Che Guevarra – in olivgrüner Uniform, mit offenem Hemd, mit dem Gürtel samt Pistole und nicht zuletzt mit der unverzichtbaren Zigarre in der Hand – so kennen wir ihn, wir, die Studenten der Sechzigerjahre. Im Studierzimmer hing das Poster von Che, und wir alle wollten sein wie Che: revolutionär, rebellisch und kämpferisch. Im Alten Werkhof in Brig gibt es unveröffentlichte Fotos von Che Guevara aus den Jahren 1959 – 1964 zu sehen, das waren die ersten grossen Jahre von Che. In der Ausstellung gibt es auch was zu schmunzeln: Ernesto „Che“ Guevara (Kuba) spielt Schach gegen Jean-Pierre d’Alpaos (EU). Die obligate Havanna-Zigarre daneben darf nicht fehlen. (Bild). Che lebt. Mit seiner rebellischen und unbeugsamen Haltung begeistert er noch heute vor allem die jungen Menschen.
Es sind schon 50 Jahre her. Der 8. Oktober 1967 war der letzte Tag im Leben des argentinischen Freiheitskämpfers Ernesto Che Guevara. In Bolivien wurde er von der dortigen Armee gefangen genommen und auf Geheiss des CIA ermordet. Dabei hatte alles so viel versprechend begonnen. Nach dem Triumph der Revolution im Jahr 1959 war Che massgeblich beteiligt beim Aufbau einer neuen Gesellschaft in Kuba. Bereits als Medizinstudent wurde er mit den sozialen Ungerechtigkeiten seines Landes konfrontiert. Er beschloss, sein Leben in den Dienst des Kampfes für die Befreiung der Völker zu stellen. Er richtete sein Augenmerk über das eigene Land hinaus. 1965 verliess er Kuba um zuerst in Afrika, dann in Bolivien den Kampf für Gerechtigkeit weiter zu führen.
Der Name des Revolutionärs steht auch heute noch für neue Ideen, für Rebellion und für Protest. Obschon bereits 50 Jahre her, wird Che Guevara bei uns immer noch romantisiert und vergöttert. Die negative Seite des Che Guevara müssen wir ausblenden. Denn Che Guevara sah zwar blendend aus, er war aber auch ein Brutalo, ein Kind der Revolution, die damals in Brutalität ausartete.
Vorwiegend in der mittleren und älteren Generation bei uns ist Che Guevarra immer noch Kult. 50 Jahre nach der kubanischen Revolution erzählt jetzt ein Roman der US-amerikanischen Autorin Rachel Kushner wie es wirklich war. Die Autorin lässt die Ereignisse rund um die Revolution nochmals aufleben. Die Autorin verpackt die historischen Fakten gar in eine Liebesgeschichte. So entstand ein Liebesroman, natürlich auch mit etwas Fiktion und Fantasie. Der Roman propagiert Leidenschaft und Abenteuerlust.
Hasta siempre, commandante! Gerne möchte man in die Hymne mit einstimmen, welche die Kubaner heute noch singen. Trotz allem darf man die Schattenseiten von Che Guevarra nicht vergessen: als Commandante schreckte er nicht zurück, seine politischen Gegner persönlich zu exekutieren.
„Telex aus Kuba“ – das ist ein Roman, der den Leser und die Leserin träumen lässt. Beim Besichtigen der Ausstellung in Brig und beim Lesen dieses Romans lässt es sich wunderbar träumen von einer besseren Welt, von den Möglichkeiten auch, die Welt zu verbessern. Man wacht dann aber schlussendlich auf aus einem Albtraum. Revolution und Rebellion münden leider nur allzu häufig in Brutalität, Gewalt und Diktatur.
Che Guevarra ist trotz viel Kritik bis heute eine Ikone geblieben, ein Idol, ein Superstar. Sein Leben war wie ein Schachspiel. In seinen besten Jahren gewann er Zug um Zug auf dem Schachbrett. Damals schrieb er auch, es sei absolut richtig, jedes unnütze Opfer zu vermeiden. Er erkundete die effektiven Möglichkeiten, die das abhängige Amerika habe, um sich auf friedlichem Weg zu befreien. Er selbst war überzeugt, dass es nicht möglich sei, die Freiheit zu erringen ohne mit der Waffe in der Hand zu kämpfen.
Das war vor 50 Jahren. Die Zeiten haben sich geändert, aber die Grundbedürfnisse der Völker sind gleich geblieben: Souveränität, Freiheit, Unabhängigkeit, die Möglichkeit in Frieden und Würde zu leben.
Wollen wir wieder sein wie Che? Wenn wir an den Revolutionär Che denken und seine brutalen Erschiessungs-Kommandos ausklammern, dann ja. Um eine neue Gesellschaft aufbauen zu können, benötigen wir auch heute Jugendliche, die Che ähnlich sind. Aber nur Menschen, die lieben können, sind auch in der Lage, seine Träume weiter zu führen.
Text und Foto: Kurt Schnidrig
Literatur: René Lechleiter: Che. Die ersten Jahre. Verlag 8. Mai. Zu beziehen bei Buchhandlung Waser, Rümelinsplatz 17, 4001 Basel. 061 261 02 89. buecher-waser@bluewin.ch