Was bleibt, wenn eine Beziehung zerbricht? In Zagreb gibt es ein Museum der zerbrochenen Beziehungen. Es beherbergt zahlreiche Zeugnisse schmerzvoller Trennungen. Relikte verlorener Lieben aus aller Welt werden hier ausgestellt. Was bleibt von einer Liebe übrig, wenn sie zerbricht? Ein Hochzeitskleid in einem Einmachglas kommt aus San Francisco. Ein geschmolzenes Klapphandy, das aus Rache sein Ende im Backofen gefunden hat, kommt aus Massachussetts. Jetzt liefert ein Buch die dazugehörigen traurigen Trennungsgeschichten.
Im Museum der zerbrochenen Beziehungen geben die Exponate einen aufwühlenden Einblick in die vielen unerfüllten Hoffnungen. Die Gegenstände stehen sinnbildlich für eine zerbrochene Beziehung. Die vielen Zeugnisse schmerzhafter Trennung stimmen den Betrachter nachdenklich. Die dazugehörigen Geschichten machen betroffen. Die anfängliche Neugier verwandelt sich in Mitgefühl. Da wird zum Beispiel eine „Ex-Axt“ präsentiert. Als Ex-Axt bezeichnet eine Berlinerin das „Therapie-Instrument“, mit dem sie die Wohnung des Ex zertrümmert hatte. Es war dies das traurige Ende einer grossen Liebe.
Einen essbaren Slip hat eine enttäuschte Schweizerin aus Winterthur nie getragen, obwohl es sich dabei um ein Geschenk ihres früheren Ex-Freundes handelt. Enttäuscht schreibt sie dazu: „Nach vier Jahren erwies sich der schwarze Slip als genauso schäbig wie seine Geschenke. Er betrog mich mit einer Kollegin – und entledigte sich meiner per E-Mail.“
Ein Gartenzwerg mit abgeschlagener Nase erinnert an einen slowenischen Scheidungstag. Die enttäuschte Geliebte schreibt: „Er kam in seinem neuen Auto an, arrogant und herzlos. Der Zwerg flog auf die Windschutzscheibe, prallte ab und landete auf dem Asphalt. Der saublöde Gartenzwerg flog in einer langen Achterbahn, die das Ende unserer Liebe markierte.“
Der Schlüssel zum Herzen wird in vielen Liebesgedichten und Liebesbriefen beschworen und beschrieben. Eine Slowenin hatte einen symbolischen Schlüssel zum Herzen aus Gusseisen von ihrem Freund erhalten. Sie schreibt dazu: „Du verdrehtest mir den Kopf, du hast mein Herz geöffnet. Aber du wolltest nicht mit mir schlafen. Erst als du gegangen warst, verstand ich, wie sehr du mich geliebt hattest. Ich möchte den Schlüssel dennoch loswerden, damit ich niemals in Versuchung gerate, nochmals über deine Türschwelle zu treten.“
Sein altes Handy hat ein gehörnter Liebhaber seiner Ex gegeben, damit er sie nicht mehr anrufen kann. Voller Wut und Trauer hat die Ex das verfluchte Telefon dem Museum vermacht.
Die zurückgelassene Intim Lotion, die nach einer zerbrochenen Liebe keine Anwendung mehr fand, diente einer abgewiesenen Geliebten hernach als Scheibenreiniger…
Wehmut nach den verlorenen Tagen des Glücks schimmert in vielen Begleittexten und Liebes-Erinnerungen durch. Ein verlassener Liebhaber versucht es mit einem Wortspiel: „Sie ist gegangen, nur ihre Schuhe sind geblieben.“ Nebst vielen Alltagsgegenständen finden sich auch exklusive Zeugnisse schmerzvoller Trennungen. Dazu gehören etwa die pelzbezogenen Lust-Handschellen. Oder ein mit Trennungs-Tränen gefüllter Flakon. Symbolisch steht da auch eine Elektro-Herdplatte mit dem sinnnigen Begleittext: „Unsere Beziehung wurde niemals warm.“
Wohin mit dem Herz-Schmerz-Gerümpel, wenn die Liebe aus und vorbei ist? Diese Frage stellten sich auch die Ausstellungsmacher. Die beiden Gründer des „Museum der zerbrochenen Beziehungen“ in Zagreb heissen Olinka und Drazen, und sie waren früher einmal ein Paar. Irgendwann waren sie es aber nicht mehr. Wie so viele Paare, deren Liebe zerbrochen ist, hatten Olinka und Drazen zwei Probleme. Das erste Problem war der Liebeskummer. Und das zweite Problem war die unangenehme Frage: Wer kriegt was? Da gab es viele Gegenstände, die eine Art Souvenir ihrer Beziehung waren. Wohin damit? All den liebgewordenen Krempel wegzuschmeissen, das schafften die beiden nicht. Sie fanden eine Lösung. Sie machten ein Museum auf.
Erinnerungsstücke als therapeutische Seelenpflege. Bei Liebeskummer und Trennungsschmerz empfehlen die Museumsmacher Olinka und Drazen den Besuch des Museums oder die Lektüre des gleichnamigen Buches „Das Museum der zerbrochenen Beziehungen. Was von der Liebe übrig bleibt.“ Jede und jeder kann im Übrigen mit einem Exponat zur Ausstellung beitragen. Ein Erklärungstext gehört dabei zu jedem Exponat. Jeder Gegenstand hat seine eigene Geschichte. Es ist dies die Geschichte einer zerbrochenen Beziehung, einer gestorbenen Liebe.
Ein Aschenbecher, der nie geleert wird. Zum Schluss noch diese Geschichte aus dem „Museum of Broken Relationships“ in Zagreb. Da steht ein blauer Aschenbescher. Er ist aus einer kaputten Beziehung übrig geblieben. Er ist voller Zigarettenstummel. Die Dame aus Köln, die den vollen Aschenbecher dem Museum vermacht hat, schreibt dazu: „Häufig wurde ich nachts wach und er lag nicht neben mir. Mein Ex-Freund fand oft keinen Schlaf. Er sass oft stundenlang im Dunkeln auf dem Balkon, hörte Musik und rauchte. Nach unserer Trennung habe ich es nie geschafft, den Aschenbecher ein letztes Mal zu leeren, geschweige denn, ihn vom Balkon zu verbannen. Ich rauche nicht.“
Jede Liebe hinterlässt Spuren. Jemand, mit dem du dein Leben geteilt hast, lässt irgendetwas in dir zurück. Du bist nicht der gleiche Mensch wie vor dieser Liebe. Darum sollte man mit einem kleinen Stück von dem weiterleben, was eine Liebe zurückgelassen hat. Mit einem Souvenir einer verflossenen Liebe. Damit drücken wir unsere Wertschätzung aus, egal, wie kurz die liebevolle Begegnung auch war. Das „Museum der zerbrochenen Beziehungen“ ist ein Plädoyer dafür, unsere Vergangenheit nicht wegzuwerfen.
Text und Fotos (Symbolbilder): Kurt Schnidrig