Ein Blatt aus sommerlichen Tagen

Der Herbst ist ins Tal gebraust, stürmisch, regnerisch und kühl. Wer das Glück hat, einen herbstlichen Abend unter dem schützenden Regendach eines Strassencafés zu verbringen, dem fehlt es nicht an Gesprächsstoff. Es gilt, die sommerlichen Ausflüge, Reisen und Fahrten mit lieben Menschen Revue passieren zu lassen, bevor der „Indian Summer“ sich dem Ende zuneigt. In Erinnerungen schwelgen, früher und heute:

Ein Blatt aus sommerlichen Tagen. Ich nahm es so im Wandern mit, auf dass es einst mir möge sagen, wie laut die Nachtigall geschlagen, wie grün der Wald, den ich durchschritt. (Theodor Storm, 1817-1888).

Für viele ist der Herbst die Jahreszeit der Melancholie. Doch der Herbst hat auch jede Menge schöne Seiten. Dichter und Philosophen haben sich zu allen Zeiten von dieser Jahreszeit inspirieren lassen. Hier eine Auswahl der schönsten Zitate, besinnlich, philosophisch, lustig oder gar frech:

Der Herbst ist die Jahreszeit, in der die Natur eine Seite umblättert. (Pavel Kosorin, *1964).

Der Herbst ist des Jahres schönstes farbiges Lächeln. (Willy Meurer, *1934).

Der Herbst ist ein zweiter Frühling, wo jedes Blatt zur Blüte wird. (Albert Camus).

Nun lass den Sommer gehen, lass Sturm und Winde wehen. Bleibt diese Rose mein, wie könnt ich traurig sein? (Joseph von Eichendorff).

Aus den Träumen des Frühlings wird im Herbst Marmelade gemacht. (Peter Bamm).

Die Welt ist in Feuchte versunken, die Tage blamieren sich müde. Es raschelt im Laub, Gott und Teufel führen ein Gespräch über ein Bierchen vielleicht oder eine Overtüre.  (M.B.Herman).

Im Herbst steht in den Gärten die Stille, für die wir keine Zeit haben. (Victor Aubertin).

Je näher der Herbst des Lebens anrückt, desto mehr sind die Männer am zweiten Frühling interessiert.

Was haben Aktienkurse mit Kastanienblättern gemeinsam? Wenn sie fallen, steht so mancher nackt und bloss da.

Zum 200. Geburtstag von Theodor Storm, hier noch sein berühmtes Gedicht „Herbst“:

Schon ins Land der Pyramiden, flohn die Störche übers Meer. Schwalbenflug ist längst geschieden, auch die Lerche singt nicht mehr. Seufzend in geheimer Klage, streift der Wind das letzte Grün; Und die süssen Sommertage, ach, sie sind dahin, dahin! Nebel hat den Wald verschlungen, der dein stilles Glück gesehn; Ganz in Duft und Dämmerungen will die schöne Welt vergehn. Nur noch einmal bricht die Sonne unaufhaltsam durch den Duft, und ein Strahl der alten Wonne rieselt über Tal und Kluft. Und es leuchten Wald und Heide, dass man sicher glauben mag, hinter allem Winterleide liegt ein ferner Frühlingstag.

Und wo ist Ihr guter Spruch, Ihr bestes Gedicht zum Herbst, liebe Leserin, lieber Leser?

Text und Foto: Kurt Schnidrig