Ein Herz für Babys

Ein Herz für Kinder hat Professor Dr. Martin Meuli, Direktor der Chirurgie am Kinderspital Zürich. Gerne möchte er, dass auch viele andere ein Herz für Babys, auch für die Ungeborenen, haben. Zu diesem Zweck lädt er zur Vernissage seines Buches „Operation am Ungeborenen“. Er hat ein Stück grossartige Schweizer Medizingeschichte geschrieben. Dr. Martin Meuli ist ein Pionier in der Fötalchirurgie. Mit seiner ganz eigenen Operationstechnik hat er schon vielen Kindern ein Leben im Rollstuhl erspart. Wenn Babys und Kleinkinder wieder lachen und glücklich sein können, dann kann es sein, dass sie ihr neues Leben Dr. Meuli verdanken.

Dabei hatte Dr. Meuli eigentlich Sänger werden wollen. Oder Tennislehrer. Als Konzert-Tenor wäre ihm die Medien-Aufmerksamkeit sicher gewesen. Auch als Tennislehrer hätte er mit seinem Engagement und mit seinen innovativen Ideen sicherlich für mediale Schlagzeilen gesorgt. Denn Dr. Martn Meuli ist ein neugieriger, ehrgeiziger und origineller Kopf. Die Medien berichten ja gerne und ausgiebig über alles, was mit Sport oder mit Musik zu tun hat. Aber über eine neue Operationstechnik berichten? Das bräuchte ein bisschen Sachverstand, der den um Publikum und Einschaltquoten gierenden Medien heute leider grösstenteils vollständig abgeht. Es ist auch aus diesem Grunde sehr begrüssenswert, dass Dr. Meuli mit Hilfe einer Buchpublikation den Weg in die Öffentlichkeit gewählt hat. Ein Autorenteam mit Peter Rothenbüler, Sonja Laurèle Bauer und Magdalena Ceak unterstützt ihn dabei.

Worin besteht nun aber die grosse Leistung des Dr. Martin Meuli? Auf der persönlichen Einladung zur Buchpräsentation bringt der Verlag die Pioniertaten des Kinderarztes auf den Punkt: Am Zürcher Kinderspital hat er als Spezialist für Verbrennungsbehandlung die revolutionäre Entwicklung einer im Labor gezüchteten Haut vorangetrieben. Bei einem längeren Amerika-Aufenthalt entdeckte er dann die Möglichkeit, ungeborene Föten mit Spina bifida (offener Rücken) im Mutterleib zu operieren und hat als Pionier dieser Operationstechnik schon vielen Kindern ein Leben im Rollstuhl erspart. Was aber ist Fötalchirurgie genau? Das und vieles mehr erklärt der Pionier in seinem Buch.

Fetalchirurgie, häufig auch als Fötalchirurgie bezeichnet, bezeichnet die Möglichkeit der vorgeburtlichen Operation im Rahmen einer Therapie in utero bei vor allem schweren oder lebensbedrohenden Fehlbildungen oder Erkrankungen des Fetus.

Dr. Meuli gilt als Pionier in der Fötalchirurgie. Das ist in der Medizin ein hoch komplexes Gebiet. Es gibt in der Operationstechnik zwei verschiedene Techniken. Die offene Operation und die minimal-invasive Operation. Bei der offenen Operation werden der Uterus und die Fruchtblase eröffnet, der Fetus dann entsprechend gedreht und dann operiert. Bei der minimal-invasiven Operationstechnik werden in die Fruchtblase Instrumente eingebracht, dies geschieht mit Hilfe sogenannter Trokare, das sind kleine Röhrchen. Eine Schwierigkeit dabei ist die Stabilisierung der Schwangerschaft nach Beendigung der Operation. Ist die Schwangerschaft nicht zu stabilisieren, kommt es zur Frühgeburt.

Bereits 1981 wagte Michael Harrison erstmals eine offene Operation an einem Fetus. Die Frühgeburtenrate war bei seiner Operationstechnik jedoch noch sehr hoch. Später entwickelten Forscher und Mitarbeiter der Universitäten von Münster und Bonn ein Verfahren, bei dem der Zugang zum Kind über drei kleine, zirka 5×2 mm Röhrchen (Fetoskope oder Trokare) ermöglicht wird. So konnte nach einem Eingriff die Schwangerschaft bis zur 30. Woche stabilisiert werden. Die europäische Kommission hat daraufhin die Initiative „Eurofetus“ ins Leben gerufen. Sie soll es ermöglichen, zusammen mit Wissenschaft und Industrie zu aussagekräftigen Studien und zu standardisierten Operationsverfahren zu gelangen.

Auf diesem komplexen Hintergrund kommt der innovativen Operationstechnik von Dr. Martin Meuli in der Medizingeschichte eine epochale Bedeutung zu. Viele gesunde und glückliche Kinder werden dem Pionier für ein glückliches und unbeschwertes Leben dankbar sein.

Text und Foto (Symbolbild): Kurt Schnidrig

Literatur: Peter Rothenbühler, Sonja Laurèle Bauer, Magdalena Ceak: Martin Meuli. Operation am Ungeborenen. Der Pionier. Die Fötalchirurgie. Die Patienten. Werd&Weber Verlag, 2017. 360 Seiten.