Karwoche ist’s und die Kirchen halbleer. Die Ursachen, weshalb viele den Weg in die Kirche nicht mehr finden, sind vielfältig. Nur ein Grund unter vielen sind die schwerfälligen, blutrünstigen und für viele unverständlichen Texte, Geschichten und Lieder. Noch bis vor zehn Jahren bemühten sich einige Pfarrherren auch bei uns, die biblischen Geschichten und Texte in Mundart zu verkünden. Man hat Sprachwissenschaftler und Literaten beauftragt, einige Bibelgeschichten ins Walliserdeutsche zu übertragen. Mittlerweile ist die Mundartwelle in den Kirchen abgeflacht, die vorwiegend alte Kundschaft in den Kirchen schätzt die Kirchensprache von früher, auch wenn die wenigsten verstehen, was ihnen da vorgesetzt wird.
Dabei hatte der Schriftsteller und Kulturberater Hubert Theler vor zehn Jahren einen Weg aus der Misere aufgezeigt. Er legte die viel beachtete Übertragung der Psalmen in Mundart vor. Der Autor schrieb dazu: „Der Psalm wirkte im Dialekt auf einmal viel lebendiger und unmittelbarer.“ Und: „Auf einmal verstand ich, dass die Psalmen und die Bücher des Neuen Testaments für das Herz geschrieben wurden.“ Theler hat dann auch noch „Ds Niww Teschtamänt uf Wallisertitsch“ in einem 600 Seiten starken Band veröffentlicht. Es enthält die vier Evangelien, die Psalmen und die Apostelgeschichte mit den Briefen und der Offenbarung des Johannes. Hubert Theler hat sich seit Jahren für diese Übersetzung des Neuen Testaments ins Walliserdeutsche engagiert.
Warum finden diese lebendigen Texte nicht den Weg in die Kirchen? Warum ist die „Sprache des Herzens“ für unsere Pfarrherren kaum ein Thema? Müsste die Kirche und müssten ihre Repräsentanten nicht auch mal „über die Bücher“? „Ds Niww Teschtamänt uf Wallisertitsch“ sollte eine Steilvorlage sein, gerade jetzt, wenn Karwoche ist und die Kirchen halbleer.