten stellen kann.

Gedicht „Wenn der Maler mit dem Kolibri“ von Fraçois Meichtry

Mit philosophischem Tiefgang schreibt der Autor von Lustigem und Traurigem, von Heiterem und von Widerwärtigem, von guten und von schlechten Zeiten. Schlussendlich dreht sich sein Schreiben auch um die letzten und alles entscheidenden Fragen: Was ist der Mensch? Woher kommt er und was ist seine Bestimmung? Der Gedichtband ist ein Plädoyer für eine optimistische Lebenseinstellung, für die Freude an allem Erhebenden und Lustvollen. Immer aber nennt der Autor auch das Unerfreuliche beim Namen, er hebt keineswegs ab in unergründliche Sphären, sondern bleibt lebensecht und erdverbunden.

Hören Sie den Podcast aus Sendung „Literaturwälla“ zum Gedichtband „Wenn die Gazelle tanzt“. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig)

Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig