Wonder Woman

Als Regisseur hatte ich in der Vergangenheit, wenn immer möglich, darauf bestanden, auch die weibliche Sicht auf ein Theaterstück mit zu berücksichtigen. Meistens stand mir deshalb eine Regie-Assistentin zur Seite. Auch wenn es sich bei mir um kleinere Regie-Arbeiten handelte, fühle ich mich nun trotzdem bestätigt von der riesigen Traumfabrik Hollywood.

Ausgerechnet das mondäne Hollywood-Studio  Warner Bros., das mit knallharten Gangsterfilmen viel Geld scheffelte und die Heimat von Feministinnen-Schreck Clint Eastwood ist, hat zum ersten Mal in der Filmgeschichte mit Patty Jenkins eine Regisseurin engagiert, welche jetzt die Geschichte von „Wonder Woman“ mit einem 150-Millionen-Budget zu einem Kino-Highlight werden lässt. „Wonder Woman“ könnte so die Wende zur Gleichberechtigung auch in der Traumfabrik für Filmgeschichten einläuten.

Zwar durften Frauen schon früher bei Regiearbeiten mitwirken, etwa bei „Twilight“ oder bei „Fifty Shades of Grey“. Dies waren jedoch  eher finanzschwächere Produktionen mit Budgets um die 40 Millionen. Hollywood setzt nun alles auf eine Karte und engagierte nebst Regisseurin Patty Jenkins auch noch die ehemalige Miss Israel, Gal Gadot, für die Titelrolle in „Wonder Woman“.

Welche Folgen hat die Berücksichtigung einer Ko-Regisseurin? Im Fall von „Wonder Woman“ lässt sich zeigen, wie Regisseurin Patty Jenkins auf eine Sexualisierung ihrer Titelheldin verzichtet. Gal Gadot spielt ihre Rolle als Wonder Woman als wäre die Traumfrau ganz einfach das Mädchen von nebenan.

Die von Hollywood vorgelebte Wende zur Gleichberechtigung könnte medienpädagogisch eine grosse Vorbildwirkung haben, indem sie vor allem jungen Zuschauerinnen neues Selbstvertrauen einflösst. Bedingung ist allerdings, dass „Wonder Woman“ eine Fortsetzung findet und kein einmaliger Hollywood-Streich bleibt.

Zum Bild: Neue Frauen-Power auf Hollywood-Plakaten, hier am Times Square in New York. Foto: Kurt Schnidrig.