„Live aus der Ukraine“: Luzia Tschirky berichtet von Begegnungen und Erlebnissen vor Ort.

on
Seit Russland die Ukraine am 24. Februar 2022 überfallen hatte, berichtete Luzia Tschirky aus der Ukraine. (Symbolbild: Kurt Schnidrig)

Luzia Tschirky hatte in Moskau und in Kiew gewohnt. Ausgezeichnet als „Journalistin des Jahres 2022“ hat sie nun ein Buch geschrieben mit dem Titel „Live aus der Ukraine“.

Es sind vor allem Tschirkys authentische und lebensechte Berichte aus dem Kriegsgebiet, die berühren und die auch aufwühlen. Es sind aber auch Berichte, die Hintergründe und bisher weitgehend unbekannte Fakten an den Tag bringen.

Luzia Tschirky war dort, wo der Krieg das Leben von Millionen Menschen auf einen Schlag katastrophal verändert hat. Sie war bei den Menschen in der Ukraine. Den russischen Grossangriff hatte sie erlebt als einen Wendepunkt in unserer Zeitrechnung.

In Russland hat die Journalistin aber auch erfahren, wie sich Repression auswirkt und wie sie Menschen zutiefst verletzt. Tschirky dokumentiert in ihrem Buch, was blinde Gewalt für Menschen bedeutet. Eindrücklich schildert sie ihre Begegnungen und Erlebnisse vor Ort.

Auch persönlich ist die Journalistin ein Opfer dieses unsagbaren Kriegs geworden. Möglich, dass das Schreiben eines Buches auch eine Art Therapie ist für all das Erlittene und Erfahrene an der Kriegsfront. Beispielsweise hatte die Korrespondentin ihre Wohnung räumen müssen.

Wo Krieg ist, da regiert die Angst. Nebst der Existenzangst im Kriegsgebiet kam für Tschirky noch die Angst um ihren Ehemann dazu. Weil ihr Ehemann einen russischen Pass hat, wäre es für das Paar allzu gefährlich gewesen, weiterhin in Moskau oder in Kiew zu leben.

Die Existenzangst, die Angst ums eigene Leben, wurde zusätzlich befeuert durch ein Gesetz, das die Russen erlassen hatten. Das Gesetz stellt „die Verbreitung falscher Informationen“ über die russische Armee unter Strafe. Nach russischem Gesetz könne schon in ein Straflager kommen, wer das Wort „Krieg“ in den Mund nehme, schreibt Tschirky. Der Kreml spricht lediglich von einer „militärischen Spezialoperation“.

Nur schon der Gebrauch des Wortes „Krieg“ in einem ihrer Berichte hätte die Korrespondentin Luzia Tschirky bis zu fünfzehn Jahre Straflager gekostet, schreibt sie. Und weil ihr Mann einen russischen Pass besitzt, wäre für das Paar ein längerer Aufenthalt in Russland zu gefährlich gewesen.

Ob all dieser Unwägbarkeiten hat sich Luzia Tschirky entschieden, nicht nur ihre Wohnung zu räumen, sondern auch ihren Job als Korrespondentin in Russland aufzugeben.

Text, Bild und Radiosendung: Kurt Schnidrig