Die Marketingfachfrau im Literaturbetrieb

Im Gespräch mit Marketingfachfrau und Buchhändlerin Noemi Schnydrig in der ZAP* Brig.

Noemi Schnydrig, Buchhändlerin, hat die vergangenen Wochen und Monate zur Weiterbildung genutzt. Als Marketingfachfrau übernimmt sie in der ZAP* die Planung von Veranstaltungen und pflegt die Kontakte zu den Verlagen, Autor*innen, Bibliotheken und Kulturschaffenden. Marketingfachpersonen legen Strategien für die Unternehmung fest. Sie übernehmen Werbemassnahmen und planen Events und Messen. Sie untersuchen die Kundensegmente und die Teilmärkte und planen zusammen mit Fachleuten aus Bereichen wie Grafik, Werbung, Direct Marketing oder PR. Die pandemiebedingte Situation der letzten Wochen war nicht leicht für die Buchbranche.

Eine Katastrophe für die Buchbranche? Nicht nur seien die vergangenen Wochen für den landesweiten Buchhandel schwierig gewesen, insbesondere die Monate Januar und Februar seien eine „Katastrophe“ gewesen, sagt Tanja Messerli, Geschäftsführerin des Schweizer Buchhändler- und Verlegerverbandes SBVV. Für unsere Region sieht Marketingfachfrau Noemi Schnydrig die Situation etwas weniger drastisch.

„Durch den ersten Lockdown haben wir an Erfahrungen gewonnen und konnten viele Abläufe in der Buchhandlung schon anders gestalten als zuvor. Das schwierigste für mich war, keine Beratungsgespräche führen zu können und die vielen Vorgaben einhalten zu müssen.“

Noemi Schnydrig, Buchhändlerin und Marketingfachfrau
„Das Buch ist ein Gut des täglichen Bedarfs“, erläutert Marketingfachfrau Noemi Schnydrig. (Archivbild von einem Auftritt in Zermatt)

Bücher sind Güter des täglichen Bedarfs. Der Bundesrat verstieg sich zur unsäglichen und wohl auch falschen Aussage, Bücher seien keine Güter des täglichen Bedarfs. Dagegen waren alle Papeterie-Artikel zu Gütern des täglichen Bedarfs erhoben worden. Sogar Blumen waren mit dem Etikett „Güter des täglichen Bedarfs“ versehen worden. Bücher jedoch nicht. Dabei können Bücher in jeder Krise äusserst hilfreich sein, auch aus psychologischer Sicht betrachtet. Daniel Koch, Mister Corona, hatte mir noch vor wenigen Wochen erzählt, Bücher hätten für ihn in Krisenzeiten jederzeit für eine funktionierende Work-Life-Balance gesorgt. Explizit berichtete er von einem Erlebnis aus dem Jahr 1977, da sei er im Kriegsgebiet unterwegs gewesen und habe gleich drei Bände von Tolkiens „The Lord of the Rings“ mit sich herumgetragen. Die Bücher hätten viel beigetragen zur Entspannung, zum Ausgleich und auch zur Verarbeitung. Marketingfachfrau Noemi Schnydrig kann diesbezüglich Daniel Koch nur beipflichten.

„Ich finde, dass das Medium Buch ein Gut des täglichen Bedarfs ist. Gerade auch in Krisenzeiten braucht es Bücher. Die Menschen brauchen Ablenkung oder sehnen sich danach, in andere Welten einzutauchen. Ich bin der Meinung, dass das Lesen glücklich macht. Bücher sollten für jede und jeden immer zugänglich sein.“

Noemi Schnydrig, Buchhändlerin und Marketingfachfrau

Trotzdem „Highlights“ während der Krisenzeit. Ob sich denn während der pandemiebedingten Wochen trotzdem auch Erfreuliches zugetragen habe, wollte ich von Marketingfachfrau Noemi Schnydrig wissen. „Wir hatten sehr viele glückliche Kunden, welche froh waren, trotzdem ein Buch bei uns an der ZAP* Abholstation abzuholen oder online zu bestellen“, freut sich Noemi Schnydrig. Ausserdem habe es auch viele Rückmeldungen von Kund*innen gegeben. Sie würden das Buch auch als ein Gut des täglichen Bedarfs sehen, war zu vernehmen. Und die Marketingfachfrau zieht ein positives Fazit: „Das schönste war natürlich die treue Kundschaft, die die Bücher trotzdem lokal bei uns bestellte und abholte.“

„Zuhause konnte ich wenigstens schon ein paar Neuheiten für den Bücher-Frühling lesen“, verrät uns Marketingfachfrau Noemi Schnydrig (Archivbild).

Als Marketingfachfrau im Homeoffice. Selbstverständlich arbeitet eine Marketingfachperson liebend gerne in engem Kontakt mit Verlagen, Autor*innen, Bibliotheken, Event-Veranstaltern, Grafikern und Werbefachleuten. „Die Kundengespräche sind eigentlich das, was ein Fachgeschäft wie unsere Buchhandlung und auch uns Buchhändler*innen ausmacht“, hält Noemi Schnydrig fest. Betroffen durch die Kurzarbeit habe sie nur noch etwa anderthalb Tage in der Woche arbeiten dürfen. Viele Mails habe sie von Zuhause aus beantwortet. In den Monaten Februar bis April würden ja eigentlich eine Vielzahl von Neuheiten erscheinen.

„Der Bücherfrühling steht bevor. Eine Vielzahl von Neuheiten werden wir nun wieder direkt mit unseren Kunden teilen, das dürfen wir jetzt zum Glück nachholen. Den Autorinnen und Autoren fehlte zudem die Sichtbarkeit. Sobald Veranstaltungen wieder erlaubt sind, werden wir wieder in die ZAP* Arena einladen.“

Noemi Schnydrig, Marketingfachfrau und Buchhändlerin

Der Bücherfrühling lockt. Zuhause im Homeoffice habe sie sich schon mal durch die vielversprechenden Neuheiten dieses Bücherfrühlings gelesen, verrät Noemi Schnydrig. Da dürfen wir gespannt sein, was die Marketingfachfrau so alles an Überraschungen und Events hervorzaubert.

Text und Fotos: Kurt Schnidrig