Die neue Königin der Bienen heisst Maja Lunde. Nicht zu verwechseln mit der Biene Maja. Denn Maja Lunde ist eine norwegische Autorin. Eine Bestseller-Autorin sogar. Die Bestseller-Autorin des Jahres 2017. Im Jahr 2017 verkaufte sich kein Buch besser als „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde. Mit Maya Lunde schrieb eine Romandebütantin das meistverkaufte Buch. Und zwar über alle Buchtypen hinweg. „Die Geschichte der Bienen“ belegt den ersten Platz nicht nur in der Romanliteratur, sondern auch allgemein in der belletristischen Literatur und sogar bei den Sachbüchern. Auf den Punkt gebracht lässt sich sagen: Maja Lunde schrieb das beste Buch des Jahres 2017.
Maja Lunde verpackt ein reales Anliegen in eine packende Story: Das Verschwinden der Bienen. Natürlich geht es der Autorin auch um einen Aufruf, unserer Umwelt mehr Sorge zu tragen, denn wenn die Bienen verschwinden, dann werden bald auch die Menschen von diesem Planeten verschwinden. Aber diese Umwelt-Botschaft ist im Roman nicht vordergründig. Wichtiger sind die drei Geschichten, die uns Maya Lunde in ihrem Roman erzählt. Es sind drei Geschichten von Menschen in drei verschiedenen Epochen, die sich alle mit Bienen beschäftigt haben.
Maja Lunde rüttelt uns Leser gleich zu Beginn mit einem Schreckens-Szenario wach. Sie entführt uns ins Jahr 2098. Wir sind in China. Es gibt keine Bienen mehr. Jedes Jahr müssen unzählige Menschen alle Blüten von Hand bestäuben. Die Arbeit des Bestäubens ist hart und aufwändig. Auch die Arbeiterin Tao ist Bestäuberin von Beruf. Sie ist die Mutter des kleinen Wei-Wen. Tao arbeitet hart, um Wei-Wen eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Als aber plötzlich der kleine Wei-Wen verschwindet, bricht eine Welt zusammen.
In „Die Geschichte der Bienen“ verlaufen verschiedene Geschichten parallel. Eine dieser Geschichten spielt sich in England im Jahr 1852 ab. Der Biologe William sieht sich inmitten der Trümmer seines Lebens. Alles, was er sich aufgebaut hat, ist zerstört: Seine Forschungen verlaufen im Nichts, sein Sohn bereitet ihm Kummer, seine kluge Tochter überfordert ihn. Als er dann aber an einem perfekten Bienenstock herumtüftelt, startet er neu durch und eine vielversprechende Karriere nimmt ihren Lauf. Eine weitere Geschichte handelt von einem Imker namens George. Dieser lebt im Jahr 2007 in Ohio. George muss miterleben, wie immer weniger Bienen den Weg zurück in ihren Bienenstock finden. Sein Sohn sollte sein Werk weiterführen, doch der würde die Bienen am liebsten ihrem Schicksal überlassen.
Bienen sind die echten Protagonisten im meistverkauften Roman des Jahres 2017. Bienen sind faszinierende Tiere. Sie gelten als sozial, gut organisiert und fleissig. Und sie sind auch intelligent. Mit verschiedenen Tänzen werden den wartenden Sammlerinnen von einer Tänzerin Informationen über Rohstoffquellen kommuniziert. Wer kennt sie nicht, die vielen Arten von Bienen-Tänzen. Der Schwänzeltanz der Kundschafter-Bienen zum Beispiel. Er dient dazu, den Daheimgebliebenen anzuzeigen, wo und in welcher Entfernung sich Futterquellen befinden. Der Rundtanz zeigt Futterquellen in der näheren Umgebung an.
Der Freudentanz der „Bienenkönigin“ Maja Lunde ist der aktuelle Bienentanz. Er ist berechtigt. Zum einen ist es ihr gelungen, die Menschheit mit ihrem Roman „Die Geschichte der Bienen“ wieder einmal für ein Umwelt-Anliegen wachzurütteln. Zum anderen hat sie es geschafft, mit Hilfe von Geschichten dieser Welt unmissverständlich zu erklären: Hey Leute, ein weltweites Bienensterben hätte verheerende Folgen für uns alle. Denn ohne die Bestäubungsarbeit der Bienen gäbe es keine pflanzliche Nahrung mehr für uns Menschen. Und ohne Nahrung…
Text und Foto: Kurt Schnidrig