Kinder mögen Bücher mit Bildern. Als Papi oder Mami haben wir alle bestimmt schon die leicht nervende Frage zu hören bekommen: „Papi, da hats ja nicht mal Bilder drin!“ Wieso sollte es diesbezüglich einem promovierten Pädagogen besser ergehen? Marcel Naas ist Erziehungswissenschaftler, und er hat bereits mehrere pädagogische Werke publiziert. An der Pädagogischen Hochschule Zürich ist er Bereichsleiter und Dozent für Bildung und Erziehung. Mit dem Oberwallis ist er verbandelt durch seine regelmässigen Aufenthalte auf der Fiescheralp. Dort besitzt Familie Naas ein Chalet. Und in eben diesem Chalet hat Marcel Naas den grössten Teil seiner Detektivgeschichte „Ein Fall für die MounTeens“ geschrieben. Angefangen hat er mit dem Schreiben vor zwei Jahren, und das erste Zielpublikum waren seine beiden Söhne im Alter von 8 und 11 Jahren. Diese fanden die pädagogischen Werke ihres Vaters schlicht und ergreifend „langweilig“.
Eine Jugendbuchserie aus den Walliser Bergen. Der erste Band der „MounTeens“ ist bereits am 1. Oktober erschienen. Und der Vater zweier Söhne träumt nun davon, als Pädagoge seinen Lernstoff künftig auch via Detektivgeschichten zu vermitteln. Ob er die Produktion der von seinen Söhnen als „eher langweilig“ kritisierten pädagogischen Werke fortan einstellt, hat er mir in seinen E-Mails nicht mitgeteilt, und meine Höflichkeit verbot es mir, ihn danach zu fragen. Was für unsere Region von Bedeutung ist, das ist das Folgende: Der Schauplatz der Story rund um die MounTeens ist zwar die Lärchenalp. Für Einheimische und für aufmerksame Leserinnen und Leser ist die Lärchenalp jedoch leicht als „Kühboden“ identifizierbar, auch wenn der Autor sich nicht gross um Detailtreue geschert hat. Um eine realitätsgetreue Wiedergabe braucht sich der Autor einer fiktiven Detektivgeschichte aber auch gar nicht zu bemühen. Bereits ist aber Band 2 mit einem weiteren Kriminalfall für die MounTeens in Arbeit, und da soll die Gegend um Fiesch vermehrt zum Zuge kommen. Wie mir Marcel Naas geschrieben hat, soll die mögliche Schliessung des Fiescher Tierparks, mit all den kontroversen Diskussionen darum herum, für diesen zweiten Band die Inspirationen geliefert haben.
Eine Schweizer Detektivbande namens „MounTeens“. Obschon das Buch auf der Fiescheralp entstanden und entsprechend mit dem Lokalkolorit unserer Region eingefärbt ist, handelt es sich schlussendlich doch um eine Schweizer Detektivgeschichte, die in den Schweizer Bergen sich abspielt. Gleich auf den ersten Seiten werden die vier jungen Detektive vorgestellt. Die MounTeens, dazu gehört zuerst einmal Samuel Winter, Sam genannt. Sam ist zwar erst 13 Jahre alt, aber er ist bereits gross, kräftig und sportlich, einer, der sich bereitwillig in jedes Abenteuer stürzt. Ein weiteres Mitglied der MounTeens ist Lena Sander. Lena ist eine blitzgescheite junge Frau, sie gilt als das „Hirn“ der Detektivbande. Weiter begegnen wir in der Geschichte dem jungen Matteo Bertone, das ist ein aufstrebender Detektiv, der sich durch seine Hartnäckigkeit auszeichnet, und der sich in einen Kriminalfall so richtig verbeissen kann. Und schliesslich ist da noch Amélie Richard, eine eher lustige junge Frau, sie ist die Seele der MounTeens. Ja, und dann nimmt die Story so richtig Fahrt auf. Im Hotel Montana auf der Lärchenalp startet die Skisaison. Die Stimmung zum Saisonstart ist vergiftet durch einen handfesten Skandal. Jemand hat an eine Mauer gesprayt: „Hau ab, Ausländer!“ Handelt es sich dabei bloss um eine Schmiererei oder steckt da mehr dahinter? Die MounTeens schalten sich ein, und sie verfolgen gleich mehrere heisse Spuren. Die Lösung in diesem ersten Fall für die MounTeens erscheint unerwartet und ist nicht leicht vorhersehbar. Das Buch liest sich leicht und locker. Die Handlung ist einigermassen spannend und auch für sehr junge Leserinnen und Leser gut verständlich. Wer allerdings auf psychologischen Tiefgang aus ist, der muss wohl auf Band 2 hoffen.
Alter Wein in neuen Schläuchen? Die geplante Jugendserie „MounTeens“ erinnert an den kultigen Vorgänger „Die Drei Fragezeichen“. Die Drei Fragezeichen sind auch als Die drei Detektive bekannt. Sie lösen rätselhafte Fälle und übernehmen alles, was Abenteuer und Spannung verspricht. Die Bücher dazu waren bereits vor Jahrzehnten ein Verkaufsschlager. Später kamen die Drei-Fragezeichen-Hörspiele, die von einer riesigen Fangemeinde heiss geliebt wurden. Mit dem Verschwinden des Radio-Hörspiels – und dessen Vermittlung auf Kassette oder CD – ging auch der Untergang der vertonten Geschichten für Kinder und Jugendliche einher. Die Drei Fragezeichen sind heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Es stellt sich auch die Frage, ob in Zeiten der sogenannten „All-Age-Literatur“ solche und ähnliche Jugendbuch-Serien überhaupt noch zeitgemäss sind. Jugendliche konsumieren heutzutage in Film und Literatur dasselbe wie Erwachsene. Nach dem Bilderbuch-Zeitalter kündet sich bereits das Erwachsenenzeitalter an. Man kann das bedauern. Die Zeichen der Zeit lassen sich aber leider nicht leugnen. Das Ende der Kindheit und der Übertritt ins Erwachsenenalter erfolgen je länger je früher. Entsprechend gestaltet sich auch das Medienangebot. Trotzdem, es gibt sie noch, die Nische für „Jugendliteratur“. Allerdings weniger als Unterhaltungsliteratur. Moderne Jugendliteratur verarbeitet und thematisiert heute vor allem aktuelle Sorgen und Probleme junger Menschen.
Text und Fotos (Symbolbilder): Kurt Schnidrig. Cover: www.mounteens.ch