Alles Gute zum Geburtstag der Schweiz wünsche ich zusammen mit 14 Schweizer Autorinnen und Autoren. Was verbindet sie mit der Schweiz? Ich mache mich auf die Suche nach dem typisch Schweizerischen.
Beim Walliser Rolf Hermann (Bild) sind es die rasanten Slam-Texte, in denen auch die brachialen Walliser Sagen ihren Platz haben. Zudem erinnert sein neustes Buch an die Steilhänge des Walliser Tales, die uns manchmal auch die Luft zum freien Atmen nehmen. Um mit Rolf Hermann zu sprechen: Das Leben ist ein Steilhang.
Bei der Luzernerin Christine Jäggi ist es die gut schweizerische Mischung, die ihre Werke so fantasievoll macht. Ihre Mélange besteht aus Liebes- und Familiengeschichten, die sie mit Kriminalfällen und mit historischen Begebenheiten aufmischt. Zum Beispiel in „Das Geheimnis der Muschelkönigin“. Ein Schweizer Cocktail, der richtig gut einfährt!
Der Oltener Alex Capus lebt auch beim Schreiben die typisch schweizerischen Eigenschaften: Er ist fleissig, präzise und sagt klar, was er denkt. Obwohl ein gebürtiger Franzose, hat er die helvetischen Eigenheiten inzwischen verinnerlicht. Das Leben ist gut. So heisst auch sein aktueller Roman.
Der Berner Unternehmer Rolf Dobelli beherrscht als typischer Schweizer die „Kunst des klaren Denkens“. Gerne nimmt er beim Schreiben eine schweizerische Untugend ins Visier: Unsere tägliche Selbsttäuschung.
Der Zürcher Charles Lewinsky wird auch schon mal als das Aushängeschild der Schweizer Literatur betitelt. Mit seinen Sitcoms „Fascht en Familie“ und „Fertig Lustig“ hat er den schweizerischen Bünzligeist bestens karikiert. In seinem jüngsten Roman „Andersen“ bekommt ein Mensch eine zweite Chance und wird wiedergeboren. Nur: Schweizer bleiben Schweizer. Mit einem zweiten Leben können sie nichts anfangen.
Der Basler Claude Cueni beglückt uns via Fernsehen mit Serien wie „Tatort“, „Eurocops“, „Peter Strohm“ und „Cobra 11“. In „Script Avenue“ erzählt er seine eigene (Kranken-) Geschichte. Dies tut er mit Humor und Selbstironie.
Der Bieler Franz Hohler ist mit seinen Ein-Mann-Programmen durch alle Herren Länder getourt. Er gilt als einer der bedeutendsten Schweizer Erzähler. Als Kabarettist hat er die Schweiz und die Schweizer oft genug schon durch den Kakao gezogen. Aber wir nehmen es ihm nicht übel, denn „Äs si alli so nätt“, gell lieber Franz.
Der Zürcher Martin Suter kommt aus der Schweizer Werbebranche und er weiss, was wir Eidgenossen brauchen. Gerne setzen wir uns zu ihm in seine „Business Class“. Früher musste er auf Ibiza oder nach Guatemala flüchten, um von der Muse geküsst zu werden. Jetzt hat er sich in die Schweiz zurückgezogen. Recht so, Martin, was ein echter Schweizer ist, der weiss, wo seine Wurzeln sind.
Die Zürcherin Milena Moser weiss, wie man kaputte Beziehungen kittet. Und weil auch in der Schweiz mittlerweile jedes zweite Paar auseinandergeht, ist die Expertin für „Gebrochene Herzen“ gefragt, denn so heisst ihr Roman, mit dem sie den Durchbruch schaffte. Momentan lebt sie in Santa Fe (USA), denn „Das Glück sieht immer anders aus“. So heisst ihr autobiografisches Buch.
Der Genfer Joël Dicker lebt nach dem berühmten Schweizer Sprichwort: In der Fremde muss beginnen, was leuchten soll im Schweizerland. Er ist ein Künstler im Recherchieren. Mit seinem Buch „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ landete er in Frankreich eine literarische Sensation. Wir warten auf seine Rückkehr in helvetische Gefilde.
Der Thurgauer Peter Stamm ist der geborene Schweizer Realist. So einfach, klar und schnörkellos wie er schreibt sonst keiner. Er thematisiert in seinen Romanen oftmals menschliche Beziehungen. Leider findet er nicht immer einen Ausweg aus dem Beziehungschaos. So zum Beispiel im Roman „Weit über das Land“, dem er das Motto voranstellt: Wenn wir uns trennen, bleiben wir uns.
Der Basler Michael Theurillat wird von einigen Rezensenten mit dem Attribut „Bester Krimi-Autor der Schweiz“ bedacht. Als typischer Schweizer war er zuerst ein Top-Banker, bevor er die Machenschaften rund um den Schweizer Franken auch in Romane kleidete. Sein bester Krimi nennt sich „Rütlischwur“ – und wird so zum Vorzeige-Buch am heutigen 1. August.
Der Langenthaler Pedro Lenz redet und schreibt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Seine Schweizer Mundart verhilft ihm zu ungeahnten literarischen Höhenflügen, so etwa als durch die Luft fliegender Torwart in „Der Goalie bin ig“.
Der Thuner Lukas Bärfuss beweist, dass die „Tellerwäscher-Karriere“ keinesfalls eine Erfindung aus den USA ist. Also nichts mit „America First“, lieber Donald! Lukas Bärfuss hat eine Tellerwäscher-Karriere made in Switzerland hinter sich. Mit neun Jahren war er Primarschulabgänger, dann Tabakbauer, dann Eisenleger, dann Gärtner. Schliesslich landete er in einer kollektiv geführten Buchhandlung und entdeckte die Schriftstellerei. Heute werden seine Stücke weltweit gespielt und seine Romane sind in 20 Sprachen übersetzt.
Bei so viel Swissness fällt mir als Schweizer Literaturexperte und Blogger zum Schluss noch die Ehre zu, Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, einen gefreuten und patriotischen Nationalfeiertag zu wünschen: Güetä Giburtstag, liäbi Schwiz!