Sind Sie ein „Scanner“ oder ein „Taucher“? Diese Frage sollte man sich zu Beginn des noch jungen Jahres stellen. „Taucher“ brennen nur für eine einzige Sache, sie sollten sich während des kommenden Jahres nur einem einzigen Projekt widmen. „Scanner“ hingegen bewegen sich lustvoll durch die vielfältigsten Themen und Vorhaben. Welchem Persönlichkeits-Typ ordnen Sie sich zu? Es ist wichtig, dies herauszufinden. Denn wir leben in aufgewühlten Zeiten. Vor allem die Globalisierung und die extreme Ausdehnung des Wahrnehmungshorizonts durch das Internet erfordern eine klare Antwort auf die Fragen: Wer bin ich? Was macht mich aus? Wo gehöre ich hin? Ein grosser Teil der aktuellen Lebenshilfe-Literatur liefert Antworten auf diese und ähnliche Fragen.
Scannerpersönlichkeiten sind gefragt. Wer besonders gut ausgestattet ist für unsere komplexe und ständig sich wandelnde westliche Welt, der verfügt über eine sogenannte Scannerpersönlichkeit. Definiert und beschrieben hat diesen Persönlichkeitstyp erstmals die amerikanische Unternehmerin und Karriereberaterin Barbara Sher. Seit mehr als dreissig Jahren schreibt sie Bücher über vielbegabte Menschen. „Scanner“ leben – gemäss Barbara Sher – ein aufregendes und nervenzerfetzendes Leben. Immer wieder müssen sie Neues kennenlernen, sich in Abenteuer stürzen, Fremdes in sich aufsaugen, neue Lebensphasen beginnen und das Bisherige möglichst bald wieder loslassen. Da spuken tausend Ideen und Träume in ihren Köpfen herum und meistens sind sie an mehreren Projekten geichzeitig beteiligt. Für die Scannerin oder für den Scanner gibt es nichts Schlimmeres als die Langeweile.
Eine kindliche Aufbruchsenergie. Scanner legen eine schier unerschöpfliche Begeisterung für Neues an den Tag. Sie führen ein Leben wie neugierige Kinder, die unbeirrt das Rollschuhfahren erlernen, obschon sie sich bewusst sind, dass das nicht ohne Stürze und Verletzungen zu haben ist. Scanner sind Vielbegabte, deren kreative Seiten ihre Mitmenschen bewundern und beneiden. Auch wenn uns eine Scannerin oder ein Scanner auf Anhieb sympathisch ist, bezahlen diese Tausendsassas einen hohen Preis. Da ist einmal die Schwierigkeit, ein Projekt zu Ende zu bringen. Oftmals fehlt dazu einfach die nötige Konzentration, die Zeit und die Ruhe. Innerlich fühlen sich die Scanner als ewig Getriebene. Bald einmal sind sie überfordert, und oftmals fehlt ihnen das Durchhaltevermögen.
„Taucher“ oder „Scanner“? Welcher Persönlichkeitstyp ist erfolgreicher? Zwar sind die „Taucher“ oftmals auf der sichereren Seite. Sie verfolgen nur ein einziges Ziel, dem sie alles unterordnen. Sie brennen für ein Lebensziel. Was aber, wenn sie dieses Ziel aufgrund von Sachzwängen aufgeben müssen? Was, wenn die persönlichen Ressourcen einfach nicht ausreichen, um dieses eine, grosse Lebensziel zu erreichen? In diesem Fall stehen die „Taucher“ am Ende ihres Lebens vor einem Scherbenhaufen. Nicht selten enden sie in Depression und Verzweiflung. Ihr Leben ist dann schlussendlich sinnlos und leer geworden. Und die Scanner? Auch sie haben die Sonnenseite des Lebens nicht gepachtet. Das Leben einer „Scannerin“ oder eines „Scanners“ ist anstrengend. Rückschläge und Misserfolge müssen sie mit einkalkulieren. Im schlimmsten Fall droht ein Burnout. Deshalb bedarf es der steten Selbstfürsorge. Einen empfehlenswerten Ratgeber für Scannerpersönlichkeiten hat Annette Bauer herausgegeben. Die Autorin ist selbst Scannerin und als Coach für Vielbegabte tätig. In ihrem Buch (Verlag Junfermann) gibt sie für Scannerpersönlichkeiten vielfältige Anregungen aus dem Bereich der Achtsamkeit.
Brennen, aber nicht ausbrennen. Ein spannendes und forderndes Leben führen. Die Lebensflamme am Brennen halten. Mit den eigenen Ressourcen jedoch sparsam umgehen. Auf den Persönlichkeitstyp achten, den man nun einmal ist. Den Mainstream meiden und den eigenen Weg finden. Voller Energie, aber auch sehr zart zu Werke gehen. – Die aktuelle Lebenshilfeliteratur warnt vor dem modernen Tausendsassa, der sich fühlt wie eine Kerze, die an beiden Enden brennt.
Text und Foto (Symbolbild): Kurt Schnidrig