Künstliche Intelligenz ist gegenwärtig ein Reizthema in der Literatur. Berichte, dass Experimente mit Künstlicher Intelligenz (KI) plötzlich aus dem Ruder gelaufen sind, animieren Schriftsteller wie Frank Schätzing zu Horror-Thrillern. Dass lernfähige KI fähig ist, menschliche Spieler zu jagen und zu zerstören, ist bisher zwar nur aus Online-Rollenspielen bekannt. Haben KI-Systeme jedoch Zugriff auf andere Software oder sogar auf Maschinen oder Fahrzeuge, dann könnten die Horror-Visionen plötzlich wirklich und real werden. Doch vielleicht kommt alles ganz anders, und die KI-Systeme lösen mit einem Schlag alle Probleme der Menschheit.
Die Welt der Online-Rollenspiele erzeugt reale Zukunftsängste. Auslöser war ein Zwischenfall beim Weltraum-Abenteuerspiel „Elite Dangerous“. Das KI-System des Spiels entwickelte sich plötzlich aus eigenem Antrieb heraus weiter und ging auf Spielerjagd. Man muss sich das etwa folgendermassen vorstellen: Vor dem Computer sitzen menschliche Spieler. Die KI-Systeme dienen nun dazu, diesen menschlichen Spielern mehr oder weniger ebenbürtige Gegner entgegenzustellen, die vom Computer gesteuert werden. Es sind dies sogenannte „Non-Player-Charaktere“ (NPC). Damit sich diese NPCs nicht zu dumm gegenüber den menschlichen Spielern verhalten, passt sich deren KI-System an die Verhaltensweisen der menschlichen Spieler an. Plötzlich trat bei einem Abenteuerspiel etwas Unerwartetes ein: Nach einem Spielupgrade verfügten die NPCs plötzlich über bessere Vorhersagemöglichkeiten um menschliche Spieler zu attackieren. Der Vorhersage-Algorithmus erlaubte dem KI-System, den Spieler ausfindig zu machen und anzugreifen.
Menschliche Spieler hatten plötzlich gegen die verbesserten NPC’s aus dem Computer keine Chance. Nach vielen Beschwerden musste der Hersteller Teile des Systems abschalten. Was war passiert? Hatte das KI-System etwa ein Bewusstsein entwickelt? Ist plötzlich das Skynet aus dem Film Terminator real geworden? Was den IT-Ingenieuren Sorge bereitet, ist das Folgende: Weil Künstliche Intelligenz mit Wahrscheinlichkeiten in unzähligen Knotenpunkten arbeitet, können kleinste Einflüsse am Anfang grosse Auswirkungen am Ende haben. Auch für Spezialisten ist es unmöglich, die Endergebnisse nachzuvollziehen oder vorauszusagen. Brenzlig und gefährlich kann es werden, wenn KI-Systeme plötzlich Zugriff bekommen auf andere Software. Was könnte beispielsweise geschehen, wenn ein derartiges KI-System plötzlich Zugriff bekommt auf das KI-System in einem selbstfahrenden LKW oder in einer Drohne? Die Katastrophe wäre buchstäblich programmiert. Als grosser Mahner in dieser Branche gilt der als „Innovationsweltmeister“ geltende Mario Herger. Er hat soeben ein vielbeachtetes Buch herausgegeben, „Das Silicon Valley Mindset“.
Die Thriller-Autoren stürzen sich auf KI-Themen. Kommt irgendwann einmal der ultraintelligente Computer, der die grossen Probleme der Menschheit zu lösen imstande ist? Dieser Frage geht der deutsche Autor Frank Schätzing in seinem Thriller „Die Tyrannei des Schmetterlings“ nach. Er beschreibt in seinem Buch ein Szenario, das unser Leben radikal verändern wird. Die neuen magischen IT-Computer aus dem Silicon Valley können beides, sie sind fähig, unser Leben zu verbessern, sie könnten aber auch unseren Untergang besiegeln. Den IT-Ingenieuren stellt der Autor Frank Schätzing die Biologen in den Wäldern von Kalifornien gegenüber. Diese möchten das Leben der Menschheit auf natürliche Art und Weise verbessern. Als dann jedoch eine Kollegin unter rätselhaften Umständen ums Leben kommt, müssen die Biologen erkennen, dass sich das Testgelände der IT-Freaks längst nicht mehr nur auf das Silicon Valley beschränkt. Die Zeit gerät aus den Fugen, Tote werden lebendig, Biologen zweifeln an ihrem Verstand.
Was alles kann Künstliche Intelligenz? Forscher, Literaten und Naturwissenschaftler sind sich uneinig. Künstliche Intelligenz hat jedenfalls das Potenzial, unsere Welt auf kaum vorstellbare Art und Weise zu verändern. Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, unsere Welt zu verbessern, aber auch zu vernichten.
Text und Foto (Symbolbild): Kurt Schnidrig