Ich bin einer von euch und werde immer einer von euch bleiben.
(Bastian Schweinsteiger)
Dies alles beschreibt Martin Suter fein säuberlich, aber es fehlen entscheidende Merkmale der Gattung „Roman“. Das Buch ist wohl auch keine Romanbiografie, wobei dieses Kofferwort für die Literaturtheorie noch genauer zu definieren wäre.
Die Möglichkeiten eines Romanciers sind auch bei sogenannter „Sportliteratur“ gegeben und präsentieren sich vielfältig. In „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ hat Peter Handke einen Ausschnitt gewählt, eine tragische Episode aus dem Leben eines Torhüters, die Romanstoff vom Feinsten liefert. Bei Bastian Schweinsteiger hätte der verschossene Elfmeter beim Champions-League-Final gegen Chelsea ebenfalls einem Romanschriftsteller als Katalysator und als Aufhänger dienen können, um die verschiedenen Facetten des Fussballers Schweinsteigers ausloten zu können. Was geht in einem Fussballer vor? Wie verarbeitet er einen Fehlschuss? Wie belasten oder befeuern ihn die Reaktionen aus seinem Umfeld? Aus derartigen Fragestellungen lässt sich mit Bestimmtheit eine spannende und psychologisch ergiebige Roman-Story konstruieren.
Auch Oberwalliser Sportler sind bereits „literarisch“ geworden. Gleich mehrere sehr eindrückliche Beispiele liefert der Sammelband „Im Tal der Tränen und das Leben geht weiter“ von Christina und Christian Boss (Friedrich Reinhardt Verlag Basel, 379 Seiten). Darin erzählt Daniel Albrecht äusserst berührend und mitfühlend von seinem Absturz im Abschlusstraining zur berüchtigten Abfahrt in Kitzbühel. Mit über 149 km/h rast Daniel Albrecht auf den Zielsprung zu, dann stürzt er heftig und trägt ein Schädel-Hirn-Trauma davon. Sein Zustand ist lebensbedrohlich. Es folgt ein langer Verarbeitungs-Prozess und das Comeback im Weltcup schon ein Jahr später. Alles muss er neu wieder lernen. Die Botschaft des Autoren-Teams ist überdeutlich: „Die tragischen Schicksale und die unterschiedlichen Lebenswege zeigen, dass es immer wieder aufwärts geht.“ Jetzt baut Daniel Albrecht Mondhäuser und er hat eine eigene Kleiderlinie kreiert – daraus lässt sich vortrefflich eine spannende Roman-Story konstruieren.
Ich bin überzeugt, plötzlich wieder einen grossen Wurf landen zu können. Denn wie heisst es doch so treffend in meinem Lieblingszitat von Hermann Hesse: Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.
Daniel Albrecht
Es liegt an uns, jeweils das Beste aus jeder noch so vertrackten Lebenssituation zu machen. Wenn es einer Erzählung oder einem Roman gelingt, den Leserinnen und Lesern in Form einer spannenden, unterhaltsamen und psychologisch motivierten Story eine derartige Botschaft zu vermitteln – und dies ohne den Zeigefinger moralisierend zu erheben – ist ein gutes Stück gehaltvolle Literatur gelungen.
Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig