Im Schulhaus ist Ruhe eingekehrt. Dafür haben nun die Eltern mehr oder weniger freiwillig den Job der Schulkoordinatoren übernommen. Geht es nach den Vorstellungen der staatlichen Krisenmanager, sollten die Eltern zu Hause die Strukturen schaffen, die ein regelmässiges Lernen ermöglichen. Das ist wohl leichter gesagt als getan. Denn die Zwangsferien zu Hause könnten dauern. Das Virus beschert den Kindern und Jugendlichen lange Osterferien. Oder wurden bereits die Sommerferien eingeläutet? Ständig auf dem Smartphone herumtippen, die digitalen Posts herunterladen und einander in den sozialen Netzwerken verrückt machen – das könnte mit der Zeit süchtig und krank machen. Auch die Lektüre der unzähligen Artikel über das Corona-Virus wiederholen sich, verkünden eigentlich nur, dass die Forschung wenig weiss. Das alles ist nun mal echt kein Aufsteller. Meine Empfehlung: Sich mit einem unterhaltsamen Buch aus der digitalen Welt und aus all der virenfixierten Umgebung verabschieden.
Bücherlesen zur Entspannung. Wissenschaftliche und medizinische Lektüre wird einem in diesen Tagen bis zum Abwinken serviert. Die Lehrpersonen schicken haufenweise gescheite Aufgaben per Mail und die digitalen Anbieter wittern das grosse Geschäft mit Plattformen für die Schulen. Das digitale Arbeiten, das einen zwischenmenschlichen Präsenzunterricht höchstens ergänzen, niemals aber ersetzen sollte, ist nun zum alleinseligmachenden Gebot aufgerückt. Die Gefahr besteht, dass vieles, was jetzt in der Krise erprobt wird, auch nach dem Abflauen der Krise beibehalten werden wird. Die Annahme, dass Computer, Netzwerke und digitale Plattformen eine phantasievolle und kreative Lehrperson ersetzen können, könnte in einem fatalen Fiasko enden. Die im digitalen Zukunftsglauben aufwachsenden Kids von heute könnten die künftigen Kunden der Kommunikations-Seminare oder gar der psychiatrischen Einrichtungen sein. Nun, auch das Bücherlesen kann in dieser Situation kein Allheilmittel sein. Das gedruckte Buch ist jedoch etwas Sinnliches, es mildert die Abhängigkeit von den digitalen Maschinen, und vor allem ist man beim Lesen sein eigener Regisseur. Nachfolgend finden Sie, liebe Leser*innen, einige Lektüre-Vorschläge für Kinder und Jugendliche. Es handelt sich um Neuerscheinungen, die druckfrisch erhältlich sind.
Pferdebücher sind im Schwange. Insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen sind Pferdebücher sehr beliebt. Dazu gehört aktuell die „Ostwind“- Serie. Soeben herausgekommen ist der Band „Ostwind – Eine zauberhafte Begegnung“. Im neuen Band verhält sich das Pferd namens Ostwind eigenartig. Das Buch liest sich streckenweise wie ein Krimi. Ein Dieb schleicht sich ins Gestüt und bedient sich ungeniert von den vielen Utensilien, welche den Reiterinnen so lieb und ans Herz gewachsen sind. Die Erzählung berührt und schreckt auf, als gar Schrammen auf Ostwinds Fell entdeckt werden. Das phantastische Element hält Einzug in die Geschichte, als Gerüchte auftauchen, dass sich ein Einhorn im nahegelegenen Wald herumtreiben solle. (THiLO: Ostwind – Eine zauberhafte Begegnung. Ein cbj Kinderbuch, 2020. 48 Seiten. Für Leser*innen bis 8 Jahre.)
