Wege zum Glück

Misstrauen Sie Ihren Gefühlen! Seien Sie unflexibel! Sagen Sie nicht überall Ihre Meinung! Seien Sie kein Alleskönner! Gerne möchte man derartigen Tipps widersprechen. Das Buch, dem man solche und ähnliche Tipps entnehmen kann, stieg direkt nach der Veröffentlichung auf Platz eins der Schweizer Sachbuch-Charts. 52 überraschende Wege zum Glück beschreibt der Schweizer Autor Rolf Dobelli in seinem neusten Buch „Die Kunst des guten Lebens“. Soeben wurde er dafür mit dem Nummer 1 Award der Schweizer Beststellerliste ausgezeichnet.

Rolf Dobelli schreibt seine Sachbücher nach einem Erfolgsrezept. Er verarbeitet Erkenntnisse aus Psychologie, Verhaltensforschung, Philosophie und Wirtschaft. Brauchbares und Verwunderliches aus diesen Disziplinen präsentiert er in seinen Bestsellern als praktische Lebenshilfe. Das Erfolgsrezept hat bereits seine Vorgänger-Bücher zu Bestsellern werden lassen, „Die Kunst des klaren Denkens“ und „Die Kunst des klugen Handelns.“ Vieles scheint bekannt und plausibel zu sein. Seinen kurzen Kapiteln stellt Dobelli  jeweils ein Beispiel voran. Im Anschluss daran bringt er die Informationen und die eigenen Überlegungen im Brustton der Überzeugung auf den Punkt.

Die Lektüre von Dobellis neuem Buch „Die Kunst des guten Lebens“ fördert weitere praktische Ratschläge für eine glückliche Lebensführung zutage. Verschiedentlich fordert das Buch die Leser und Leserinnen auf, vor allem auch sich selber und seine eigene Bedeutung nicht allzu wichtig zu nehmen. Denn angesichts der Unendlichkeit von Raum und Zeit sei man als Person unwichtig, vielleicht ausgenommen im Rahmen engster Beziehungen.

Den Karriere-Menschen widmet der Autor ein eigenes Kapitel. Persönlicher Erfolg und Misserfolg dürfen nicht überbewertet werden, findet der Autor. Häufig sei nämlich ein erfolgreiches Leben bedingt von Umständen wie Erbanlagen, für die man nichts könne. Es sei auch keineswegs so, dass Geld die Welt regiere, schreibt der Autor. Ab einer bestimmten Menge sei Geld doch eh unwichtig.

Einige Tipps aus dem neuen Dobelli-Bestseller seien hier zur Diskussion gestellt:

Misstrauen Sie Ihren Gefühlen! Natürlich sei es wichtig, empathisch zu sein in Bezug auf andere Menschen. Die eigenen Gefühle hingegen seien keine zuverlässigen Wegweiser, wenn es darum gehe, eine wichtige Entscheidung zu treffen.

Seien Sie unflexibel! Flexibilität sei falsch am Platz, wenn es um Werte oder um eigene Überzeugungen gehe, ist der Autor überzeugt. Wenn es um das eigene Wohl und um das Wohl der Familie gehe, solle man ungeniert an den eigenen Standpunkten festhalten, die sich im Verlauf eines langen Lebens herauskristallisiert haben. Wer klaren Richtlinien und eigenen Vorgaben folge, der verschaffe sich in den Augen seiner Mitmenschen viel Respekt.

Sagen Sie nicht überall Ihre Meinung! Es ist heute eine Zeiterscheinung, dass man zu allem und zu jedem seinen Kommentar abgeben muss. Dabei sind viele Themen heute von einer Komplexität, die es verunmöglicht, eine verbindliche und fundierte Meinung dazu zu äussern. Besser wäre, nur bei Themen seine Meinung in die Welt hinauszuposaunen, die man kennt und über die man bestens Bescheid weiss. So komme man kompetent rüber und verschaffe sich Ansehen, rät der Autor.

Seien Sie kein Alleskönner! Die Zeit der Universalgelehrten war das Mittelalter. Sogenannte Allrounder, die diese Bezeichnung auch verdienen, gibt es heute nur noch ausnahmsweise. Goethe, Leonardo da Vinci, oder Isaac Newton versuchten sich auf den verschiedensten Gebieten, und weil sie Genies waren, waren sie auch wahre Alleskönner und verdienten sich die Bezeichnung Universalgelehrte. Heute hat Erfolg, wer sich spezialisiert, schreibt der Autor. Es gilt, eine Nische zu entdecken, ein Spezialgebiet, das einem besonders gut liegt. Das tun, was man besonders gut kann, verspricht den grössten Erfolg.

Viele Déjà-vu-Erlebnisse hatte ich bei der Lektüre dieses Buches, zur Zeit auf Platz eins der Schweizer Sachbuch-Charts. Vieles ist bekannt, plausibel, logisch. So etwa auch der Ratschlag: Tun Sie nichts Falsches! Doch was ist richtig? Was ist falsch? Und: Ist immer alles richtig oder falsch? Oder ist es nicht vielmehr so, dass es einen situativen Kontext gibt, wann etwas falsch ist und wann richtig? Und überhaupt: Ist es nicht so, dass wir oft erst im Nachhinein wissen, was richtig und was falsch gewesen wäre?

Text und Foto (Symbolbild): Kurt Schnidrig.