Als Autorin und Vizepräsidentin des Literatur Club73 wartet Sieglinde Kuonen-Kronig aus Bitsch in diesem Frühjahr mit Band 2 ihrer Roman-Story auf. Bereits in ihrem Roman-Erstling hatte sie auf moderne Art und Weise versucht, neue Frauenbilder zu vermitteln. „Gelbe Tulpen vor dem Haus – Abschied und Aufbruch in einem Walliser Dorf“ – so hatte ihr Roman-Erstling geheissen. Nun erscheint die Fortsetzung mit dem Titel „Die Tulpen haben aufgehört zu blühen – Fernweh und Abgründe in einem Walliser Dorf“.
Nicole und Sophie, so heissen die beiden Protagonistinnen in ihrem Roman. Obschon die beiden Frauen in gegensätzlichen Welten leben und ihre Lebensplanung völlig unterschiedlich ist, verbindet Nicole und Sophie eine enge Freundschaft. Nicole ist in einem kleinen Dorf im Oberwallis aufgewachsen, sie arbeitet als Journalistin in Zürich. Sophie stammt ursprünglich aus Sitten, sie lebt aber seit der Geburt ihrer Kinder im Oberwallis. Es scheint, als hätten die beiden Freundinnen ihr Glück gefunden. Dann aber nimmt Nicole neue berufliche Herausforderungen wahr und Sophie hat sich mit Eheproblemen auseinanderzusetzen. Ereignisse treten ein, welche die beiden Frauen zu mutigen Entscheidungen zwingen. Gelingt es Nicole und Sophie, trotz aller Widerwärtigkeiten ihre Freundschaft zu bewahren? Lassen sich ihre Träume verwirklichen? Davon erzählt die Autorin in ihren Büchern.
„Die Vielfältigkeit und die Spektrumsbreite von Frauengestalten möchte ich in meinem Frauenroman aufzeigen.“
Sieglinde Kuonen-Kronig
Realistisch und lebensnah. Sieglinde Kuonen-Kronigs moderne Art, Frauenbilder literarisch zu vermitteln, lässt sich sowohl in der regionalen Literaturszene feststellen als auch in der Weltliteratur. Als „Speculative Fiction“ bezeichnet beispielsweise die kanadische Autorin Margaret Atwood ihre Erzählungen. Sie meint damit, dass ihre Geschichten der Realität sehr nahe kommen. Als typisches Beispiel für diese literarische Technik der spekulativen Fiktion kann der Roman „Der Report der Magd“ dienen, ein Frauenroman, den Atwood bereits in den 80er-Jahren geschrieben hat, und der zu einem Weltbestseller avanciert ist. Sie setzt sich darin mit dem Rollenverständnis von modernen Frauen auseinander. (Aus: Kurt Schnidrig: „Ein Leuchtturm in der Finsternis“, Seiten 274ff.)
Vielfältige und typisierte Frauengestalten. In ihrem Fortsetzungsroman „Die Tulpen haben aufgehört zu blühen“ legt die Autorin Sieglinde Kuonen-Kronig viele Fährten, die zu vielfältigen, typisierten und lebensechten Frauengestalten führen. Die „spekulative Fiktion“ ermöglicht es der Autorin, öffnender, mutiger und vielleicht auch etwas gewagter zu schreiben als in ihrem Erstling. Für das Publikum ergeben sich so Stoffe, die ein lustvolles Lesen garantieren. Die „spekulative Fiktion“ in modernen Romanen – auch bei Sieglinde Kuonen-Kronig – offenbart die Spektrumsbreite heutiger Frauengestalten. Es sind dies moderne Settings, lebensechte Settings, weit weg von Hollywood-Glamour und Happy-End-Phantasien.
Viel Raum zum Denken. Im Frauenroman „Die Tulpen haben aufgehört zu blühen – Fernweh und Abgründe in einem Walliser Dorf“ bieten lebensechte Settings viel Raum zum Denken. Wie lässt sich die Rolle einer modernen Frau neu definieren? Kann das „unitäre Selbst“, das in früheren Zeiten von Vererbung, Erziehung und Umwelt verordnete einzigartige Selbst der Frau, heutzutage vielfältiger gestaltet werden? Wie breit darf das Entwicklungs-Spektrum einer modernen Frau sein, damit sie noch gesellschaftliche Akzeptanz findet?
Stimmig und psychologisch tiefgründig. Der Fortsetzungsroman „Die Tulpen haben aufgehört zu blühen“ erzählt stimmig und psychologisch tiefgründig von unterschiedlichen Paarbeziehungen. Dabei zeigt er die Vielfältigkeit und die Spektrumsbreite von lebensechten Frauengestalten auf. Ein in jeder Hinsicht schillernder Roman über die Sehnsucht nach Selbstverwirklichung und nach alternativen Entwicklungsmöglichkeiten in einem zu engen Tal.
Text und Radiosendung: Kurt Schnidrig