Du weisst, dass du älter wirst, wenn du einen Wellnessgutschein geschenkt bekommst. Häufig werden diese Gutscheine von wohlmeinenden Ehemännern mit dem Satz verschenkt: „Schatz, tu dir doch mal was Gutes“, was manchmal auch heissen kann: „Nötig hast du’s ja!“ Solche und ähnliche Anekdoten finden sich im Buch der Komikerin Sabine Bode. Was ihr in der Lebensphase „zwischen G-String und Gleitsicht“ alles so widerfährt, wirft sie uns in ihrem Megaseller „Älterwerden ist voll sexy, man stöhnt mehr“ als „ultimatives Lesekonfetti“ lustvoll auf die ergrauten Haare.
Wer allmählich in die Jahre kommt, der läuft Gefahr, in eine Krise zu schlittern. Damit dies nicht geschieht, gilt es, rechtzeitig Gegensteuer zu geben. Man darf ja schliesslich das Älterwerden auch mit Humor nehmen. Der Autorin Sabine Bode purzeln dabei die Gags beim Schreiben nur so aufs Papier. Die Philosophie dahinter ist unschwer zu erkennen: Älterwerden hat auch seine guten Seiten. Man hat keine Hemmungen mehr und man strotzt vor Selbstvertrauen. Und da gibt es so Vieles, was man als ältere Frau oder als älterer Mann einfach nicht mehr braucht, und was man ganz einfach nicht mehr zu tun braucht. Was, bitteschön, müsste man sich selber denn noch unbedingt beweisen? Man hat ja schon geliefert.
Wann merkst du, dass du älter wirst? Spätestens dann, wenn dich die Coiffeuse beim Haareschneiden fragt: „Na, wollen wir’s mal ein bisschen frecher machen?“
Sabine Bode in: „Älterwerden ist voll sexy, man stöhnt mehr“.
Wie kann man das Älterwerden locker nehmen? Vor allem brauche es dazu eine etwas rebellische Haltung, und man dürfe sich selber ja nicht zu ernst nehmen, rät Sabine. Eigentlich sei es doch ganz wunderbar, das Älterwerden. Man ist angekommen und man ist selbstbewusst. In 22 Kapiteln philosophiert Sabine über „Schlupflider und andere Protestsongs“, über den „Blaseschwäche-Blues“ oder über „Mumien-Dating“. Nun ja, „Älterwerden ist voll sexy“, diese Fibel für Reife muss man wohl mit einem Augenzwinkern lesen. Doch ist Sabine lange nicht die einzige, die sich bemüht, dem Älterwerden eine „sexy“ Seite abzugewinnen.
„Im Alter bereut man vor allem die Sünden, die man nicht begangen hat.“
William Somerset Maugham (1874-1965), meistgelesener englischsprachiger Autor des 20. Jahrhunderts.
Viele Dichter und Schriftsteller liefern mit ihren Texten beste Medizin gegen die Melancholie des Alters. Im Zeitalter von Modekrankheiten wie Burnout und Depression haben jene ein längeres Leben zu erwarten, die noch bis ins hohe Alter „von solch einem Lebenshunger getrieben werden, dass sie erstmals im Leben Tanzstunden nehmen, die Nächte auf Maskenbällen verbringen und sich dabei selber mit Humor zusehen“, schrieb Hermann Hesse. Es brauche die Erkenntnis, dass „Alter nicht schlechter als Jugend ist, Lao Tse nicht schlechter als Buddha, Blau nicht schlechter als Rot.“
„Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die vorüber, in der man kann.“
Marie Ebner von Eschenbach (1830-1916), gehört mit ihren psychologischen Erzählungen zu den bedeutendsten deutschsprachigen Erzähler*innen des 19. Jahrhunderts.
Wir werden uns der erfreulichen Aspekte des Alters erst bewusst, wenn wir es aufgeben, gegen das Alter anzukämpfen. Welches aber sind die erfreulichen Aspekte des Alters? Der Zuwachs an Gelassenheit steht dabei an erster Stelle. Die Gelassenheit macht uns unempfindlicher gegen die feinen Nadelstiche und Hiebe des Lebens. Dazu kommt ein riesiger Fundus an Erfahrungen, Bildern und Erinnerungen aus einem gelebten Leben.
George Clooney, der viel umschwärmte Hollywood-Schauspieler, legt sein Geheimnis offen, wie ewige Jugend möglich werden kann. Deshalb für alle, welche den altehrwürdigen Literaten misstrauen, hier ein Zitat von George Clooney: „Mein Vater gab mir den besten Rat meines Lebens. Er sagte: Was du auch tust, auf keinen Fall darfst du mit 65 aufwachen und darüber nachdenken, was du versäumt hast.“
Text, Foto und Radiosendung: Kurt Schnidrig