Am Internationalen Literaturfestival Basel trifft sich, was international und was besonders auch national literarisch tonangebend ist. Die Krönung des Festivals findet am Sonntag, 7. November, im Theater Basel statt. Mit Spannung erwarten wir die Verleihung des Schweizer Buchpreises. Für rro bin ich im Theater Basel mit dabei. Welches Buch ist das beste Schweizer Buch 2021? Die Gewinnerin oder der Gewinner des Schweizer Buchpreises wird erst am Sonntag um die Mittagszeit im Theater Basel bekanntgegeben. Vier Bücher sind auf der Shortlist für den Schweizer Buchpreis, zwei Autorinnen und zwei Autoren. Hier meine persönlichen Prognosen.
Auf Platz vier die Zürcher Autorin Veronika Suter, eine Buchhändlerin und Journalistin. Ihr Buch heisst „Grösser als du“. Darin sind 15 lose Erzählungen versammelt. Sie handeln von Beziehungen und vor allem von jenem Moment, wenn die Liebe in Gewalt umkippt. Es sind dies Frauengeschichten. Die Storys sind präzis erzählt und mit überraschenden Wendungen versehen.
Auf Platz drei der Berner Thomas Duarte, er hatte Geschichte und Philosophie studiert, dann das Studium abgebrochen und als Tramchauffeur gearbeitet. Sein Buch ist ein Debütroman, der von der Absurdität heutiger Lebens- und Arbeitsbedingungen handelt.
Auf Platz zwei der Aarauer Michael Hugentobler, ein freier Journalist. Er war dreizehn Jahre lang auf Weltreise. Nun hat er ein Buch geschrieben, so ganz nach dem Motto: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Das Buch trägt den Titel „Feuerland“. Der Protagonist in dieser Geschichte verfasst im 19. Jahrhundert ein ganz besonderes Wörterbuch, eines, das auf gar keinen Fall in die Hände der Nationalsozialisten geraten darf. Es ist dies auch ein Buch, das den Bogen schlägt von der kolonialen zur nazistischen Katastrophe.
Martina Clavadetscher ist für mich die Favoritin auf den Schweizer Buchpreis. Sie ist Dramatikerin und Hausautorin am Luzerner Theater. Als Literatin und Literaturwissenschaftlerin verfügt sie über die Kompetenzen, die erforderlich sind, um Bücher zu schreiben, die inhaltlich, sprachlich und literaturtheoretisch höheren Ansprüchen genügen. Ihr Buch heisst „Die Erfindung des Ungehorsams“. Drei Frauen stehen im Zentrum des Erzählten. Alle drei Protagonistinnen gehen auf ihre persönliche Art und Weise der Frage nach, was künstliche Intelligenz in ihrem Leben zu verändern imstande ist. Die eine träumt von neuartigen Maschinen, die andere ist Angestellte in einer chinesischen Sexpuppen-Fabrik. Die dritte Frau ist einer neuartigen Programmiersprache auf der Spur. Clavadetschers Roman brilliert durch die thematische Aktualität und durch die sprachliche Kraft.
Tja, schauen wir mal. Wie heisst es doch so schön: Denn erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Der Literaturbetrieb ist immer wieder für eine deftige Überraschung gut. Und die Protagonisten im internationalen Literaturbetrieb sind zuweilen auch einem kleinen Skandal nicht abgeneigt. Auf jeden Fall freue ich mich auf die vielen alten und neuen Bekanntschaften mit Literatinnen und Literaten in Basel. Und natürlich erhoffe ich mir auch spannende und interessante Insider-Geschichten, die ich Ihnen, liebe Hörer*innen und Leser*innen, im Verlauf der kommenden Wochen sehr gerne auf diesem Literatur-Blog und in der Sendung Literaturwelle im Live-Programm auf Radio Rottu Oberwallis präsentieren werde.
Text, Fotos und Radiosendung: Kurt Schnidrig