„Mungga und der Eisriese“ – ein Bilderbuch zum Thema Gletscherschmelze

Sandra Schüpbach vom Verlag Valexpérience erzählt in der Buchhandlung ZAP Brig den Kindern aus „Mungga und der Eisriese“. (Bild: Kurt Schnidrig)

Die drei jungen Walliserinnen Elise Bourban, Lucie Germanier und Nathalie Hugon haben ein Bilderbuch geschrieben und illustriert. Das Bilderbuch trägt den Titel „Mungga und der Eisriese“. Das Bilderbuch will Kinder sensibilisieren für das Abschmelzen unserer Gletscher.

Die drei Autorinnen sind das Thema „Gletscherschmelze“ auf ihre Art angegangen. Das pädagogische Ziel ist klar ersichtlich: Man will mit dem Bilderbuch die Kinder sensibilisieren und mobilisieren. Die Protagonisten im Buch sind jedoch nicht die Menschen, sondern Tiere.

Hauptperson im Bilderbuch ist Mungga, ein Murmeltier, das sich wie ein Mensch gebärdet. Mungga kommt von der Schule und besucht ihren Grossvater. Doch Grossvater ist traurig, denn in seinem Garten tragen die Bäume keine Blätter mehr, die Margeriten haben ihre Farbe verloren und im Gemüsegarten sind die Tomaten und die Zucchini verdorrt.

Der Grossvater versucht dem Murmeltier Mungga zu erklären: Der Garten verdorrt, weil das Wasser fehlt. Der Grossvater erläutert die Zusammenhänge auf realistische Art und Weise: In den Bergen lebt ein Eisriese, ein Gletscher, und der ist krank, weil fast kein Wasser mehr von den Berghängen herunterfliesst.

Grossvater lässt es nicht mit Erklärungen bewenden. Er wartet mit einem Vorschlag auf: Jemand sollte zum Gletscher hochsteigen und den Eisriesen besuchen um herauszufinden, woran der Gletscher krankt und weshalb das Wasser fehlt.

Mungga, das Murmeltier, bietet sich an, den Berg hochzusteigen. Mungga möchte die Ursachen der Gletscherschmelze herausfinden. Doch auf Mungga (und wohl auch auf die jungen und älteren Leser:innen) wartet eine deftige Überraschung. Natürlich sei an dieser Stelle nicht allzu viel verraten. Nur so viel: Mungga entdeckt Tiere, die mit Hacken und Pickel das Eis bearbeiten.

Es sind die Tiere, die das Eis buchstäblich wegfressen. Mungga versucht alles, um den Tieren ihren Hunger auf das Eis auszutreiben. Mungga versucht den Tieren zu erklären, dass sie den Gletscher in Ruhe lassen sollten, weil sonst im Tal das Wasser fehlt.

Wird auf diese Art das Bilderbuch zu einem Märchenbuch? Kann man Kinder auf diese Art und Weise für den Klimawandel sensibilisieren? Wir haben den Verleger Phil Schüpbach vom Verlag Valexpérience mit diesen Fragen konfrontiert.

Kurt Schnidrig: „Mungga und der Eisriese“ – so heisst das Bilderbuch, das Sie als Verleger im Verlag Valexpérience herausgegeben haben. Erklären Sie uns bitte die Entstehungsgeschichte dieses Bilderbuchs?

Phil Schüpbach: Das Buch wurde von drei Frauen aus Sitten geschrieben und illustriert. Die Frauen haben sich zusammengetan, um auf eine Thematik aufmerksam zu machen, die heute omnipräsent ist. Es geht um die Klimaerwärmung und um den Gletscherschwund.

Beim Durchblättern des Bilderbuchs ist mir aufgefallen, dass der Gletscherschwund den Tieren angelastet wird statt den Menschen. Was sagen Sie zu dieser kritischen Sicht?

Ja, das kann man durchaus so sehen. Bei einem Bilderbuch oder Kinderbuch muss man aber auch immer an die Zielgruppe denken, das sind die Kinder. Den Kindern möchte man auf illustrative Art und Weise ein Thema näherbringen und ihnen etwas mitgeben, wovon sie lernen können. Dabei spielt es eigentlich nicht so eine wichtige Rolle, wer verantwortlich sein soll. In unserer Geschichte sind es tatsächlich Tiere, die das Eis wegfressen. Die Tiere kommen aber zur Vernunft und sie lernen, wie man sich richtig verhalten sollte.

Es sind die Tiere, die das Eis des Gletschers, das Eis der „Eisriesen“ buchstäblich wegfressen. Wäre es nicht angezeigt, den Kindern darüber hinaus auch die effektiven Ursachen der Gletscherschmelze zu vermitteln?

Ich denke sehr, dass das Buch zum Nachdenken anregt, und zwar auch familienintern, so dass auch die Eltern ihre Vorbilds-Rolle wahrnehmen und den Kindern beim Vorlesen und Erzählen auf einem zweiten Niveau auch erklären, was mit dem Buch effektiv gemeint ist.

Das Bilderbuch „Mungga und der Eisriese“ ist zuerst auf Französisch erschienen, nun auch in deutscher Sprache. Wie sind Ihre Erfahrungen bezüglich derart bilingue editierter Bücher?

Unser Verlag hat den Anspruch, alle Bücher zweisprachig herauszugeben. Wir sind in Siders zu Hause, an der Sprachgrenze. Wir leben und wohnen in einem bilinguen Kanton, deshalb haben wir mit diesem Vorgehen eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht. Wenn immer möglich, packen wir beide Sprachen ins gleiche Buch. Wenn dies nicht möglich ist, weil es beispielsweise vom Text her allzu schwerfällig wäre und das Buch allzu umfangreich würde, bringen wir eine übersetzte Version in deutscher Sprache heraus.

Sie haben das Buch in der ZAP Brig vorgestellt und Ihre Frau hat die Geschichte von Mungga und dem Eisriesen den Kindern erzählt. Die drei Autorinnen waren leider nicht anwesend. Handelt es sich dabei um eine Notlösung?

Es ist eine Lösung, die allen hilft. Die drei Frauen sind der deutschen Sprache nicht unbedingt mächtig. Da ich die Übersetzung des Buches gemacht habe und meine Frau sehr viel Erfahrung hat im Umgang mit Kindern, haben wir uns für dieses Vorgehen entschieden.

Hören Sie dazu den Podcast aus der Sendung Literaturwelle auf Radio Rottu Oberwallis. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig / Sarah Brunner / Monja Burgener)
Hören Sie das Original-Interview mit dem Verleger und Übersetzer Phil Schüpbach. (Quelle: rro / Kurt Schnidrig)

Literaturangabe: Elise Bourban, Lucie Germanier, Nathalie Hugon: Mungga und der Eisriese. Valexpérience.com Sarl 2024, 42 Seiten. Deutsche Übersetzung: Phil Schüpbach. Die französische Originalausgabe erschien unter dem Titel „MUNGGA et le Géant de Glace“.    

Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig