Die Jungautorin Anina Salzmann mit einem begeisternden Auftritt in der ZAP* Brig

Autorin Anina Salzmann begeisterte mit ihrem Roman-Erstling „Sacrificium“ in der ZAP* Brig. Hier mit Moderator Kurt Schnidrig.

Germanistikstudentin Anina Salzmann präsentierte mit viel Enthusiasmus und Fachkenntnis ihren Roman-Erstling „Sacrificium – Eine dramatische Reise ins antike Rom“. Ursprünglich als Maturaarbeit verfasst, hatte sie den Roman nun auch schon nachgedruckt und überarbeitet. Seitens der Fachschaft Deutsch des Kollegiums Spiritus Sanctus liess es sich Matheo Eggel nicht nehmen, den enormen Aufwand, den Studentin Salzmann für diese aussergewöhnliche Abschlussarbeit auf sich genommen hatte, ins rechte Licht zu rücken. Selbstverständlich profitierte die begeisterte Latein-Schülerin von mannigfacher Unterstützung und Betreuung des Lehrpersonals. Doch sind sich alle darin einig, dass die vielversprechende Jungautorin literarisches Talent mitbringt.

Talentförderung ist bei der Familie Salzmann angesagt. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, besagt eine Redewendung. Die Widmung, welche Anina Salzmann ihrem Roman voranstellt, spricht für sich: „Für meinen Vater, der die Faszination für die Antike mit mir teilt.“ Vater Jörg und Mutter Belinda hatten denn auch allen Grund, den grandiosen Auftritt ihrer Tochter Anina als Literatin zu geniessen und zu feiern.

Das antike Rom auch für heutige Leserinnen und Leser erlebbar und lebendig werden lassen – dies nur eine Intention, welche die Autorin mit ihrem Buch „Sacrificium“ hegt. Die Ich-Erzählerin Amelia dient ihr als ein Kunstmittel dazu. Die Roman-Protagonistin Amelia wird zusammen mit ihrem Germanenstamm von einer römischen Kohorte überfallen. Was die mit Rüstung und Schwertern bewehrten „Eisenmänner“ anrichten, ist eine menschliche Katastrophe, aber auch der Beginn einer spannenden Romanstory. Der geschickt eingefädelte Handlungsaufbau generiert eine Was- und Wie-Spannung, die es wohl vielen Lesenden verunmöglicht, das Buch aus der Hand zu legen.

Living History – mit diesem Begriff lässt sich die Wirkung zusammenfassen, die „Sacrificium“ auf Lesende ausübt. Eine römische Kohorte entführt die geraubten Germaninnen nach Rom. Nur schon die Überfahrt von Genua nach Rom gestaltet sich abenteuerlich. Und dann der Einzug ins antike Rom: Ein Ort voller Schrecken und Finsternis, aber auch eine Traumwelt! Bebende Angst, fürchterlicher Schrecken, aber auch grosse Gefühle und eine herzzerreissende Liebe – eine Romanwelt tut sich auf, die fasziniert und uns Lesende mitfiebern lässt. Amelia wird zum Kauf angeboten und landet mit dem neuen Namen „Fortunata“ in einem Bordell, in einem „Lupanar“.

Dem Zufall misst die Autorin eine grosse Bedeutung zu. Dann etwa, wenn die verschleppte Amelia auf ihren Adoptivvater trifft, auf Gaius Serenus Gregorius, der ihr „Engelsgesicht“ erkennt, und sie als seine Adoptivtochter zu sich aufnehmen möchte. Doch mit dem Soldaten Marcellus stellt sich auch die Liebe ein, es ist dies eine verrückte Liebe inmitten einer todesverachtenden römischen Welt. Mit feinem Gespür für psychologisch motivierte Einsprengsel begibt sich Amelia zusammen mit Marcellus in den Wald, und mit Marcellus zusammen schreit sie sich allen Frust aus dem Leib. Schreitherapie wie in einer Arztpraxis für Psychotherapie!

Der Fantasie gesteht die Autorin im zweiten Teil des Romans ausgiebig Raum zu. Die Zwiegespräche, die Amelia auf einem Ausritt mit ihrem Pferd Raelle führt, zeugen davon. Wohl alle von uns haben in staubtrockenen Geschichtsbüchern lernen müssen, wie es in der antiken römischen Welt zugegangen sein soll. Doch wie mag es tatsächlich beispielsweise im Circus Maximus zugegangen sein? Klischee-Vorstellungen aus Monumentalfilmen à la „Ben Hur“ versperren uns eigene Vorstellungen davon. Wer „Sacrificium“ liest, dem tut sich eine ungeahnte antike Welt auf, die auch der eigenen Fantasie auf kreative Art und Weise auf die Sprünge hilft.

Muss ein Romanautor mindestens 60 Jahre alt sein, um über die erforderlichen Erfahrungen zu verfügen, die das Schreiben eines ausgiebigen Erzählwerks erst ermöglichen? Nicht wenige arrivierte Roman-Schriftsteller sind dieser Ansicht. Wer sich mit „Sacrificium“ der Jungautorin Anina Salzmann befasst, ist versucht, derartigen Thesen eine Abfuhr zu erteilen. Zwar ist ein Alterswerk mit Bestimmtheit reifer und reichhaltiger. Der Literaturbetrieb benötigt jedoch immer wieder auch junges und frisches Blut, so, wie der junge Frühling nach langer und erschöpfender Winterkälte viel Neues aufblühen lässt.

Hören Sie dazu den Podcast mit Stimmen und einem Interview mit Anina Salzmann. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig)

Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig