Leider wird heute das Spielen im Gegensatz zum Lernen abgewertet. Spielen und Lernen werden als Gegensätze verstanden. Gab es früher noch einen Kindergarten, ist dieser mittlerweile in die Unterstufe umbenannt, und heute schickt man die Knirpse gar nur noch in die H1 oder H2.
Für Kinder sind Spielen und Lernen jedoch dasselbe, und weil Spielen auch immer Emotionen beinhaltet, ist dieses spielerische Lernen äusserst nachhaltig. Es braucht heute wieder ein mutiges Plädoyer für das frei spielende Kind und gegen den idiotischen Förderwahn, der vorab in Wirtschaftskreisen propagiert wird.
Einer, der so ein mutiges Plädoyer für das frei spielende Kind abgibt, ist der Musiker, Komponist und Autor André Stern. Sein Buch trägt den vielsagenden Titel „Spielen, um zu fühlen, zu lernen und zu leben.“ Selber habe er als Kind und Jugendlicher nie eine Schule besucht, schreibt er, immer „nur“ gespielt. Ebenso sein kleiner Sohn Antoine, dessen Spiele er in seinem Buch schildert.
Das ist mal ein mutiges Buch! Es vereint grandiose Ideen. André Stern gibt uns auch manchen Satz mit auf den Weg, der zum Nachdenken anregt. Zum Beispiel diesen hier:
„Ein Kind kann, was es will. Und es möchte nur das, was es kann.“
Der Titel dieses Buches ist Programm: Spielen, um zu fühlen, zu lernen und zu leben. Gilt dies nicht genau so auch für uns Erwachsene? Sind wir nicht auch ständig am „Gamen“, am „Computern“ und am Sudoku Spielen? Oder am Grillen, am Auto Tunen und am Gartenzwerge aufstellen? Oder… Spielen Sie mutig, liebe Leserin, lieber Leser. Und lassen Sie sich ja nicht einreden, dass Bildung lediglich im Kurslokal oder im Schulzimmer vor einer strengen H1-Hn-Lehrpersonen stattfinden darf. Okay, das muss vielleicht auch sein.
Aber warum nicht mal wieder die beliebte Methodik „Spielend lernen“ ausgraben? Zufällig habe ich entdeckt, dass die PH Zürich auf ihrer Lernplattform ILIAS ein Angebot unterbreitet. Man möchte die Studierenden wieder Spielen lernen, ihnen wieder Spielkompetenz vermitteln. Da scheint heute wichtiger denn je.
In der Fachliteratur begegnen wir übrigens dem „Homo ludens“, dem spielenden Menschen. Der Begriff stammt vom gleichnamigen Buch des Autors Johan Huizinga. Der „Homo ludens“ ist ein Erklärungsmodell, wonach der Mensch seine Fähigkeiten vor allem über das Spiel entwickelt.
Literatur: André Stern: Spielen, um zu fühlen, zu lernen und zu leben. Verlag Elisabeth Sandmann. 134 Seiten.
Foto: Spiele für Gross und Klein. Archivbild: Kurt Schnidrig.