Mit der Nacht von Halloween beginnt ein gespenstischer November-Horror, der vor allem von der Filmindustrie inszeniert wird. In unseren Kinos laufen in der Zeit von Halloween bis Allerseelen gleich mehrere Horror-Schocker, die es in sich haben. Es sind dies „Joker“, „Zombieland“ und „Scary Stories To Tell In The Dark“. Besonders viele Jugendliche finden sich in den Kinosälen ein, um sich diese Horrorfilme reinzuziehen. Ob diese Horrorgeschichten auch jugendgefährdende Inhalte aufweisen? Fragt man danach, trifft man bloss auf eisiges Schweigen.
Angsteinflössend und unheimlich. In einem Oberwalliser Kino ziehen sich vor allem Jugendliche während der Allerheiligen-Feiertage die „Scary Stories To Tell in The Dark“ rein. Worum geht’s? In der Vorschau ist Folgendes zu lesen: Amerika, 1968: Für eine Gruppe von Freunden gibt es zu Halloween nichts Besseres, als sich gemeinschaftlich zu fürchten. Also beschliessen die Jugendlichen, zum Grusel-Feiertag ein angebliches Geisterhaus zu erkunden, das am Rande einer Kleinstadt für unbehagliche Stimmung sorgt. Denn in dem Anwesen soll es angeblich spuken! Für die Teenies ist das aber erst recht ein Grund, das Haus mal genau unter die Lupe zu nehmen. Sie steigen in das Haus ein und machen schliesslich eine folgenschwere Entdeckung, denn in einem Verliess stossen sie auf ein seltsames, handgeschriebenes Buch, das voller schauriger Geschichten steckt. Ohne lange zu überlegen, nehmen die Jugendlichen das Buch mit. Doch sie erkennen schon bald, dass das ein Fehler war. Ihre grössten Ängste werden Realität, denn das Buch will mit neuen Gruselgeschichten gefüllt werden – und schon bald werden die grössten Ängste der Truppe Realität.
Schonungslose Zombiekiller. In einem anderen Oberwalliser Kino läuft der Film „Zombieland – Doppelt hält besser“. Auch hier kurz zum Inhalt: Vier Zombiekiller verbreiten ihr genial-komisches Chaos, das sich vom Weissen Haus bis ins Landesinnere erstreckt. Dabei müssen sie sich nicht nur gegen diverse neue Arten von Zombies behaupten, die sich seit dem letzten Film entwickelt haben, sondern auch gegen einige neue menschliche Überlebende. Doch in erster Linie müssen sie sich den wachsenden Problemen innerhalb ihrer eigenen schrägen Zwangsfamilie stellen. Scharfzüngig und schonungslos wie eh und je.
Als Verbrecher die Welt in Angst stürzen. Ebenfalls über die Allerheiligen-Feiertage in Oberwalliser Kinos zu besichtigen: „Joker“. Zur Story: Arthur Fleck hat sich geirrt. Sein Dasein ist keine Komödie, sondern eine Tragödie. Eigentlich wollte der erfolglose und verarmte Stand-Up-Comedian die Menschen sein ganzes Leben lang zum Lachen bringen, doch alles, was er von der Gesellschaft dafür zurück bekommt, ist reine Verachtung und nichts als Schläge. Auch die Beziehung zu seiner Mutter ist problematisch und eine Belastung für ihn. Flecks Geisteskrankheit wird durch die ständigen Demütigungen immer schlimmer und in einer Welt, die seiner Meinung nach „immer verrückter“ wird, scheint er schliesslich seine wahre Bestimmung einzig und allein auf der dunklen Seite zu finden – und wird nach und nach zum gefürchteten Joker, Batmans Erzfeind Nummer 1 und der grösste Verbrecher auf Erden. Von da an wird er nur noch eines unter seinen Mitmenschen verbreiten, und das ist Furcht.
Wann sind Medien jugendgefährdend? Medien sind jugendgefährdend, wenn sie geeignet sind, die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu gefährden. Keiner der oben aufgeführten Horrorfilme ist auf dem Index. Aber auch eine sogenannte Indizierung hat nicht das generelle Verbot eines Mediums zur Folge. Sie verhindert aber, dass Kinder und Jugendliche mit jugendgefährdenden Medien konfrontiert werden. Indizierungen geben zudem Eltern und anderen Erziehenden wichtige Anhaltspunkte für die Medienerziehung von Kindern und Jugendlichen. Wer aber übernimmt schlussendlich die Verantwortung? Eine Entscheidung für oder gegen einen Horrorfilm oder ein Horror verbreitendes Computerspiel ist immer auch eine Gratwanderung. Die Erziehenden haben sich zu entscheiden: Wollen sie Kinder und Jugendliche abschirmen vor diesen Risiken? Oder wollen sie Kinder und Jugendliche teilhaben lassen und sie befähigen, mit Horror und Angst umgehen zu lernen?
Die Resilienz stärken. Als Resilienz bezeichnet man in der Psychologie die Fähigkeit zu Belastbarkeit und zu innerer Stärke. Vor allem in der therapeutischen Arbeit wird verstärkt Wert darauf gelegt, Resilienz auszubilden und damit psychischen Störungen und anderen persönlichen Problemen vorzubeugen. (Aus: Stangl, W.: Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik, 2019). Könnte in diesem Sinne der Halloween-Horror sogar therapeutisch wirken? Könnte die auf Horror fixierte Filmindustrie sogar die Fähigkeit zur Belastbarkeit bei Kindern und Jugendlichen verbessern? Diese Fragen sind nicht einfach zu beantworten. Bestimmt spielen auch Charakter, Anlagen und Sensibilität des einzelnen Kindes oder des Jugendlichen eine wichtige Rolle.
Text und Foto (Symbolbild): Kurt Schnidrig