Ein emotionaler Martin-Suter-Roman: „Wut und Liebe“

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Der Schweizer Bestseller-Autor Martin Suter startet mit einem emotionalen Roman in den Frühling (Bild: Kurt Schnidrig)

Eine Liebesgeschichte? Ein Krimi? Vielleicht von beidem etwas. Auf jeden Fall wartet Martin Suter in seinem neuen Roman „Wut und Liebe“ mit einem raffinierten Plot auf.

Der Protagonist heisst Noah, ein junger Künstler, der ungeduldig auf den ersehnten Durchbruch in der Kunstbranche wartet. Seine Freundin heisst Camilla, sie ist eine hübsche Buchhalterin, die ganz einfach nicht mehr zuwarten möchte, bis ihr „Künstler“ endlich den Durchbruch schafft. Denn Camilla findet, dass zu ihr als einer schönen Frau doch ganz einfach auch ein schönes Leben gehöre.

Camilla ist des Wartens überdrüssig und verlässt ihren erfolglosen Künstler Noah. Das ist doch etwas erstaunlich, denn eigentlich liebt sie Noah. Eigentlich. Aber die schöne Camilla sucht jetzt einen Mann, der Geld hat wie Heu, und den findet sie auch ziemlich problemlos.

Carl heisst der Neue. Carl ist Personal Trainer und schwimmt tatsächlich im Reichtum. Camilla zieht ins Luxusappartement ihres neuen Liebhabers Carl. Camilla zeigt auch keinerlei Skrupel, sich von Carl aushalten zu lassen.

Doch auch Noah, Camillas Verflossener, ist kein Kind von Traurigkeit. Auch Noah wird fündig. Seine neue Flamme, seine Mäzenin, heisst Betty. Nur: Betty hat eine unbeschreibliche Wut in ihrem Bauch, seit sie ihren Mann verloren hat. Ein Geschäftspartner habe ihren Mann in den Tod getrieben, behauptet Betty im Brustton der Überzeugung.

Wutentbrannt fordert Betty: Eine Million für den, der diesen ehemaligen Geschäftspartner, diesen Unhold, erschiesst! Erst dann könne sie wieder in Ruhe schlafen, beteuert Betty.

Wie sowas endet? Ein klein wenig fühlte ich mich bei der Lektüre an Dürrenmatts Protagonistin Claire Zachanassian in „Der Besuch der alten Dame“ erinnert. Aber nur ein klein wenig. Denn bei Martin Suter kann so vieles ganz anders enden, als wie man sich als Leser das vorstellen mag. Typisch Martin Suter wäre beispielsweise eine Täter-Opfer-Umkehr, ein sogenannter Twist.

Nur so viel sei verraten: Der finale Todesschuss wird immer wieder verhindert, mal von einem Spaziergänger, mal von einem Hündeler… spannend zu lesen ist die Story bis zur letzten Seite.

Martin Suter: «Wut und Liebe». Diogenes-Verlag 2025, 304 Seiten.

Den Beitrag über Martin Suters neuen Roman „Wut und Liebe“ hören Sie am Sonntag, 11. Mai 2025.

Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig