Männer haben es nicht einfach. Sie müssen viel Kritik einstecken. Besonders dann, wenn Männer zu Vätern werden. Was mussten wir Väter uns nicht schon alles anhören! Wir Väter engagieren uns zu wenig zu Hause. Wir arbeiten zu viel. Die Frauen sind für alles alleine verantwortlich… Nun räumt endlich jemand auf mit dieser unberechtigten Kritik. Ausgerechnet eine Frau kommt uns Männern zu Hilfe. Und erst noch eine, die es wissen muss. Sie heisst Margrit Stamm, und sie ist Professorin für Erziehungswissenschaft an der Universität Freiburg. Schon der Titel ihres Buches spricht Klartext: „Neue Väter brauchen neue Mütter.“ Was sie damit meint? Sie meint: Das Problem in vielen Familien besteht darin, dass die Väter schon Verantwortung übernehmen möchten, dass aber die Frauen dies gar nicht zulassen.
Mütter können nicht loslassen. Viele Frauen, vor allem Mütter, sind der Überzeugung, dass insbesondere die Erziehungsarbeit reine Frauensache sei. Sie trauen den Vätern nicht. Sie glauben, dass Väter von ihrem Naturell her gar nicht fähig sind, Erziehungsarbeit zu leisten. Professorin Margrit Stamm ist jedoch überzeugt, dass „Familie“ nur gemeinsam gelingen kann. Eine wichtige Bedingung dafür sei aber, dass die neuen Väter von heute auch neue Mütter brauchen. Sie brauchen Mütter, die auch anerkennen können, was alles der moderne Mann, Partner und Vater heute schon leistet.
Was alles leisten moderne Männer und Väter? Viele Väter bereiten sich zusammen mit ihrer Partnerin auf die Geburt eines Kindes vor, sie sind auch im Geburtssaal mit dabei. Viele sind bereit, zu jeder Tages- und Nachtzeit die Windeln zu wechseln. Moderne Väter drehen auch ihre Runden auf dem Spielplatz oder helfen bei den Hausaufgaben. Es liegt auf der Hand, dass mit all diesen neuen Aufgaben auch der Druck auf die modernen Väter wächst. Heutige Väter müssen nämlich in vielen Rollen reüssieren. Und: Sie müssen Familie und Karriere gut unter einen Hut bringen.
Männer haben dazugelernt. Im Vergleich zu den Babyboomer-Vätern der 1970er- und 1980er-Jahre agieren Männer heute deutlich anders, doziert Margrit Stamm in ihrem Buch. Viele Männer hätten erzieherische, betreuende und begleitende Funktionen übernommen. Heutige Väter machen sich Gedanken über eine richtige Erziehung. In vielen Bereichen übernehmen die Väter zusammen mit den Müttern die Verantwortung – und das sogar auch dann, wenn sie Vollzeit arbeiten. Professorin Margrit Stamm kommt zu einem eindeutigen Verdikt: Die Männer haben aufgeholt.
Moderne Männer sind Allrounder. Männer sind Väter. Männer sind Brotverdiener. Männer sind Erzieher. Männer sind Beschützer. Männer sind Freizeitpartner. Männer sind Ehepartner. Männer sind … Wie aber lassen sich alle diese Funktionen unter einen Hut bringen? Eine grosse Herausforderung besteht zusätzlich noch darin, eine Balance zu finden zwischen dem Beruf und der Familie.
Mütter, macht den Vätern Platz! Das Wichtigste aber: Väter können nur dann Verantwortung übernehmen, wenn die Frauen und Mütter das auch zulassen können. Oder anders ausgedrückt: Die Mütter müssen loslassen können. Das sollten sie dringend lernen, empfiehlt Margrit Stamm in ihrem mutigen Buch „Neue Väter brauchen neue Mütter“.
Wann ist man ein Mann? Eigentlich hat der Songwriter Herbert Grönemeyer bereits vorweg genommen, was Professorin Margrit Stamm nun in einem Buch mit Studien beweist. Grönemeyer hat bereits vor Jahren das Lied mit dem Titel „Männer“ geschrieben: „Männer nehmen in den Arm / Männer geben Geborgenheit / Männer weinen heimlich / Männer brauchen viel Zärtlichkeit / Oh Männer sind so verletzlich / Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich / Männer haben’s schwer / Männer nehmen’s leicht, / aussen hart und innen ganz weich / werden als Kind schon als Mann geeicht / Wann ist man ein Mann? / Wann ist Mann ein Mann? / Wann ist man ein Mann?“
Text und Foto: Kurt Schnidrig