Der Verein „Die schönsten Schweizer Dörfer“ hat sich viel vorgenommen. Er hat einen offiziellen Reiseführer zu den schönsten Schweizer Dörfern herausgegeben. Zumindest sind es die schönsten Schweizer Dörfer nach Meinung dieses Vereins. Rund 2250 politische Gemeinden gibt es in der Schweiz. Aus diesem riesigen Angebot hat der Verein die 43 „schönsten“ Dörfer ausgelesen und porträtiert. Wie nun die „schönsten“ Dörfer beschaffen sein sollen, darüber lässt sich natürlich endlos diskutieren und streiten. Für mich gehört zum Beispiel das alte Dorf mit der Kapelle Blatten zu den Allerschönsten im ganzen Land (Bild oben). Das Dörfchen Blatten ist aber leider in diesem offiziellen Reiseführer mit den schönsten Schweizer Dörfern nicht vertreten. Warum auch immer.
Sechs Dörfer aus dem Wallis haben es immerhin in diesen „offiziellen Reiseführer“ geschafft. Drei aus dem Oberwallis und drei aus dem Unterwallis, „schön“ verteilt unter den Kantonsnachbarn. Im Unterwallis sind die Dörfer Evolène, Grimentz und Saillon vertreten, im Oberwallis sind es Albinen, Ernen und Simplon-Dorf. Warum aber ausgerechnet diese drei Oberwalliser Dörfer?
Albinen hat es in den offiziellen Reiseführer „Die schönsten Schweizer Dörfer“ vor allem aufgrund der vielen Walliser Bergbauern-Häuser und Bergbauern-Scheunen geschafft. Diese seien immer noch bestens erhalten und wunderbar herausgeputzt, wird im Reiseführer gelobt. In Albinen scheint auch das alte Mühlen-Museum die Reiseführer-Macher beeindruckt zu haben. Komplimente verteilt werden im Reiseführer auch für das intakte Ortsbild von Albinen. Dieses sei „von nationaler Bedeutung“. In die erfreuliche Bewertung ist sowohl die Lage als auch die räumliche und architektonische Qualität mit eingeflossen. Alles in allem hat das Dorf Albinen mit dem Prädikat „hervorragend“ abgeschnitten.
Ernen gehört ebenfalls – gemäss offiziellem Reiseführer – zu den schönsten Schweizer Dörfern. Mit der Eröffnung der Furkastrasse um 1861 sah sich Ernen plötzlich abseits vom lauten Passverkehr angesiedelt, was sich später als Glücksfall entpuppen sollte. Gratulationen dürfen die Erner Gemeinderäte entgegennehmen. Sie hätten den Wert des Ortsbilds frühzeitig erkannt und bereits im Jahr 1943 ein strenges Baureglement erlassen. Insbesondere der Dorfplatz ist ein ausgesprochenes „Bijou“, er ist umrahmt von markanten Bauten. Das sogenannte „Tellenhaus“, mit der (vermutlich) ältesten Darstellung des Schweizer Nationalhelden Wilhelm Tell, ist zusätzlich von historischem Interesse.
Simplon-Dorf hat es als drittes Oberwalliser Dorf in diesen exquisiten Reiseführer geschafft. Insbesondere der Orts-Kern von Simplon-Dorf ist nun als „Ortsbild von nationaler Bedeutung“ eingestuft. Der Simplon hat während des 1. Weltkriegs eine tragende Rolle gespielt. Immer noch bestens erhalten ist der alte Säumerpfad mit dem „Alten Stall“. Auch die Kirche St. Gotthard und die Kapelle im Gabi sind von nationaler Bedeutung.
Der offizielle Reisführer, herausgegeben von der Edition Favre in Zusammenarbeit mit dem Verein „Die schönsten Schweizer Dörfer“, empfiehlt insgesamt 43 Ortschaften. Jede Ortschaft wird mit ihrer Geschichte, ihren Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten vorgestellt. Der Reiseführer rühmt sich, mit „einzigartigen und authentischen Erlebnissen“ aufzuwarten. Die folgenden Ortschaften sind beschrieben: Aarburg (AG) Albinen (VS) Ascona (TI) Avenches (VD) Bergün (GR) Bosco Gurin (TI) Brigels (GR) Bremgarten (AG) Büren an der Aare (BE) Diessenhofen (TG) Eglisau (ZH) Erlach (BE) Ernen (VS) Evolène (VS) Gersau (SZ) Grandson (VD) Grandvillard (FR) Grimentz (VS) Gruyères (FR) La Neuveville (BE) Le Landeron (NE) Lichtensteig (SG) Luthern (LU) Madulain (GR) Morcote (TI) Moudon (VD) Muggio (TI) Porrentruy (JU) Poschiavo (GR) Romainmôtier (VD) Rougemont (VD) Saillon (VS) Saint-Saphorin (VD) Saint-Ursanne (JU) Schwellbrunn (AR) Simplon-Dorf (VS) Soglio (GR) Splügen (GR) Triesenberg (FL) Trogen (AR) Tschlin (GR) Valangin (NE) Yvorne (VD).
Der lokale Tourismus gewinnt an Bedeutung, auch dies eine Erkenntnis, die sich dem offiziellen Reiseführer entnehmen lässt. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass viele grössere Städte während der Hochsaison überfüllt sind. Reisende möchten je länger je mehr die Dörfchen besuchen, die abseits der schon bekannten Städte liegen. Diese sind oftmals genau so charmant und idyllisch wie die Reiseziele, die überall im Angebot stehen und deren Reiz – nach einmaligem Besuch – am Verblassen ist. Allgemein lässt sich zusammenfassen, dass die beliebtesten Dörfchen in der Schweiz an einem See liegen oder aber hoch auf einem Berg angesiedelt sind.
Das schönste Schweizer Dorf? Dazu ist in diesem Reiseführer nichts zu finden. Vor kurzem hat aber eine breit angelegte Umfrage bei der Schweizer Bevölkerung ergeben: Das schönste Schweizer Dorf ist Trüeb, hochdeutsch Trub, im Berner Oberland. Trüeb, das idyllische Dörfchen im Emmental, hat das Schweizer Volk zum Schmuckstück der Nation auserkoren.
Text, Fotos und Radiosendung: Kurt Schnidrig