Die Schweiz hat einen Vogel – und das schon seit 90 Jahren. 1932 ist die Figur des Globi entstanden. Mitten in der Wirtschaftskrise und in den Zwischenkriegsjahren hatte die Warenhaus-Kette Globus den Globi als Werbefigur kreiert. Seither hat Globi einen Siegeszug angetreten. Heute ist Globi bei vielen Kindern ebenso bekannt wie das Heidi von Johanna Spyri. Globi hat sich als „Lausbub der Nation“ einen festen Platz in der Kinderliteratur ergattert. Vom Werbeträger ist der Globi später zu einer Symbolfigur geworden für die geistige Landesverteidigung. Für die Soldaten an der Front war er zum Spassmacher der Nation avanciert. Später schaffte es Globi sogar zur politisch reaktionären Figur in der 68er-Revolution.
Kritische Vorbehalte gegenüber der Globi-Figur gab es freilich zu allen Zeiten, das sei nicht verschwiegen. Nicht immer hatte der Globi eine stubenreine Rolle in Bild und Text gespielt. Rauchen, Saufen, Rassismus – an Vorwürfen und Anwürfen seitens von Eltern und auch seitens der Kinderbuch-Kritiker mangelt es nicht. Da ist es auch kein Wunder, dass einige ältere Globi-Bücher schon gar nicht mehr aufgelegt werden. Ein Vorwurf hält sich besonders hartnäckig: Einem Missionar gleich spaziert Globi in fremden Ländern herum, reisst seinen grossen Schnabel auf und spielt gegenüber Menschen in der Dritten Welt den grossen Helden, der weiss, was zu tun ist, um erfolgreich zu sein.
Reale Personen präsentieren sich kaum je in den Globi-Büchern. Mit einer Ausnahme allerdings. Im Jahr 2021 erschien das Globi-Buch „Globi und Roger“. In diesem Buch wird die Tennis-Institution Roger Federer verewigt. Ein einmaliges Ereignis in der 90-jährigen Geschichte der Globi-Bücher. Roger Federer soll sich als Figur in einem Globi-Buch pudelwohl gefühlt haben. Für King Roger seien die Auftritte in einer Globi-Geschichte ein Buben-Traum gewesen, heisst es aus berufenem Munde.
„Globis Winterbackbuch“ – so heisst das neuste Globi-Buch aus dem Jahr 2019, an dem Bäckermeister Lukas Imseng mitgearbeitet hat. Mit Lukas Imsengs raffinierten Rezepten kommt man gut durch den Winter, dafür bürgt der Globi als Gehilfe von Lukas höchstpersönlich. Wie lassen sich Speisen mit Gewürzen verfeinern? Wie kann man selbst weisse Schokolade herstellen? Dies nur zwei Beispiele aus dem reichen Fundus von überraschenden Koch- und Backanleitungen, die Lukas Imseng und sein Gehilfe Globi auf amüsante Art und Weise als Ko-Autoren beigesteuert und auf besonderen Themen-Seiten vermittelt haben. Als Schriftsteller allerdings wolle er sich nicht sehen, sagte mir Lukas Imseng freimütig in einem Interview. „Ich habe nichts anderes gemacht als Rezepte geschrieben“, berichtet er. Doch hat Lukas Imseng auch viel Bedenkenswertes in seine Globi-Bücher mit hineinverpackt.
„Wir haben keinen Bezug mehr zu den Lebensmitteln. Wir sollten nicht Tag für Tag so viel Essbares wegwerfen. Besser wäre: Nur immer so viel einkaufen, wie nötig.“
Lukas Imseng im Gespräch mit Kurt Schnidrig, anlässlich der Präsentation von „Globis Winterbackbuch“.
Auszeichnungen für seine Mitwirkung an Globi-Büchern hat Lukas Imseng bereits erhalten. Für „Globis grosses Frühstückbuch“ aus dem Jahr 2017 ist er beim Koch-Wettbewerb „Prix Prato“ mit Bronze geehrt worden.
Text, Bilder und Radiosendung: Kurt Schnidrig