Freundschaft, Freiheit, Pferde! Auf beliebte Serien für Mädchen und Jungs hat sich der Carlsen Verlag spezialisiert. Dazu gehört etwa die Reihe „Wilde Horde“. Soeben erschienen ist der Band „Seelenpferde“. Protagonisten sind fünf Freunde und fünf Pferde. Nichts mögen sie lieber, als mit der wilden Horde durch die Wälder zu galoppieren. Doch dann droht alles auseinanderzubrechen: Eine Freundin soll ins Internat und ihr Pferd in einen Stall! Die fünf Freunde schmieden Pläne. Wie lässt sich das Schlimmste verhindern? Doch beim Beratschlagen über ein lösbares Problem entdecken sie plötzlich, dass es um viel mehr geht. Sie übersehen fast, dass nicht nur die Wilde Horde in Gefahr ist, sondern der ganze Wald und die ganze Welt. Ein warmherziges Buch von einer anerkannten Bestseller-Autorin. (Katrin Tempel: Wilde Horde. Seelenpferde. Carlsen Verlag, 2020. 256 Seiten. Altersempfehlung: 10 bis 14 Jahre.)
Jugendbücher, die auch Eltern noch kennen. Wer von uns Eltern hat sie sich früher nicht auch schon selber aus der Schulbibliothek geholt: DIE DREI ??? Und ja, es gibt sie immer noch! Sie bieten sich besonders auch in der gegenwärtigen Krise an, da Eltern mit Kindern „Schule spielen“ müssen oder dürfen. Soeben erschienen ist Die drei ??? Kreaturen der Nacht. Die Geschichte ist ganz schön vertrackt. Eine Hexe stiehlt Justus‘ Geldbörse und ein Sensenmann bricht in einen Trödelladen ein. Genau dieselben Kostüme wie die Kreaturen der Nacht trägt aber auch die Hip-Hop-Gruppe „FNTM“. Ist das alles nur ein Zufall? (Marco Sonnleitner: Die drei ??? Kreaturen der Nacht. Kosmos Verlag, 2020. 144 Seiten. Altersempfehlung: 10 bis 13 Jahre.)
DIE DREI !!! Mit vollem Einsatz für die Erde. Das Buch ist ein Gegenstück zu den drei ???, die fast ausschliesslich Jungs als Protagonisten aufweisen. Der aktuelle Band aus dieser Reihe behandelt topaktuell die gegenwärtige Klima- und Umweltthematik. Ein Sabotageakt vereitelt eine friedliche Demonstration für den Klimaschutz. Klar, das ist ein Fall für die drei Ausrufezeichen. Kim, Franzi und Marie sind „Die drei !!!“. Mutig und clever ermitteln die drei Detektivinnen, kein Fall ist für sie zu vertrackt, stimmig und nachvollziehbar nehmen sie die Ermittlungen auf. (Kirsten Vogel: Die drei !!!, 83, Voller Einsatz für die Erde. Kosmos Verlag, 2020. 160 Seiten. Altersempfehlung: 10 bis 13 Jahre.)
Etwas Kreatives tun, anstatt nur zu „gamen“. Der Autor Jeff Kinney ist ein New York Times-Bestsellerautor und wurde für seine Serie Gregs Tagebuch schon mehrmals mit dem Kids‘ Choice Award in der Kategorie Lieblingsbuch ausgezeichnet. Das Time Magazine zählt ihn zu den hundert einflussreichsten Menschen der Welt. Soeben herausgekommen ist Gregs Tagebuch 11 – Alles Käse! Greg hängt den lieben langen Tag am Smartphone und am Computer. Seine Mutter möchte, dass er etwas „Kreatives“ tut, anstatt seine Zeit tagelang mit Videospielen zu vertrödeln. Es braucht ja nicht einmal etwas Hochintelligentes zu sein, Hauptsache, man bewegt sich und stellt etwas Produktives auf die Beine! Greg zeigt sich einsichtig. Zusammen mit seinem besten Freund will er einen Film drehen und allen beweisen, dass in ihm noch mehr steckt als ein Player, Gamer und Influencer. (Jeff Kinney: Gregs Tagebuch 11 – Alles Käse! Baumhaus Verlag, 2020. 224 Seiten. Altersempfehlung: 10 bis 12 Jahre.)
Text und Foto: Kurt Schnidrig