Die Welt der Literatur gab sich in den vergangenen Tagen in Frankfurt ein Stelldichein. Autor*innen und Illustrator*innen, Start-up Gründer*innen und Konzern-CEO’s, Politiker*innen und Aktivist*innen – der Begegnungen, Rendez-vous, Treffen, Foren, Podien und Präsentationen waren keine Grenzen gesetzt. Unterwegs auf der Frankfurter Buchmesse waren sie alle anzutreffen, die Autor*innen, aber auch bekannte und noch zu entdeckende Persönlichkeiten, vom ausgekochten Profi bis zur vielversprechenden Debütantin.
Mit Kim de l’Horizon präsentierte sich ein Schweizer Autor als Gewinner des Deutschen Buchpreises. In den Frankfurter Buchhandlungen war sein Buch in Kürze ausverkauft. Persönlich habe ich Kim de l’Horizon im Stadttheater von Frankfurt hautnah erlebt. Aussagen des Autors, meine Beobachtungen und vor allem eine ausführliche Rezension über sein „Blutbuch“ werde ich in Kürze an dieser Stelle veröffentlichen.
Die Debütant*innen überraschten. So etwa der Berliner Khani, der daselbst eine Bar betreibt und als gebürtiger Iraner die Weltpolitik unglaublich spannend und aus erster Hand zwischen Buchdeckeln präsentiert.
Ein brennendes Debüt präsentierte die Nachwuchs-Autorin Franziska Gänsler. „Ewig Sommer“ heisst ihr Debütroman. Eine junge Mutter kommt mit ihrer Tochter in ein Hotel, in dem schon lange keine Gäste mehr abgestiegen sind. Für Iris, die Besitzerin des Hotels, ist der unerwartete Besuch auch ein Grund zur Sorge. Irgendetwas scheint mit den Hotelgästen nicht zu stimmen. Wird der Besuch ein jähes Ende finden? Unklar ist nur, aus welcher Richtung wirklich die Gefahr droht…
Wer eine Plattform sucht, der findet an der Frankfurter Buchmesse mannigfach Gelegenheit dazu. Die Medien sind offen für Entdeckungen aller Art, und es ist keineswegs so, dass nur Autor*innen von Welt-Format gefragt sind. Wer selbst Lesenswertes zu präsentieren hat, der findet dafür, mit etwas Glück allerdings, auch ein offenes Mikrofon.
Fantasy oder Reality – kaum ein Buchsegment, kaum eine Literatur-Gattung, die an der Frankfurter Buchmesse nicht auch vertreten wäre. Von der First Lady Olena Selenska aus der Ukraine bis zu Geschichten-Erzähler*innen wie Paul Maar, Thriller-Autoren wie Sebastian Fitzek, TV-Stars wie Bärbel Schäfer, Rock-Titanen wie Peter Maffay oder Bilderbuch-Autoren wie Marcus Pfister – sie alle präsentieren ihre Bücher. Unkenrufe, die dem gedruckten Buch bereits den Untergang vorausgesagt haben, wurden an der Frankfurter Buchmesse ultimativ zum Schweigen gebracht und eines Besseren belehrt.
Die Besucher*innen an der Frankfurter Buchmesse waren überaus zahlreich. Nach den Jahren der Pandemie genoss jedermann, jedefrau und jedermensch die gelöste Stimmung, ohne Covid-Beschränkungen und ohne Maske, dafür in einem überaus sympathischen und herzlichen Rahmen.
Der Friedenspreis des deutschen Buchhandels 2022 geht an den ukrainischen Schriftsteller, Dichter und Übersetzer Serhji Zhadan. Er gehört zu den wichtigsten Stimmen der ukrainischen Gegenwarts-Literatur. Geboren ist er 1974 in der Region Luhansk. Seit dem Angriffskrieg der Russen leistet er auch humanitäre Hilfe im Kriegsgebiet. In seinen literarischen Werken setzt sich Zhadan intensiv mit der Umbruch-Zeit in der Ukraine auseinander. Er zeigt, wie die Menschen in der Ukraine trotz aller Gewalt versuchen, ein unabhängiges Leben in Frieden und Freiheit zu führen.
Was bleibt? Für mich war die Frankfurter Buchmesse 2022 ein zauberhafter Fundus von Geschichten, ein Ort der Begegnungen mit vielen lieben Freund*innen aus der Welt der Literatur und eine Quelle für Literatur-Tipps, die ich als Literaturexperte sehr gerne bei Gelegenheit an Sie, liebe Hörer*innen, liebe Leser*innen, weitergeben werde.
Text, Fotos und Radiosendungen: Kurt Schnidrig